Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
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der die Heldentat vollbringt, den Drachen zu töten. In dem Bühnenbild,<br />
das wir bereits entrollt haben, steht Leto da, den Gott auf dem Arme,<br />
während der Ruf >Je Paian< ertönt. Wie in Athen sind also die Tötung<br />
des Unholds und die Neugeburt des Gottes als die zwei Seiten des Dramas<br />
nahe verbunden gewesen. Das Opfer ist die Enstehung der Welt,<br />
der Besieger des Dämons ist der Gott, der in seiner ganzen Macht und<br />
Herrlichkeit emporsteigt. In ihrer Bilderpracht bewahrt die Mythologie<br />
lange die Erinnerung an den kultischen Hintergrund der Sage." 27 Die<br />
Anspielung an das Geschehen, das die Mysterien grundsätzlich verschweigen,<br />
der Opfertod eines alten Gottes zugunsten einer neu<br />
entstehenden Welt und seine Wiedergeburt in seinem Widerpart,<br />
unterstreicht einmal mehr die Beziehung der <strong>Drachenkampf</strong>- und Weltmenschmythen.<br />
Apoll erscheint hier kaum noch erkennbar, so Grönbech,<br />
als der große Sohn der großen Mutter und der <strong>Drachenkampf</strong><br />
wird zur Erlösungsgarantie. Die griechische Verwandlung des Vegetationsmythologems<br />
bedient sich dabei durchaus auch der orientalischen<br />
Vorlagen des theogonisch-kosmologischen <strong>Drachenkampf</strong>es und projiziert<br />
ihr Schema auf das Mysterium der vegetationsmythisch gestalteten<br />
Wiedergeburtslehre, das auf diese Weise seine neue, patriarchal<br />
gefärbte Interpretation erfährt. Entweder wird in den altorientalischen<br />
<strong>Drachenkampf</strong>mythen die Erde vor dem Untergang bewahrt oder<br />
aus den Teilen des besiegten Drachens wird der Kosmos neu geschaffen.<br />
Neugeburt des Gottes und Sieg über das Ungeheuer sind also wie<br />
die Weltenstehung mit dem Aufstieg des neuen Götterhelden zu<br />
verbinden oder gleichzusetzen, mit dem Vorrang, den Marduk oder<br />
Horus damit erringen. Das aber ist auch in der Bambutifassung genauso<br />
deutlich wie in den altorientalischen Versionen, während es bei<br />
dem Pythokampf der aufwendigen Arbeit philologischen Schließens<br />
bedarf, um das gleiche auch in dieser Mythe wiederzuerkennen.<br />
27 Vilhelm Grönbech, Götter und Menschen, Greichische Geistesgeschichte II,<br />
Reinbek 1967, S.120