Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

damit die Erde wieder für die Menschen bewohnbar machen. 17 Die
melanesischen Mythen ähneln den amerikanischen Zwillingsmythen
teilweise sehr, aber auch einigen afrikanischen Mythen, wenn man von
der Zweiteilung des Helden absieht. Wir nennen hier das Beispiel, das
die Kombo (Nordost-Neuguinea) erzählen, von dem Ungeheuer Johac
und den Zwillingen Ninguningu und Nambalia.
Dagegen schildert die Mythe der Marind-anim vom Dema Yawi das
Motiv vom Raub des Lebenskrautes in Verbindung mit dem Drachenkampf
ähnlich wie das Gilgamesh-Epos. Hätte der Pflegevater dem
Yawi rechtzeitig die Unsterblichkeits-Medizin gegeben und nicht der
Schlange, dann wäre er unsterblich geworden. Diese Schlange traf die
Frauen beim Waschen an und verschlang sie alle. Nur das Kind einer
schwangeren Frau konnten die Männer, die sie besiegten, retten, den
Stammvater eines totemistischen Clans. 18 Die Konstellation der beteiligten
Personen im Marind-Anim-Mythos und im Gilgamesh-Epos:
Pflegevater (unaufmerksam)
Schlange Yawi Unsterblichkeitsmedizin
(Räuber) (Opfer) (Schatz)
Utnapishtim (Spender)
Schlange Gilgamesh Lebenskraut
(Räuber) (Opfer) (Schatz)
unaufmerksam
Auch Yi, der gute Schütze der chinesischen Mythologie, der die neun
Sonnen abschoß, gelangte zum König des Westens (!) wie Gilgamesh,
von dem er (wie jener) das Lebenskraut erhielt, das ihm die Mondkröte
stahl (wie jenem die Schlange).
Während die Schlange des Gilgamesh-Epos, der Bibel oder der Marind-anim-Mythe
das Lebenskraut oder die Frucht raubt oder den Raub
einfädelt, bewacht der Drache des Hesperidengartens seine Früchte, die
Herakles rauben soll (spiegelsymmetrischer Vorzeichenwechsel).
Er ist hier also ein Hüter des Schatzes wie Fafnir, den er sich in den
anderen Versionen erst noch aneignen muß. Herakles brachte Atlas
17 Siehe: Rose Schubert, Mythologische Untersuchungen an ozeanischem Mythenmaterial,
Wiesbaden 1970
18 Siehe: P.Wirz, Die Marind-anim von Holländisch- Süd-Neu-Guinea, Hamburg
1922/5
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