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Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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Äußerungen, zu Gleichnissen des Verhaltens, des Konflikts, des Komplexes<br />

oder der Strukturen, die das Verhalten integrieren, d.h. Mythos<br />

und Märchen verwandeln sich unter der Hand der Psychologen<br />

unversehens in die literarische Form der Allegorie. Wir haben es also<br />

in den meisten Fällen psychologischer Deutung weniger mit einer Mythen-<br />

und Märchendeutung als vielmehr mit einer paraphrasierenden<br />

Neuschöpfung psychologischer Allegorien zu tun, wenn die Interpretation<br />

sich ausschließlich auf die Schlüssel der Psychologie beschränkt.<br />

<strong>Der</strong> Psychologe beutet die Symbolwelt des Mythos und des Märchens<br />

aus, um die Träume, die er zu deuten versucht, in weitere sinnvolle<br />

Zusammenhänge des Geistes stellen zu können, oder er reduziert diese<br />

Gattung auf das System seiner Traumdeutungen, wenn ihn die oft<br />

verblüffenden Übereinstimmungen dazu hinreißen und vergessen<br />

lassen, daß sein Vergleichen nur ein Abspiegeln verschiedener Formen<br />

des Geistes ist, die man nicht ohne triftige Gründe auf einander reduzieren<br />

oder aus einander ableiten kann.<br />

Dieser allegorisierende Umgang der Psychologen mit überliefertem<br />

Geistesgut ist durchaus<br />

abendländische Tradition. Sie<br />

hat ihre Vorläufer und Vorbilder<br />

in den Beispielen der christlichen<br />

Integration und Umdeutung<br />

autochthonen, d.h. von ihm<br />

selbst als heidnisch abqualifizierten<br />

Traditionsgutes. Im<br />

Zusammenhang unserer Thematik<br />

dürfte wohl das bekannteste<br />

Beispiel die Legende vom hl.<br />

Georg sein. Georg von Lydda, ein Heerführer des Kaisers Diocletian,<br />

der als Märtyrer seines Glaubens starb, soll vor seinem Opfertod noch<br />

einen Drachen besiegt haben, der die Königstochter Cleolinde als<br />

Opfer für sein Wohlverhalten forderte. <strong>Der</strong> dankbaren Cleolinde<br />

erklärte Georg nach seiner Heldentat, daß die Kraft, welche seinen<br />

Sieg ermöglicht hatte, von Gott gekommen wäre und deshalb auch<br />

Gott als der wahre Sieger dieses Kampfes angesehen werden müßte,<br />

woraufhin das Volk der Prinzessin Cleolinde zum Christentum konvertierte.<br />

Zeitraum und Ort dieser Legendenbildung lassen unschwer erkennen,<br />

daß wir mit ihr nur eine christlich überarbeitete Fassung aus der<br />

Heilsgeschichte des Mithras-Kultes vor uns haben, der unter den römi-<br />

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