Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
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Adam, das nur eine Gefährtin zu befriedigen vermag. Andererseits<br />
weisen diese Geburtsumstände Evas Besonderheit gegenüber Adam<br />
aus, sie ist aus der Rippe und er aus der Erde, und begründen nach dem<br />
<strong>Drachenkampf</strong>mythologem ihre Funktion als Schatzräuberin und<br />
Mittäterin beim Schatzraub.<br />
Die Genesisautoren betonen aber einen anderen Aspekt der Geburtsumstände:<br />
So wie das Ebenbild Gottes nicht Gott sein kann, so<br />
kann das Ebenbild Adams, das aus ihm gezeugt worden ist, nicht höher<br />
als er selbst stehen und auch nicht gleicher Art sein. Eva repräsentiert<br />
aus theologischer Sicht deswegen einen Teilaspekt Adams, den Triebaspekt,<br />
der den Kontakt mit dem Eigenwillen der Schlange vermittelt,<br />
d.h. die Verführbarkeit Adams erst möglich werden läßt.<br />
Auch über die Rolle, die der Erzengel Michael in der erwähnten Legende<br />
spielt, können wir einen Zugang zu dieser Deutung finden, denn<br />
einen vergleichbaren Beitrag des Michael an der Menschenschöpfung<br />
berichtet auch das Targum Jeruschalmi. Hier sammelt der Erzengel<br />
Michael den Staub, aus dem der Mensch geformt wird. Graves kommentiert<br />
ganz in unserem Sinne: "Da die<br />
Jhw<br />
jüdischen Rabbinen ältere Überlieferungen...<br />
Adam Eva lieber veränderten als eliminierten, könnte man<br />
eine ursprüngliche Geschichte annehmen, in der<br />
Schlange<br />
Michal (nicht Michael) von Hebron, die Göttin,<br />
von der David sein Königtum durch die Ehe mit<br />
ihrer Priesterin erlangte, die Schöpferin Adams<br />
gewesen wäre." 22<br />
Diese Gleichsetzung der Michal mit Michael legt das Ebioniterevangelium<br />
nahe, das Wallis Budge in seinen "Miscellaneos Coptic Texts"<br />
wiedergibt. Graves übersetzt die entsprechende Stelle: "Es steht im<br />
Evangelium an die Hebräer geschrieben, daß der gute Vater im Himmel,<br />
als Christus zu den Menschen auf die Erde kommen wollte, eine<br />
große Macht herbeirief, deren Name Michael war, und in deren Obhut<br />
gab er Christus. Und diese Macht stieg auf die Erde herab und wurde<br />
Maria geheißen, und Christus war sieben Monate in ihrem Schoß, wonach<br />
sie ihn gebar..." 23<br />
Die androgyne Gleichung: Michael= Maria legt förmlich die Schlußfolgerung<br />
nahe, daß diese "Macht Gottes", wie dieser Name (Mika-el)<br />
in der Regel übersetzt wird, weiblichen Charakters ist, und daß diese<br />
22 R.Graves, Die weiße Göttin, Hamburg 1985, S.183<br />
23 R.Graves, Die weiße Göttin, Hamburg 1985, S.184