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Unbekannte Bauwerke im Eisgrub - Feldsberg-Areal - Friedl Dieter

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<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong><br />

Außer den vielen Verschönerungen des <strong>Eisgrub</strong>er Parks, die der regierende Fürst mit beträchtlichem<br />

Aufwande hatte ausführen lassen; ausser so vielen anderen wichtigen Bauen, die während<br />

seiner beglückten Regierung in Wien, und auf seinen ausgebreiteten Herrschaften ausgeführt, zu<br />

einer Zelt ausgeführet wurden, wo während des so lange gedauerten Kriegs 60 so mancher Künstler<br />

und Handwerksmann, ohne Ihm kein Verdienst gehabt hätte; in dieser wollte er seine weise Regierung<br />

durch Aufstellung eines eigenen Nazionaldenkmahls verewigen.<br />

Hiezu war anfänglich, schon 1797, eine prächtige, mit aller Kunst der heutigen Architektur<br />

aufzubauende Kirche, an die Stelle des alten, ganz baufälligen Gemeindwirthshauses zu <strong>Eisgrub</strong>,<br />

wozu schon Riße und Uiberschläge entworfen waren, best<strong>im</strong>mt. Da aber einige unvernünftige<br />

<strong>Eisgrub</strong>er Einwohner, wenn gleich an die Stelle des baufälligen Rathhauses ein solides, und ein zu<br />

einem Wirthshause weit schicklicheres, mehr als viermahl soviel werth seyendes obrigkeitliches<br />

Gebäude der Gemeinde abgetreten, und als Eigenthum übergeben werden wollte, gegen diesen<br />

großmüthigen Plan he<strong>im</strong>lich murrten und dies dem guten Fürsten zu Ohren kam: so wurde er<br />

sogleich geändert, und der Fürst beschloß die Erbauung des orientalischen Thurms, nachdem er,<br />

ungeachtet dieser groben Beleidigung, noch so gnädig gewesen, das baufällige Gemeindwirthshaus<br />

auf eigene Kosten von Grund aus herstellen, erweitern, und zu einem ordentlichen Einkehrhause für<br />

die öfters ankommenden Fremden brauchbar machen zu lassen, um zugleich diese gerade auf dem<br />

Hauptplatze, mitten unter ansehnlichen fürstlichen Gebäuden gestandene, das Auge beleidigende<br />

Ruine aus dem Gesichte zu bekommen.<br />

Der regierende Fürst entwarf selbst die Idee zu diesem orientalischen Thurm, welche der<br />

fürstliche Architekt Herr Joseph Hardtmuth zur Bewunderung seiner Zeltgenossen auszuführen<br />

verstand. Der Platz dazu wurde in gerader Richtung von dem Sommerschloße aus nach der äußersten<br />

nordöstlichen Grenze des Gartens best<strong>im</strong>mt, so, daß sich itzt dies Gebäude vom Schloßpartere<br />

aus als ein schönes Point de vue ausn<strong>im</strong>mt.<br />

Im Herbste 1797 wurde der Grund in einer Fläche von 100 □ Klafter 61 ausgehoben, <strong>im</strong> Winter<br />

1798 schlug man die nöthigen Bürsten 62 und Roste, um für die berechnete Schwere des Gebäudes<br />

einen sichern Grund zu haben. Im Frühjahr 1798 stieg der eigentliche Bau. Es wurden zur Legung<br />

des künstlichen Grundes<br />

- Merkwürdigkeiten, Seite 9 -<br />

500 Stück erlene Bürstenpfähle, jeder mit einem eisernen Schuh versehen, und 3 Wiener Klafter 63<br />

(5,7 Meter) lang mit schweren, durch Pferde getriebenen Schlagmaschinen in den auf zehn Schuh<br />

(3,2 Meter) tief ausgehobenen Grund genau nebeneinander geschlagen, indessen Tag und Nacht<br />

eine große, auch mit Pferden getriebene Schöpfmaschine das häufig durch den Wellsand von dem<br />

höher gelegenen nicht weit entfernten Tayafluße zufließende Wasser unausgesetzt ausheben mußte,<br />

um die Arbeit nicht zu hindern. Auf diese Pfähle wurden 96 starke, eichene Röste aufgezapft, mit<br />

hinlänglichen eisernen Bändern, und starken eisernen Schlüßen verbunden, dann der erste Grund<br />

von Quader-Steinen aufgemauert, und bis über den Horizont der Erde herausgeführt, worauf dann<br />

das 36° - 2ʹ - 6ʺ 64 hohe Thurm-Gebäude 1802, bis auf die innern Verzierungen vollendet wird.<br />

Dieser Thurm ist perspektivisch gezeichnet, und als Titelkupfer gestochen, bei dem fürstlich<br />

Lichtensteinschen Schematismus vom Jahre 1803 befindlich; schöne Abdrücke davon in größerm<br />

Format sind in Artarias Kunsthandlung in Wien zu haben.<br />

Schon das bloße Gerüst, welches freitragend bis auf die oberste Höhe des Thurms 12mal<br />

schneckenförmig sich um denselben wand, und welches an der Außenseite ein verschaltes Geländer<br />

sicherte, war sehenswerth, und wegen der Art seiner festen Verbindung merkwürdig, Alles Materiale<br />

wurde auf demselben hinauf getragen, auch die Quadersteine von 10 und mehr Zentner 65 Schwe-<br />

60<br />

Koalitions- / Napoleonische Kriege von 1792 bis 1815.<br />

61<br />

100 Quadrat-Klafter = 359,66 m²; ca. 19 x 19 m; 1 Quadrat-Klafter = 3,596652 m² (Klafter, tschech. sah)<br />

62<br />

Piloten.<br />

63<br />

1 Klafter [° od. Klft.] = 6 Schuh [’] = 72 Zoll [”] = 1,8965 m.<br />

64<br />

36 Klft. 2’ 16 ” = 69,06 Meter / 59,39 m → KORDIOVSKÝ, Das <strong>Areal</strong> von Lednice und Valtice, 2006, S. 35.<br />

65<br />

10 Zentner = 560 Kilogramm; 1 Zentner = 56,0060 kg.<br />

Seite 38

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