Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
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lenismus und die religiösen Sondertraditionen des anderen Missionsraumes<br />
abgelöst hat.<br />
<strong>Der</strong> Drache als Urwesen und Ursprungsgestalt, als Wahrer und Wächter<br />
der tiefsten Geheimnisse, im Märchen als Hüter der mannigfaltigen<br />
Schätze, mit der Anspielung auf seine Hellsichtigkeit, die mit dem<br />
Vorhandensein eines realen dritten Auges bei Reptilien und Echsen<br />
(Parietalorgan, das bei den Säugetieren zur Zirbeldrüse verkümmert<br />
ist) gut zusammengeht, ist wohl das mythische Vorbild der griechischen<br />
Wort- und Namenswahl und macht seine semantische Verwendung,<br />
speziell zur Bezeichnung von besonderen Schlangen und Echsen<br />
und den ihnen ähnlichen Fabelwesen verständlich. Noch in diesem<br />
Wesen selbst erscheint also jener Zwiestreit, von dem die Mythen<br />
handeln, in denen sie die Hauptrolle spielen. Die Empfindlichkeit für<br />
das Lichte und Geistige, welche im Parietalorgan zum Ausdruck<br />
kommt, und die erdverbundene Schlangengestalt des Körpers (ohne<br />
Extremitäten), welche das tellurische Wesen dieses Tieres wie bei keinem<br />
anderen Tiere unterstreicht, macht es zum Inbegriff des Geheimnisses<br />
der Einsenkung des Geistes in die Materie, in den Stoff, in die<br />
Erde.<br />
<strong>Der</strong> Ableitung des Lehnwortes "Drachen" von lat. "draco" steht eine<br />
andere ebenso wahrscheinliche Ableitung von dem germanischen<br />
"Track" gegenüber, der nicht nur als ein bösartiges Wesen dargestellt<br />
wurde, sondern auch als Diener seines Herrn, der ihn unterworfen<br />
hatte. <strong>Der</strong> in Grimms "Deutscher Mythologie" erwähnte Milchtracken,<br />
der den Kühen die Milch aussaugt, ist eine der bekannteren Trackengestalten.<br />
Dieses "track" könnte auf idg. trak= "ziehen, sich bewegen"<br />
oder auf idg. trak= "drehen, drängen, drücken" zurückgehen. Genauso<br />
möglich wäre aber auch, das germanische Track als eine Dialektabweichung<br />
des Wortes „Drache“ (nach draco) anzusehen, nachdem es<br />
einmal als Lehnwort Eingang in die Sprache gefunden hat. Welche<br />
Wurzel dem Drachennamen zugrunde zu legen ist, werden die Etymologen<br />
entscheiden müssen.<br />
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