Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
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Auf die funktionale Äquivalenz des zerstückelten Weltdrachens mit<br />
dem zerstückelten Weltmenschen (Purusha, Panku, Ymir, Baiame etc.)<br />
soll hier auch hingewiesen werden. Die Völsungensage der Edda stellt<br />
diese Gleichung indirekt her. Fafnir ist der Sohn Hreidmars, des Riesen,<br />
an den der Schatz Andwaris ging, und Fafnir ist auch der Drache,<br />
den Sigurd auf der Gnitaheide besiegt.<br />
Die Gegenspieler (Helden) der Herausforderer (Drachen) werden als<br />
Götter, Gottheiten oder Helden, als frühreife Kinder, Jungen und Übermenschen,<br />
Schamanen oder als Initiationskandidaten dargestellt. In einigen<br />
wenigen Versionen erscheinen sie auch als Jungfrauen oder<br />
junge Frauen. Die Helden sind außerdem auch als "Heilbringer" zu erkennen.<br />
Sie treten entweder alleine auf oder haben hilfreiche Unterstützung<br />
aus der Zauberkraft ihrerselbst oder der ihrer Helfer. Auf diese<br />
Weise kommen Tiere und Sachen ins Spiel, die auf wundersame Weise<br />
oder wie Individuen das Handeln ihrer Meister unterstützen. Diese<br />
Helfer verweisen häufig auf einen schamanistischen Kontext in der<br />
Kultur, welche die Geschichte erzählt, oder auf eine einst gültige<br />
schamanistische Schicht in der Kulturentwicklung, besonders, wenn<br />
sie mit der Amputation von Körperteilen des Helden in Beziehung gebracht<br />
werden, die mit ihrer Hilfe wieder rückgängig gemacht wird<br />
(Wiederzusammensetzung des Zerstückelten).<br />
<strong>Der</strong> Held ist häufig auch vater- und/ oder mutterlos, d.h. ohne legitimes<br />
Herkommen oder erbberechtigte Abstammung. Er tritt als Fremder ein<br />
in die Sphäre des Volkes, dem er hilft, und wird dank seine Taten, oder<br />
speziell durch die Belohnung mit seiner Aufnahme in das Volk (Heirat<br />
der Prinzessin) zu einem Mitglied des Volkes. Oder er ist halbgöttlicher<br />
Herkunft, d.h. eines seiner Elternteile ist dann göttlich. Aber ihm<br />
wird auch parthenogenetischer Ursprung nachgesagt, was seiner Stellung<br />
als ein Gott entspricht, der sich inkarniert hat, d.h. er gilt dann als<br />
ein Avatar.<br />
Alle Gründer patriarchaler Dynastien, die eine andere patrilineare oder<br />
eine matrilineare Filiationsrechnung ablösen, werden im Mythos als<br />
ausgesetzte Kinder dargestellt, die glücklich gefunden werden und<br />
entweder in aller Stille heranwachsen, bis die Zeit ihres Wirkens da ist,<br />
oder als frühreife und wunderbare Kinder von sich reden machen. Ihre<br />
Vorgeschichte erklärt, warum sie Götter oder Helden ohne Eltern sind,<br />
die sie nach der vorherrschenden Deszendenzregel in dem Volk ihres<br />
Wirkens nicht haben können. Diese später als große Drachentöter oder<br />
Bezwinger von Ungeheuern hervortretenden Helden werden mit ihrer<br />
Heldentat zu den Gründern ihrer Dynastien. Ihre eigentümliche