24.04.2013 Aufrufe

Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

88<br />

der die Heldentat vollbringt, den Drachen zu töten. In dem Bühnenbild,<br />

das wir bereits entrollt haben, steht Leto da, den Gott auf dem Arme,<br />

während der Ruf >Je Paian< ertönt. Wie in Athen sind also die Tötung<br />

des Unholds und die Neugeburt des Gottes als die zwei Seiten des Dramas<br />

nahe verbunden gewesen. Das Opfer ist die Enstehung der Welt,<br />

der Besieger des Dämons ist der Gott, der in seiner ganzen Macht und<br />

Herrlichkeit emporsteigt. In ihrer Bilderpracht bewahrt die Mythologie<br />

lange die Erinnerung an den kultischen Hintergrund der Sage." 27 Die<br />

Anspielung an das Geschehen, das die Mysterien grundsätzlich verschweigen,<br />

der Opfertod eines alten Gottes zugunsten einer neu<br />

entstehenden Welt und seine Wiedergeburt in seinem Widerpart,<br />

unterstreicht einmal mehr die Beziehung der <strong>Drachenkampf</strong>- und Weltmenschmythen.<br />

Apoll erscheint hier kaum noch erkennbar, so Grönbech,<br />

als der große Sohn der großen Mutter und der <strong>Drachenkampf</strong><br />

wird zur Erlösungsgarantie. Die griechische Verwandlung des Vegetationsmythologems<br />

bedient sich dabei durchaus auch der orientalischen<br />

Vorlagen des theogonisch-kosmologischen <strong>Drachenkampf</strong>es und projiziert<br />

ihr Schema auf das Mysterium der vegetationsmythisch gestalteten<br />

Wiedergeburtslehre, das auf diese Weise seine neue, patriarchal<br />

gefärbte Interpretation erfährt. Entweder wird in den altorientalischen<br />

<strong>Drachenkampf</strong>mythen die Erde vor dem Untergang bewahrt oder<br />

aus den Teilen des besiegten Drachens wird der Kosmos neu geschaffen.<br />

Neugeburt des Gottes und Sieg über das Ungeheuer sind also wie<br />

die Weltenstehung mit dem Aufstieg des neuen Götterhelden zu<br />

verbinden oder gleichzusetzen, mit dem Vorrang, den Marduk oder<br />

Horus damit erringen. Das aber ist auch in der Bambutifassung genauso<br />

deutlich wie in den altorientalischen Versionen, während es bei<br />

dem Pythokampf der aufwendigen Arbeit philologischen Schließens<br />

bedarf, um das gleiche auch in dieser Mythe wiederzuerkennen.<br />

27 Vilhelm Grönbech, Götter und Menschen, Greichische Geistesgeschichte II,<br />

Reinbek 1967, S.120

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!