Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
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Elementen- und Geschlechterwechsel der Akteure<br />
<strong>Der</strong> kosmologische <strong>Drachenkampf</strong> der Veden, der Kampf Indras gegen<br />
Ahi-Vritra, verbindet den Drachen nicht nur nicht mit dem feuchten<br />
Element, dem Wasser, wie die Gleichnisse des vorderen Orients, genauer<br />
noch: wie jene der semitischen Überlieferung, sondern er variiert<br />
außerdem noch das Geschlecht. Vritra ist ein Dämon der Trockenheit,<br />
des heißen Windes, gegen den Indra ständig zu Felde zieht und den er<br />
schließlich mit seinem Donner und Regen besiegt genauso wie in<br />
China der C'in lung mit seinem Donner und Regen den Tiger des Westens<br />
überwindet.<br />
Zu erwähnen sind hier auch die<br />
Drache Gattin Sw Sw<br />
Kind<br />
wird von Sw bedroht<br />
mythologischen Vorlagen der<br />
Ritter Blaubart-Märchen und -<br />
sagen, in denen die Helden<br />
weiblich sind.<br />
In den russischen und italieni-<br />
schen Fassungen erscheint an seiner (des Blaubarts) Stelle der Drache,<br />
der Winter- oder Todesdrache, der Herr des Totenreiches. Er wird in<br />
diesen Märchen zwar nicht getötet, wohl aber besiegt und nach dem<br />
Vorbild der Heldin wird ein Weg gezeigt, auf dem man seiner Macht<br />
entkommen kann. Die List der Heldin, die alle anderen toten Vorgängerinnen<br />
miterlöst, führt zur Wiedergeburt oder zum Frühlingserwachen.<br />
<strong>Der</strong> Drache erliegt hier nicht dem Kampf, sondern schließlich<br />
seiner eigenen Neigung, die das Leben liebt, das sich aus seiner<br />
Umarmung befreit. Die Jungfrau rettet sich in diesen Versionen selbst,<br />
die Opfer und Held gleichsetzen, und gemahnt an den Dualismus oder<br />
die Stellvertretung von Persephone und Kore, der Gemahlin des Hades,<br />
der sie immer wieder für eine Hälfte des Jahres freigeben muß, oder<br />
verweist auf die Kongruenz der Initiation mit der Wiedergeburt, aber<br />
auch auf spezifische verwandtschaftsrechtliche Strukturen.<br />
In diesem Kontext steht auch ein georgisches Märchen, dessen Schema<br />
man als Vorlage jener aus Frankreich bekannten Bearbeitungen über<br />
die Schöne und das Biest ansehen kann. <strong>Der</strong> Drache ist im georgischen<br />
Märchen ein verwunschener Ehemann, der seine Gattin (die jüngste<br />
von drei Schwestern) mit sich in die Unterwelt nimmt, aus der sie<br />
schwanger nachhause zurückkehrt, um das Kind auszutragen. Vom<br />
Neid der Schwestern verfolgt, gerät sie in große Not, aus der sie ihr