<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong> V e r z e i c h n i ß Der merkwürdigsten Gegenstände in dem Park von <strong>Eisgrub</strong>, wovon der Plan Nro. 5. hier beigefügt ist. Weg von <strong>Feldsberg</strong>. Schloß von <strong>Eisgrub</strong>. Die Orangerie. Stallungen mit den dazu Gehörigen. Tempel der Musen. Bäder. Tempel der Sonne. Minarets oder türkische Thürme. Chinesisches Lusthaus. Wasserleitung. Fliegende Brücke. Wasserkunst. Jagdhaus. Gothisches Gebäude. Außerhalb dem eingeschloßenen Bezirk. Das Belvedere. <strong>Feldsberg</strong>. Fischteiche. Abb. 32: Plan Nro. 5. Blick vom Turm des Minarets auf den Schloßpark, das Schloß und <strong>Eisgrub</strong>. Seite 54
<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong> Die herrlichste Ansicht des Parks von <strong>Eisgrub</strong> ist jene, die sich be<strong>im</strong> Eingang des Schloßes gegen den Garten zu, darbietet; man muß, um nachfolgende Beschreibung zu begreifen, sich vorstellen, daß man aus dem, gegen Aufgang der Sonne liegendem Schloße gehe. Dickichte von sehr untermengten Bäumen verdecken die Seitengebäude und eine Aussicht von mehreren Meilen, die zu dem Park zu gehören scheint, dehnt sich vor - „Bildliche und beschreibende Darstellung …“, Seite 12 - dem Zuschauer aus; ein Grasplatz trennt die Spaziergänge des Gartens. Unten an diesem grünen Platz fließt die Thaya von Norden gegen Süden; weiter hin sieht man die größern Wasserstücke mit den vorzüglichsten Inseln. Die Minarets, den Tempel der Sonne, die Wasserleitung, verschiedene Brücken, welche die Inseln verbinden, die mannigfaltig schattirten Baummassen, womit diese Inseln bedeckt sind, die Schwäne und andere Wasservögel, die am Ufer umherirren, die Fahrzeuge welche den Fluß zieren, die Eisvögel, die ohne Unterlaß auf dem Teich herumflattern, die Ferne durch einen bläulichen Wald bekränzt, dieses gesammte Ganze stellt ein Gemählde dar, das unter die größten Gattungen der neuern Gartenkunst gehört. Der Park hat verschiedene Veränderungen erlitten. Der gegenwärtige Gartendirektor, Herr Prohaska, den der verstorbene Fürst Alois reisen ließ, hat sich von der Nothwendigkeit überzeugt, die Bäume nach ihren Arten zu gruppiren, oder wenigstens nach der Uebereinst<strong>im</strong>mung ihres Laubwerks; so kann man schon die neuen Pflanzungen unterscheiden, und sich einen Begriff von der Schönheit dieses weiten Raumes machen, wenn er seine Vollkommenheit wird erreicht haben. Ehe man den Park durchgeht, muß man die Terrasse der Orangerie bewundern. Sie enthält mehrere hundert in geschobene Vierecke gestellte Bäume; Becken mit springenden Wässern zieren die Terrasse. Diese Wässer kommen aus der Thaya mittelst der Wasserkunst, sie dienen zugleich den an die Orangerie gränzenden Küchengarten zu bewässern. Das Gebäude der Orangerie endigt sich mit einer Ueberraschung, die der Reisende schwerlich erwartet; eine Thüre öfnet sich und man befindet sich in einem schönen Saal, dem man den Nahmen des Musensaal gegeben hat. Es ist eine weite Halle, aus zehn Säalen zusammengesetzt, die einen Giebel tragen und das Vordergebäude von dem Tempel der Musen bilden. Verschiedene Stufen führen von dieser Halle zu einem Wasserstück, wo man sich einschiffen kann, um den Garten zu befahren; diese Halle ist der ausgesuchteste Platz, von dem man die weiteste Aussicht über den mit- - „Bildliche und beschreibende Darstellung …“, Seite 13 - täglichen Theil des Parks genießt; der Blick schweift von hier über einen Theil des Wassers, über zwey triangelförmige Brücken, die verschiedene Inseln verbinden, über Baummassen, deren Einschnitte in der Ferne abwechselnde Wälder und Berge gewahr werden lassen, über eine ausgedehnte Aue, die einen Theil des Hirsch-Parks ausmacht; man sieht von hier das einzeln stehende gothische Schloß, das sich an den Forst, in dem die Bezirkswächter wohnen, anlehnt. Um den Garten am angenehmsten zu durchwandern, muß man den Weg zur Rechten einschlagen, wo man sogleich zu dem Badhaus kömmt; dieses ist ein Gebäude <strong>im</strong> römischen Geschmack, welches unter den Bäumen vertieft erscheint. Vier abgestutzte Säulen bilden einen Vorhof, der <strong>im</strong> Hintergrund mit einer Nische geziert ist, die einen Springbrunn enthält; dieses Gebäude steht am Ufer des großen Wasserstücks, auf dem man sich einschiffen kann; in einiger Entfernung höher hinauf ist der Tempel der Musen der vorher beschrieben wurde; in der nähmlichen Richtung kommt man gleich darauf zu einem kleinen Felsen, über dem sich ein Fußgestelle erhebt, worauf die Statuen der drey Grazien angebracht sind; diese Verzierung scheint ein Ueberbleibsel von der vorigen Gartenanlage <strong>im</strong> Geschmacke des Le Notre 81 zu seyn, aber sie sieht natürlich aus durch die Dickichte, die sie verstecken; am Fuß des Felsens kommen Wässer hervor, die dem Fluß zueilen, 81 André Le Nôtre (1613-1700), bedeutender französischer Landschafts- und Gartengestalter. Als oberster Gartenarchitekt Ludwigs XIV. konzipierte er den Stil des französischen Barockgartens (französisch Jardin à la Française) und übte damit maßgeblichen Einfluss auf die Gartenkunst in Europa aus. Seite 55