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Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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liesin als Gwion auszuweisen, der verbotenermaßen vom Kessel der<br />

Ceridwen trank und daraufhin inspiriert und hellsichtig wurde. Seiner<br />

Verfolgung durch Ceridwen versuchte er genauso zu entgehen wie der<br />

Bauernsohn dem Riesen. Auch Bechsteins Märchen von den Kindern<br />

des Zauberers arbeitet mit diesem Gleichnis: Entweichen durch Verwandlung.<br />

Zum Lebenssymbol des Ringes aus Metall gehört aber auch der Hammer<br />

als Werkzeug seiner Gestaltung, zum Lebenssymbol des Ringes in<br />

der Gestalt des Ank-Symbols aber der Lingam als dessen Entsprechung,<br />

dessen phallische Bedeutung auch in der Variation als Axt,<br />

Schwert oder Degen, d.h. in den Bildern männlicher Aktivität oder Tätigkeit,<br />

zu beachten ist. Das Wort Metall bedeutet originär dasselbe wie<br />

die Wörter Stange oder Meißel, d.h. es spricht den Sinn des Werkzeugs<br />

an sich aus. <strong>Der</strong> Ring und der Hammer (Axt, Stange, Schwert etc.)<br />

zusammen repräsentieren daher auch den ursprünglichen, androgynen<br />

Drachen, der nicht nur beide, Frau und Mann, schützt, sondern deren<br />

schöpferische Potentialität selbst darstellt, und dessen Tod daher auch<br />

im initiationsmythischen Kontext den Tod der Jungfrau und des Knaben,<br />

der göttlichen Verliebten (oder ihre Gram) und den Tod des göttlichen<br />

Kindes im Manne bedeutet.<br />

Das Verhältnis von Hammer und Ring kommt in solchen Geburtshelfermythen,<br />

wie den griechischen Mythen von Prometheus oder Hephaistos<br />

zum Ausdruck; dem kabirischen Titanen und dem lemnischen<br />

Kabiren, der auch als Sohn des Titanen galt. Ihre kabirische Genealogie<br />

stellt sie direkt neben die große Mutter, über die sie für diese Rolle<br />

der mythischen Geburtshelfer prädestiniert sind. Hammergeburten sind<br />

in der griechischen Mythologie stehende Metaphern für Götter- oder<br />

Heldengeburten.<br />

Die eine Hälfte des Drachenringes steht also auch in diesem Kontext<br />

für das Leben und die andere für den Tod; und der Ring des Drachens<br />

stellt die ewige Wiederkehr des Lebens durch den Tod hindurch dar.<br />

Im Schema: Drache- anthropomorpher Held, befreit der Tod des Drachen<br />

die Jungfrau zur Mutter und den Knaben zum Mann, er ist die<br />

Voraussetzung der Geburt des sterblichen Menschen und in der Wiederkehr<br />

der Heldenprobe die Herausforderung des Lebens durch den<br />

Tod. Dies wird besonders deutlich in jenen <strong>Drachenkampf</strong>mythen<br />

initiationsmythischen Charakters, in denen das oder die Opfer des Drachens<br />

vom Sieger, der hier stets Schamane oder Initiierter ist, zum<br />

Leben wiedergeboren wird. Die australische Mythe von Nomurngguns<br />

Kinderraub führt uns in diesen Kontext ein.<br />

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