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Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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78<br />

Adam, das nur eine Gefährtin zu befriedigen vermag. Andererseits<br />

weisen diese Geburtsumstände Evas Besonderheit gegenüber Adam<br />

aus, sie ist aus der Rippe und er aus der Erde, und begründen nach dem<br />

<strong>Drachenkampf</strong>mythologem ihre Funktion als Schatzräuberin und<br />

Mittäterin beim Schatzraub.<br />

Die Genesisautoren betonen aber einen anderen Aspekt der Geburtsumstände:<br />

So wie das Ebenbild Gottes nicht Gott sein kann, so<br />

kann das Ebenbild Adams, das aus ihm gezeugt worden ist, nicht höher<br />

als er selbst stehen und auch nicht gleicher Art sein. Eva repräsentiert<br />

aus theologischer Sicht deswegen einen Teilaspekt Adams, den Triebaspekt,<br />

der den Kontakt mit dem Eigenwillen der Schlange vermittelt,<br />

d.h. die Verführbarkeit Adams erst möglich werden läßt.<br />

Auch über die Rolle, die der Erzengel Michael in der erwähnten Legende<br />

spielt, können wir einen Zugang zu dieser Deutung finden, denn<br />

einen vergleichbaren Beitrag des Michael an der Menschenschöpfung<br />

berichtet auch das Targum Jeruschalmi. Hier sammelt der Erzengel<br />

Michael den Staub, aus dem der Mensch geformt wird. Graves kommentiert<br />

ganz in unserem Sinne: "Da die<br />

Jhw<br />

jüdischen Rabbinen ältere Überlieferungen...<br />

Adam Eva lieber veränderten als eliminierten, könnte man<br />

eine ursprüngliche Geschichte annehmen, in der<br />

Schlange<br />

Michal (nicht Michael) von Hebron, die Göttin,<br />

von der David sein Königtum durch die Ehe mit<br />

ihrer Priesterin erlangte, die Schöpferin Adams<br />

gewesen wäre." 22<br />

Diese Gleichsetzung der Michal mit Michael legt das Ebioniterevangelium<br />

nahe, das Wallis Budge in seinen "Miscellaneos Coptic Texts"<br />

wiedergibt. Graves übersetzt die entsprechende Stelle: "Es steht im<br />

Evangelium an die Hebräer geschrieben, daß der gute Vater im Himmel,<br />

als Christus zu den Menschen auf die Erde kommen wollte, eine<br />

große Macht herbeirief, deren Name Michael war, und in deren Obhut<br />

gab er Christus. Und diese Macht stieg auf die Erde herab und wurde<br />

Maria geheißen, und Christus war sieben Monate in ihrem Schoß, wonach<br />

sie ihn gebar..." 23<br />

Die androgyne Gleichung: Michael= Maria legt förmlich die Schlußfolgerung<br />

nahe, daß diese "Macht Gottes", wie dieser Name (Mika-el)<br />

in der Regel übersetzt wird, weiblichen Charakters ist, und daß diese<br />

22 R.Graves, Die weiße Göttin, Hamburg 1985, S.183<br />

23 R.Graves, Die weiße Göttin, Hamburg 1985, S.184

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