Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
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Das folgende Schema faßt die knappe Skizze der mythologischen Integration<br />
des <strong>Drachenkampf</strong>mythos zusammen:<br />
Die Drachen sind männlich, wenn ihre Mütter ihr menschliches Antlitz<br />
zeigen und sie werden zum Gegenpol des Helden, den er besiegt, z.B.<br />
zum feindlichen Bruder.<br />
Herausforderer Antworter<br />
Drache Held<br />
Drache Zwillinge<br />
feindlicher Bruder Bruder<br />
eifersüchtige Geliebte neuer Geliebter<br />
ihre Kinder fressende Mutter Opfer/ Held<br />
ihre Kinder fressender Vater Opfer/Held<br />
Auch jene Helden des <strong>Drachenkampf</strong>es, die in ihren Mythen nicht direkt<br />
als astrale oder metereologische Götter angesprochen werden,<br />
verweisen aber durch einzelne Attribute auf jene Funktionen: Keule,<br />
Schleuder, Speer, Pfeil etc. für Donner, Blitz und Strahl etc.<br />
Damit haben wir vorläufig einen allgemeinen Rahmen für die Zuordnung<br />
auch der <strong>Drachenkampf</strong>mythen gewonnen, in denen ein menschlicher<br />
oder anthropomorpher Held der Gegner des Drachen ist, dessen<br />
Geschlecht entsprechend seiner thematischen Konfiguration entweder<br />
weiblich oder männlich ist wie übrigens auch der Held.<br />
Ein weitergehender Vergleich sollte auch Mythen hinzuziehen, die<br />
zwar diesem Schema folgen, aber einige Elemente von ihnen variieren.<br />
So finden sich Mythen, welche die Tiere, die das Ungeheuer repräsentieren,<br />
die Schlange oder den Drachen, austauschen; ihrer symbolischen<br />
Funktion äquivalente Tiere sind: Wal, Wolf, Kuh (Ochs), Bär,<br />
Tiger, Pferd oder menschenähnliche Ungeheuer etc. In dieser Variation<br />
lassen sich dann die entsprechenden amerikanischen und sino-tibetischen<br />
Mythen zuordnen (z.B. das chinesische Bärensohn-Märchen).<br />
Dabei wird man auch auf Überlieferungen stoßen, die sich nicht auf ein<br />
Tier festlegen, sondern in ihrer Auswahl schwanken oder mehrere berücksichtigen,<br />
z.B. zwei oder drei Ungeheuertiere aufbieten, die<br />
entweder in der Rolle des Helfers oder des Herausforderers erscheinen.<br />
Die germanische Mythologie nennt neben der Midgardschlange den<br />
Fenriswolf und Urko, die Weltkuh (Weltstier). Auch der den Mond<br />
fressende Managarmr (Mondwolf) wird oft als Drache abgebildet<br />
(siehe das Nordportal der Schottenkirche (St.Jakob) zu Regensburg); in<br />
der babylonischen, ägyptischen und griechischen Mythologie sind das<br />
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