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Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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44<br />

kraft ihrer Autonomie gegenüber allem Männlichen; aus dem gleichen<br />

Grunde ist sie auch Hetäre.<br />

Mit der Jungfrau und dem Schatz wird der patrilineare Held Inhaber<br />

des mütterlichen Geheimnisses, das er der väterlichen Autorität unterwirft,<br />

aber im Märchen wie im Mythos ist die Mäßigung des Begehrens,<br />

ja seine völlige Bezwingung, die Voraussetzung der Erlösung der<br />

Jungfrau oder des Schatzes, während die Hebung des Nibelungenschatzes<br />

und der Ringbesitz der Heldensage unzügelbare Gewalten entfesselt,<br />

er zwar auch das Begehren erzeugt, aber es vor allem mit der<br />

aggressiven Kraft destruktiver Triebe ausstattet, weil das von ihm<br />

wachgerufene Begehren sich auf etwas richtet, das dem Helden nicht<br />

zusteht (gestohlener Schatz, den er selbst auch wieder stehlen will),<br />

also die ungezügelte Gier herausfordert, die sich leicht verleiten läßt.<br />

Auch hier hätte Mäßigung zum wahren Sieg geführt, wie in den Versionen,<br />

die durch diese Version also mit dem Hinweis kommentiert wird,<br />

daß der Held dieser Epoche die Gabe der Mäßigung oder Besonnenheit<br />

verloren habe und deshalb in sein Verderben stürzt. <strong>Der</strong> Held ist von<br />

seiner sittlichen Reife her der Herausforderung des Schatzes nicht<br />

gwachsen und wird als gescheiterter Held auch für seine Gefolgschaft<br />

zum Türöffner des Verderbens.<br />

Das Metall und seine Zeit werden in der Völsungensage zum Symbol<br />

der Todesmächte und ihrer Herrschaft. A.J.Toynbee kommentiert als<br />

Historiker: "Die Erfindung der Metallverarbeitung legte die Saat der<br />

Klassenunterschiede und Klassenkämpfe." 12<br />

Auch die etymologischen Gleichungen der entsprechenden Worte deuten<br />

die gleichen Zusammenhänge an: idg. reudh für rot, lat. raud(us)<br />

für Metall, altsl. rud(a) für Metall, an. raudhe für Roterz und sumerisch<br />

(u)rud für Kupfer vermitteln den Symbolwert des "roten Goldes"<br />

der Sage (Rot-Kupfer-Metall) und den Weg des Kupfers als Rohstoff<br />

der Metallverarbeitung.<br />

Ahd. smid(a) für Metall, smeid(ar) für Metallkünstler gehören zu<br />

(sch)mett(ern), >mett< und (sch)meiß(en), welche selber wieder auf<br />

aisl. meitil für Meißel, gr. matall(on) für Metall, aram. Matl(a) für<br />

Stange, hebr. Metil für geschmiedeter Stab und ägypt. Madh(at) für<br />

Meißel verweisen. Mit diesen Wörtern sind auch (Ge)schmeid(e) und<br />

hebr. samid für Armband zu verbinden und diese wieder mit Schmutz<br />

und Schmant (Fett), womit der Glanz des Geschmeides umschrieben<br />

wird. Glanz und Geschmeide, d.h. Schmuck, werden auch in der ur-<br />

12 A.J.Toynbee, Menschheit und Mutter Erde, Frankfurt, Berlin, Wien 1982, S.48

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