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Unbekannte Bauwerke im Eisgrub - Feldsberg-Areal - Friedl Dieter

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<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong><br />

Die herrlichste Ansicht des Parks von <strong>Eisgrub</strong> ist jene, die sich be<strong>im</strong> Eingang des Schloßes<br />

gegen den Garten zu, darbietet; man muß, um nachfolgende Beschreibung zu begreifen, sich vorstellen,<br />

daß man aus dem, gegen Aufgang der Sonne liegendem Schloße gehe. Dickichte von sehr<br />

untermengten Bäumen verdecken die Seitengebäude und eine Aussicht von mehreren Meilen, die<br />

zu dem Park zu gehören scheint, dehnt sich vor<br />

- „Bildliche und beschreibende Darstellung …“, Seite 12 -<br />

dem Zuschauer aus; ein Grasplatz trennt die Spaziergänge des Gartens. Unten an diesem grünen<br />

Platz fließt die Thaya von Norden gegen Süden; weiter hin sieht man die größern Wasserstücke mit<br />

den vorzüglichsten Inseln. Die Minarets, den Tempel der Sonne, die Wasserleitung, verschiedene<br />

Brücken, welche die Inseln verbinden, die mannigfaltig schattirten Baummassen, womit diese Inseln<br />

bedeckt sind, die Schwäne und andere Wasservögel, die am Ufer umherirren, die Fahrzeuge<br />

welche den Fluß zieren, die Eisvögel, die ohne Unterlaß auf dem Teich herumflattern, die Ferne<br />

durch einen bläulichen Wald bekränzt, dieses gesammte Ganze stellt ein Gemählde dar, das unter<br />

die größten Gattungen der neuern Gartenkunst gehört.<br />

Der Park hat verschiedene Veränderungen erlitten. Der gegenwärtige Gartendirektor, Herr<br />

Prohaska, den der verstorbene Fürst Alois reisen ließ, hat sich von der Nothwendigkeit überzeugt,<br />

die Bäume nach ihren Arten zu gruppiren, oder wenigstens nach der Uebereinst<strong>im</strong>mung ihres<br />

Laubwerks; so kann man schon die neuen Pflanzungen unterscheiden, und sich einen Begriff von<br />

der Schönheit dieses weiten Raumes machen, wenn er seine Vollkommenheit wird erreicht haben.<br />

Ehe man den Park durchgeht, muß man die Terrasse der Orangerie bewundern. Sie enthält<br />

mehrere hundert in geschobene Vierecke gestellte Bäume; Becken mit springenden Wässern zieren<br />

die Terrasse. Diese Wässer kommen aus der Thaya mittelst der Wasserkunst, sie dienen zugleich<br />

den an die Orangerie gränzenden Küchengarten zu bewässern. Das Gebäude der Orangerie endigt<br />

sich mit einer Ueberraschung, die der Reisende schwerlich erwartet; eine Thüre öfnet sich und man<br />

befindet sich in einem schönen Saal, dem man den Nahmen des Musensaal gegeben hat. Es ist eine<br />

weite Halle, aus zehn Säalen zusammengesetzt, die einen Giebel tragen und das Vordergebäude von<br />

dem Tempel der Musen bilden. Verschiedene Stufen führen von dieser Halle zu einem Wasserstück,<br />

wo man sich einschiffen kann, um den Garten zu befahren; diese Halle ist der ausgesuchteste<br />

Platz, von dem man die weiteste Aussicht über den mit-<br />

- „Bildliche und beschreibende Darstellung …“, Seite 13 -<br />

täglichen Theil des Parks genießt; der Blick schweift von hier über einen Theil des Wassers, über<br />

zwey triangelförmige Brücken, die verschiedene Inseln verbinden, über Baummassen, deren Einschnitte<br />

in der Ferne abwechselnde Wälder und Berge gewahr werden lassen, über eine ausgedehnte<br />

Aue, die einen Theil des Hirsch-Parks ausmacht; man sieht von hier das einzeln stehende gothische<br />

Schloß, das sich an den Forst, in dem die Bezirkswächter wohnen, anlehnt.<br />

Um den Garten am angenehmsten zu durchwandern, muß man den Weg zur Rechten einschlagen,<br />

wo man sogleich zu dem Badhaus kömmt; dieses ist ein Gebäude <strong>im</strong> römischen Geschmack,<br />

welches unter den Bäumen vertieft erscheint. Vier abgestutzte Säulen bilden einen Vorhof,<br />

der <strong>im</strong> Hintergrund mit einer Nische geziert ist, die einen Springbrunn enthält; dieses Gebäude<br />

steht am Ufer des großen Wasserstücks, auf dem man sich einschiffen kann; in einiger Entfernung<br />

höher hinauf ist der Tempel der Musen der vorher beschrieben wurde; in der nähmlichen Richtung<br />

kommt man gleich darauf zu einem kleinen Felsen, über dem sich ein Fußgestelle erhebt, worauf<br />

die Statuen der drey Grazien angebracht sind; diese Verzierung scheint ein Ueberbleibsel von der<br />

vorigen Gartenanlage <strong>im</strong> Geschmacke des Le Notre 81 zu seyn, aber sie sieht natürlich aus durch die<br />

Dickichte, die sie verstecken; am Fuß des Felsens kommen Wässer hervor, die dem Fluß zueilen,<br />

81 André Le Nôtre (1613-1700), bedeutender französischer Landschafts- und Gartengestalter. Als oberster Gartenarchitekt<br />

Ludwigs XIV. konzipierte er den Stil des französischen Barockgartens (französisch Jardin à la Française) und<br />

übte damit maßgeblichen Einfluss auf die Gartenkunst in Europa aus.<br />

Seite 55

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