Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Diese Legende setzt die gleiche Beziehung zwischen der Schlange und<br />
Eva wie die peratische Lehre. Ophiten und Peraten sahen in ihr den<br />
Logos der Eva und sie bezogen sich dabei auch auf die Feststellung,<br />
daß hebr. Nachasch auch den Phallus bedeutet (siehe Ezech.XVI,31).<br />
Auch in diesem Hinweis auf das männliche Geschlechtsorgan wird die<br />
Gleichsetzung der Eva mit dem Leben und ihre Ausrichtung auf das<br />
Wollen und Begehren nur unterstrichen, durch deren Zusammenwirken<br />
die Fortpflanzung angeregt wird und stattfindet. Eva wird auch in<br />
dieser Version als ein ursprünglich androgynes Wesen kenntlich,<br />
dessen Teilung ähnlich begriffen werden muß wie im phrygischen<br />
Agdistis-Mythos.<br />
Michal (Eva?) N.N.<br />
Adam Schlange (feindl. Bruder)<br />
77<br />
Die Autoren der Genesis<br />
haben also das Verhältnis:<br />
große Mutter-Gatte/Sohn,<br />
das für das<br />
kabirische Mythologem<br />
typisch ist, umgekehrt und streichen die Mutterschaft der Eva bei der<br />
Schlange ohne ihre Beziehung, die durch sie erklärt wird, aufzugeben<br />
und bedienen sich der mütterlichen Ursprungssymbolik in einer<br />
abstrakteren Fassung, die sie aber über die Verbindung mit der<br />
Schlange negativ werten. Die Schlange ist hier zwar ganz deutlich<br />
männlich gezeichnet, aber das Männliche ist mit ihrer Gestalt von dem<br />
väterlichen Zuständigkeitsbereich (Geist, Licht) in den mütterlichen<br />
(Trieb, Finsternis) übersetzt worden, was seine rein geschlechtliche<br />
Repräsentanz hier zeigt. Die kabirische Gruppierung wird von den<br />
Genesisautoren bewahrt, aber anders differenziert; die Orientierung<br />
nach dem Geschlecht wird ergänzt um die beiden schon genannten<br />
Duale, der unbesiegbare Sohn der großen Mutter wird zur Schlange in<br />
dem Gleichnis des vom Menschen unbesiegbaren Bösen, der als ihr<br />
Opfer das Urmenschenpaar gegenübergestellt wird, zu dem die große<br />
Mutter und ihr Gatte aus der kabirischen Triade umgedeutet werden.<br />
Instruktiv ist auch, wie die Genesisautorenschaft bei der Einführung<br />
der Eva vorgeht. Adam wird zuerst geschaffen, auf seine irdische<br />
Herkunft, d.h. auf seinen erdmütterlichen Ursprung, wird nur noch<br />
andeutungsweise hingewiesen und er wird zum Herrn der Kreatur ernannt.<br />
Nachdem er unter den Tieren keine Gefährtin finden konnte,<br />
schuf Gott Eva aus einer Rippe Adams, ein Vorgang, der auf die ursprünglich<br />
nichtirdische, außergewöhnliche Herkunft der Eva hinweist,<br />
der sie aber zugleich mit Adam in eine ihm untergeordnete Beziehung<br />
bringt, obwohl sie nichts anderes verkörpert als das Verlangen des