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Unbekannte Bauwerke im Eisgrub - Feldsberg-Areal - Friedl Dieter

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<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong><br />

Auf dem Hauptges<strong>im</strong>se, über den Säulen, stehen zwölf Minarets, von 12’ (3,8 m) Höhe 120 , um welche<br />

sich Roßschweife en basrelief winden; die Spitzen tragen gleichfalls vergoldete Knöpfe mit<br />

Halbmonden. Die Moschee ist 58½ Fuß (18,5 m) 121 hoch, und über dieselbe erhebt sich der eigentliche<br />

Thurm, der drei Gallerien hat. Bis zur ersten mißt er 36 (11,4 m), zur zweiten 43½<br />

(13,75 m) 122 , bis zur dritten 48 (15,2 m) 123 , und bis in die Laterne 30’ (9,5 m) 124 . Er hält <strong>im</strong> unteren<br />

Durchmesser 30 (9,5 m), von der Moschee bis zur ersten Gallerie 27 (8,5 m), bis zur zweiten 24<br />

(7,6 m), weiterhin 21 Fuß (6,6 m), und ist bis zur zweiten Gallerie achteckig, weiterhin aber rund.<br />

Die ersten Gallerien haben ein steinernes, die letzte ein eisernes Geländer. Die Laterne oder Kuppel<br />

ruht auf acht gothischen 6’ (1,9 m) hohen Säulen. In dieselbe führt eine freitragende Schneckenstiege<br />

von 302 steinernen Stufen, die einen höchst interessanten Anblick gewährt, da man bis zur Laterne<br />

durch den hohlen Raum hinauf sehen kann. Das ganze Gebäude ist durchaus von Steinen aufgeführt,<br />

die Gallerien ruhen auf massiven Tragebalken, und sind mit eisernen Geländern versehen.<br />

Die Kabinette sind sämmtlich <strong>im</strong> orientalischem Style eingerichtet und verziert, mit kostbaren Ottomanen,<br />

Teppichen u. s. w. versehen; an den Wänden, so wie außen allenthalben am Gebäude, sind<br />

Sprüche des Koran angebracht. Die Aussicht<br />

„Wien’s Umgebungen…“ Seite 387<br />

aus der Laterne ist reizend. Man übersieht den ganzen Park, dessen heitere Wasserflächen und malerische<br />

Baumpartien einen überaus anmuthigen Anblick geben: ja die ganze Gegend schein ein<br />

ungeheurer Park zu seyn, da man alle die Anlagen und Gebäude, bis gegen <strong>Feldsberg</strong> hin, übersieht.<br />

Der The<strong>im</strong>wald, die Auen von Lundenburg, Kostel, die Polauer Berge begrenzen den Horizont.<br />

Vom orientalischen Thurme kann man entweder über den Sonnentempel oder durch den<br />

Thiergarten zum Schlosse zurückkehren. Der Thiergarten, eine halbe Stunde vom Schlosse entfernt,<br />

von der Taia durchströmt, hat viel Ähnlichkeit mit dem Wiener Prater. Eine bedeutende Menge<br />

Roth- und Edelwild belebt diese schönen Waldräume, in denen 400jährige Eichen nichts Seltenes<br />

sind; ein eigener Saugarten beherbergt das Schwarzwild. Etwa in der Mitte des Thiergartens,<br />

von Nordost nach Südwest, liegt am linken Ufer der Taia die Hansenburg, 1807 durch J. Hardtmuth<br />

erbaut. Sie ist gewissermaßen eine Kopie der Franzensburg bei Laxenburg <strong>im</strong> Kleinen, eine<br />

verfallende Ritterburg mit vier Thürmen, deren höchster rund, die übrigen acht-, vier-, und sechseckig<br />

sind. Das Hauptgebäude ist durch zwei hohe Mauern mit steinernen Gallerien, auf denen sich<br />

mehre Wartthürmchen 125 befinden, mit jenen Thürmen verbunden, wodurch ein viereckiger Hof<br />

entsteht. Die Hansenburg stellt eigentlich ein alterthümliches Jagdschloß vor, welches die Aufschrift<br />

trägt: aetas media, medium autem tenuere beati. Sie enthält zu ebener Erde die Jägerswohnung,<br />

und eine Halle, welche mit Lanzen, Hellebarden und anderem<br />

„Wien’s Umgebungen…“ Seite 388<br />

Stoßgewehr, Pickelhauben und Tournierfähnchen, größtentheils aus dem 16 ten Jahrhunderte, verziert<br />

ist. Eine Wendeltreppe führt in das Stockwerk, wo man einen Saal von 36’ (11,4 m) Länge,<br />

24 (7,6 m) Breite, mit zwei Nebenz<strong>im</strong>mern findet, wozu noch die Z<strong>im</strong>mer in den Thürmen kommen.<br />

Alle Gemächer sind alterthümlich eingerichtet, und enthalten mehr oder weniger beachtenswerthe<br />

Kunstwerke der Vorzeit. Am reichsten ist der Saal ausgestattet, und am kostbarsten sind die<br />

Tische und Truhen von toskanischer Musiv-Arbeit 126 . Die Übersicht des Waldes von der obersten<br />

dritten Gallerie des Thurmes ist lohnend, auch hat man malerische Durchsichten nach dem Apollotempel,<br />

dem Musentempel u. s. w. Besonders reizend sind die Waldwiesen an der Taia, auf denen<br />

120<br />

Merkwürdigkeiten…, S. 10 → 16’ (5,1 m).<br />

121<br />

Merkwürdigkeiten…, S. 10 → 9 Klft. 2’ 6” = 56½’ (17,9 m).<br />

122<br />

Merkwürdigkeiten…, S. 10 → 7 Klft. 3’ = 45’ (14,2 m).<br />

123<br />

Merkwürdigkeiten…, S. 10 → 7 Klft. 2’ 6” = 44½’ (14 m).<br />

124<br />

KORDIOVSKÝ, Das <strong>Areal</strong> von Lednice und Valtice, 2006, S. 35 → die Gesamthöhe beträgt 59,39 m.<br />

125<br />

kleine Beobachtungstürme.<br />

126<br />

Alter Ausdruck für Mosaiken und Einlagen aus Stein- oder Glasstückchen. Auch ausgeschnittene und eingefasste<br />

Glasstücke (mit oder ohne Malerei) wurden früher als Musivarbeiten bezeichnet.<br />

Seite 72

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