Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
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Coniraya besiegt den Drachen, der Pachacamacs Töchter bewacht und<br />
vergewaltigt die ältere Schwester, während die jüngere- unterdessen zu<br />
ihrer Mutter fliehen kann.<br />
Die von Cauillaca zurückgekehrte Mutter ist so erzürnt darüber, daß<br />
sie Coniraya verfolgt. <strong>Der</strong> stellt sich ihr scheinbar, aber nur, um ihr<br />
dann vollends entkommen zu können, weil er die List der Mutter<br />
durchschaut hat, mit der sie seiner habhaft werden will.<br />
<strong>Der</strong> Held des <strong>Drachenkampf</strong>s ist hier ein Schatzräuber, dem sein Besitz<br />
wieder von der Mondgöttin abgejagt wird.<br />
In beiden Geschichten der Mythe versucht Coniraya in eine Linie einzudringen,<br />
die sich ihm erfolgreich widersetzt und die Folgen seiner<br />
listigen oder gewaltsamen Überrumpelungsversuche vereitelt, einmal<br />
durch Versteinerung, das andere Mal, in dem die Mutter der geschändeten<br />
Tochter Coniraya vertreibt. So demonstriert der Sieg über den<br />
Drachen zwar Conirayas Stärke, aber er ist doch genauso machtlos gegenüber<br />
dem mütterlichen Geheimnis wie deren Hüter ihm gegenüber.<br />
Kondor + Sonne/ Coniraya Mond/ Pachacamac<br />
Fuchs - Kondor<br />
Puma + Puma Fuchs<br />
Fuchs - Falke Papagei<br />
Falke + Taube<br />
Papagei - Fisch<br />
Nicht nur das Schema der Geschichte, sondern auch die nähere Bezeichnung<br />
der Cauillaca als eine Huaca, läßt die Conirayamythe auch<br />
vegetationsmythisch erscheinen. A. Metreaux schreibt in seinem Aufsatz<br />
über "Die Mythologie der Südamerikaner": "Mit huaca wurde in<br />
Alt-Peru jeder Gegenstand, jede Erscheinung bezeichnet, wenn man<br />
eine Kundgebung des Übernatürlichen darin erblickte. Solche huacas<br />
konnten Berge, Flüsse, Seen oder auch seltsam geformte Felsen<br />
sein." 36 In den huaca haben wir also ein Konzept vor uns, das der<br />
hebräischen Vorstellung von der Schechina verwandt ist. Bis in die<br />
Gegenwart hinein wird den huacas geopfert, deren chthonischer Charakter<br />
ohne Zweifel ist. <strong>Der</strong> erste Teil der Mythe zeichnet also die sehr<br />
einseitige Liebe eines Himmlischen zu seiner auserwählten Chthonischen<br />
und die verhängnisvolle Antwort auf seinen Betrug, während der<br />
zweite Teil das Verhältnis der Sonne zur Mondgöttin, die mit der<br />
chthonischen Religion verbunden ist, darstellt.<br />
36 A.Metreaux, in: P.Grimal, Mythen der Völker III, Frankfurt 1967, S.199