Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

II
Die germanische Mythe neben der Märchenversion und anderen
Traditionen
Die Völsungensage verbindet das Drachenkampfmotiv mit dem Raub
des metallurgischen Geheimnisses. Lokis List bringt die Asen in den
Besitz des roten Goldes (Schatz) und des Ringes der Macht, mit dem
sie allein sich aus der Verlegenheit gegenüber dem Riesen Hreidmar
und seinen Söhnen Regin und Fafnir,
in die sie Loki gleichfalls brachte, befreien
können. Aber der Fluch des
Hechtes, des Zwergen Andwari
(siehe: Otter und Hecht; Edda), ruht
auf dem Ring, der jedem, der ihn
trägt, Verderben bringt. Da die Götter
beides, Ring und Schatz, als Lösegeld
sich aneignen, das sie Hreidmar
auszahlen müssen, mischt sich zudem
Lokis Schadenfreude in diesen Fluch.
So wechseln Schatz und Ring von den schmiedekundigen Zwergen
über die Götter zu den Riesen, die gleichfalls schmiedekundig und teilweise
sogar als Zwerge (Ambivalenz) dargestellt werden, und mit dem
Ring geht auch sein Fluch weiter.
Fafnir tötet seinen Vater Hreidmar aus Besitzgier und macht Regin und
seinen Schwestern die Ansprüche auf den Ring erfolgreich streitig. In
der Gestalt eines Drachen bewacht er den Ring und seinen Schatz auf
der Gnitaheide. Das genealogische Verhältnis der Drachenverwandtschaft
in dieser Überlieferung skizziert das folgende Schema.
Hreidmar
Sigurd Fafnir Regin
←→
Held Drache Schmied
Inzestsproß Vatermörder feindlicher Bruder
Regin erscheint unterdessen in Hjalpareks Reich als Schmied des Herrschers,
in dessen Lehre Sigurd, der Völsungenheld, eingetreten ist. Metallurgie,
Schmiedekunst und Drachenhaftigkeit werden auch in dieser
Sage als tellurische Metaphern miteinander in eine Beziehung gesetzt,
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