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Unbekannte Bauwerke im Eisgrub - Feldsberg-Areal - Friedl Dieter

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<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong><br />

Umgebungen von <strong>Feldsberg</strong><br />

Eine halbe Stunde von <strong>Feldsberg</strong> steht auf einer bedeutenden Anhöhe das Monument auf<br />

der Reisten, auch das Kolonnaden-Gebäude genannt. Es ist ein Monument, welches Fürst Johann<br />

1817 dem Andenken seines Vaters und seiner beiden Brüder erbauen ließ, und an dessen Vollendung<br />

6 Jahre gebaut wurde. Das Gebäude erinnert an die Gloriette in Schönbrunn. 24 korinthische<br />

Säulen von 30’ (9,5 m) Höhe in doppelter Reihe umstehen ein längliches Viereck von 147’ (46,5 m)<br />

Länge, aber nur 15’ (4,75 m) Breite, an dessen Enden Pavillons angebracht sind. Den Mittelpunkt<br />

bildet ein 14’ (4,4 m) breiter Bogen mit zwei Seitenflügeln. Die Pfeiler zwischen den Bogen enthalten<br />

auf jeder Fronte vier Nischen, in denen gegen Süden vier Vasen, gegen Norden aber die kolossalen<br />

8’ (2,5 m) hohen Standbilder des Fürsten Franz (des Vaters) 93 und der Fürsten Philipp und<br />

Ludwig (der Brüder) 94 stehen. Hier lautet die Inschrift: »DER SOHN DEM VATER. DER<br />

BRUDER DEN BRÜDERN.«,<br />

„Wien’s Umgebungen…“ Seite 372<br />

auf der Rückseite: »DEN MANEN DER UNVERGESSLICHEN. DER EINZIG ÜBERLEBENDE<br />

SOHN.« 95 16 Basreliefs, mit allegorischen Darstellungen 96 , auf die Neigungen der vorgestellten<br />

Personen sich beziehend, sind darüber angebracht. – In den Pavillons befinden sich Stiegen, welche<br />

auf die Platteform des Gebäudes führen, die eine weite Fernsicht über Mähren, Österreich und Ungarn<br />

gewährt; man sieht zehn Meilen in die Runde. Eine anmuthige Parkanlage, zum Theil von amerikanischen<br />

Hölzern, umgibt auch dieses Gebäude, welches durchaus massiv aus Stein aufgeführt<br />

ist, und eine Allee führt aus der Stadt dahin.<br />

Eine Viertelstunde nördlich, gegen <strong>Eisgrub</strong> zu, steht das Belvedere, ein kleines Lustschlößchen,<br />

äußerst geschmackvoll und elegant eingerichtet. Es ist gleichfalls von englischen Anlagen<br />

umgeben, und bei demselben ist die Fasanerie für Gold- und Silberfasanen, welche auch Perlhühner,<br />

Pfauen und anderes seltenes Geflügel enthält.<br />

Von <strong>Feldsberg</strong> laufen vier Alleen aus, nach Garschenthal, <strong>Eisgrub</strong>, Rampersdorf und Lundenburg,<br />

deren zweite 4000 Kl. (7,6 km) lang ist. Die letzte führt durch den berühmten Thiergarten,<br />

den<br />

The<strong>im</strong>wald<br />

(De<strong>im</strong>wald). Es ist ein künstlicher Wald, denn Fürst Karl Eusebius ließ um 1660 jährlich eine<br />

große Anzahl Fichten und Tannen von seinen mährischen Herrschaften, besonders von Eisenberg,<br />

hieher übersetzen. Nach der Beschaffenheit des Bodens wurden verschiedene Holz-<br />

„Wien’s Umgebungen…“ Seite 373<br />

gattungen regelmäßig gepflanzt. Fürst Aloys vollendete dieses große Unternehmen, und ließ 1802<br />

durch seinen Architekten Hardtmuth den Wald mit einer 9800 Kl. (18,6 km) langen Mauer einfriedigen,<br />

welche einzig in ihrer Art ist. Sie ist nämlich aus künstlichen Ziegeln zu 1 Kub. Fuß 97 aufgeführt,<br />

welche aus einer Mischung von gestoßenen Ziegeln, Sand und Kalk bestehen, die in Formen<br />

gegossen wurde. Der Park hat eine hohe, aber fast ganz ebene Lage, und enthält mehre Teiche für<br />

das Wild. Vier Hauptalleen, von 620 bis 3050 Kl. (1,18 bis 5,8 km) Länge, und eine große Anzahl<br />

von Reit- und Jagdsteigen durchschneiden ihn. Mehre Jagdpavillons befinden sich in demselben,<br />

das Hirschgloriett, das Rehgloriett, das Tannenwaldgloriett, und gleich be<strong>im</strong> Eingange, von Felds-<br />

93<br />

Fürst Franz Josef I. (*19.11.1726, †18.8.1781).<br />

94<br />

sollte heißen: Prinz Philipp Joseph (*2.7.1762, †18.5.-1802) und Fürst Alois I. (* 14.5.1759, †24.3.1805).<br />

95<br />

Manen, von lateinisch dii manes, sind in der römischen Religion (vor allem zur Kaiserzeit) die Geister der Toten,<br />

auch einige Umweltgeister. Diese waren meistens feindlich gesinnt und wurden daher mit verschiedensten Opfern<br />

und Riten milde gest<strong>im</strong>mt, sowie als „gute Götter” (dii manes) bezeichnet.<br />

96<br />

Flachreliefs mit gleichnishaften, sinnbildlichen Darstellungen abstrakter Begriffe, Vorstellungen und gedanklicher<br />

Zusammenhänge.<br />

97<br />

Siehe Seite 44, Merkwürdigkeiten… S. 16.<br />

Seite 64

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