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Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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117<br />

Coniraya besiegt den Drachen, der Pachacamacs Töchter bewacht und<br />

vergewaltigt die ältere Schwester, während die jüngere- unterdessen zu<br />

ihrer Mutter fliehen kann.<br />

Die von Cauillaca zurückgekehrte Mutter ist so erzürnt darüber, daß<br />

sie Coniraya verfolgt. <strong>Der</strong> stellt sich ihr scheinbar, aber nur, um ihr<br />

dann vollends entkommen zu können, weil er die List der Mutter<br />

durchschaut hat, mit der sie seiner habhaft werden will.<br />

<strong>Der</strong> Held des <strong>Drachenkampf</strong>s ist hier ein Schatzräuber, dem sein Besitz<br />

wieder von der Mondgöttin abgejagt wird.<br />

In beiden Geschichten der Mythe versucht Coniraya in eine Linie einzudringen,<br />

die sich ihm erfolgreich widersetzt und die Folgen seiner<br />

listigen oder gewaltsamen Überrumpelungsversuche vereitelt, einmal<br />

durch Versteinerung, das andere Mal, in dem die Mutter der geschändeten<br />

Tochter Coniraya vertreibt. So demonstriert der Sieg über den<br />

Drachen zwar Conirayas Stärke, aber er ist doch genauso machtlos gegenüber<br />

dem mütterlichen Geheimnis wie deren Hüter ihm gegenüber.<br />

Kondor + Sonne/ Coniraya Mond/ Pachacamac<br />

Fuchs - Kondor<br />

Puma + Puma Fuchs<br />

Fuchs - Falke Papagei<br />

Falke + Taube<br />

Papagei - Fisch<br />

Nicht nur das Schema der Geschichte, sondern auch die nähere Bezeichnung<br />

der Cauillaca als eine Huaca, läßt die Conirayamythe auch<br />

vegetationsmythisch erscheinen. A. Metreaux schreibt in seinem Aufsatz<br />

über "Die Mythologie der Südamerikaner": "Mit huaca wurde in<br />

Alt-Peru jeder Gegenstand, jede Erscheinung bezeichnet, wenn man<br />

eine Kundgebung des Übernatürlichen darin erblickte. Solche huacas<br />

konnten Berge, Flüsse, Seen oder auch seltsam geformte Felsen<br />

sein." 36 In den huaca haben wir also ein Konzept vor uns, das der<br />

hebräischen Vorstellung von der Schechina verwandt ist. Bis in die<br />

Gegenwart hinein wird den huacas geopfert, deren chthonischer Charakter<br />

ohne Zweifel ist. <strong>Der</strong> erste Teil der Mythe zeichnet also die sehr<br />

einseitige Liebe eines Himmlischen zu seiner auserwählten Chthonischen<br />

und die verhängnisvolle Antwort auf seinen Betrug, während der<br />

zweite Teil das Verhältnis der Sonne zur Mondgöttin, die mit der<br />

chthonischen Religion verbunden ist, darstellt.<br />

36 A.Metreaux, in: P.Grimal, Mythen der Völker III, Frankfurt 1967, S.199

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