Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
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Inbegriff der Begierde und des Eigenwillens, um den himmlischen<br />
Menschen, gezeichnet im Schema des <strong>Drachenkampf</strong>es, begründet den<br />
Fall dieses Engels und seiner Gefolgschaft, d.h. deren Rolle im Sündenfallsdrama.<br />
Paradies= ornatus dei Adam<br />
Samael/Lucifer Gott<br />
Nach dem Sturz in die Finsternis erscheint Samael/Lucifer in der Rolle<br />
der Schlange, die Eva verführt (siehe folgendes Schema).<br />
Samael wird theologisch als der Widerwille oder Eigenwille dargestellt,<br />
der sich von der Regierung des Geistes getrennt hat und nun<br />
seinerseits versucht, den Verstand ausschließlich in seinen Dienst zu<br />
stellen, und damit, Adam Kadmon gegenübergestellt, als Prinzip der<br />
sich selbst bedienenden Begierde, d.h. als selbstsüchtiger Trieb.<br />
Paradies Frucht<br />
Schlange Adam/ Eva<br />
<strong>Der</strong> Fall Adams erscheint dann als die Unterwerfung seines Willens<br />
unter das Verlangen. In der Aufforderung Gottes, dem Menschen, d.h.<br />
seinem Ebenbilde, zu huldigen, erscheint die enge Bindung des Samael<br />
zum himmlischen Menschen als Verhältnis des Verstandes (dem<br />
Abbild des Geistes im Menschen) zum Begehren und in der Möglichkeit<br />
seiner Zügelung die Autonomie des Willens hinsichtlich seines<br />
Gebrauchs von Sinn und Verstand. In dieser Zeichnung erscheinen<br />
Adam (Hoffnung auf die Besonnenheit) und der „Teufel“ (Höriger der<br />
Begierde) als feindliche Brüder und durch seine Beziehung auf Eva<br />
wird Adam wegen seines Verlangs nach ihr zum Opfer der Schlange,<br />
zumal Eva als Objekt des Verlangens der Schlange näher steht, als der<br />
Mythos zunächst zu sagen scheint.<br />
Während das Verhältnis des Adam zu Samael das von Verstand und<br />
Begehren ist, das des Adam zu Gott das Verhältnis von Verstand und<br />
Geist, ist das Verhältnis des Adam zu Eva das eines vom Verstand oder<br />
vom Begehren regierten Willen, dargestellt<br />
im Bilde der Geschlechterdifferenzierung,<br />
da sie als Menschen hinsichtlich ihrer<br />
Verständigkeit gleichen Wesens sind. Mit<br />
dieser Betonung der sexuellen Differenz<br />
wird aber die potentielle Gleichstellung ihrer<br />
Beziehung über den Verstand verhüllt zugunsten jener Affekte und