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Unbekannte Bauwerke im Eisgrub - Feldsberg-Areal - Friedl Dieter

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<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong><br />

Rosten. Das Grenzmonument steht am westlichen Ende des großen Bischofswarter Teiches, und ist<br />

nach einem höchst originellem Plane aufgeführt. Das eigentliche Gebäude ist nicht weniger als 210’<br />

(66,4 m) lang, wozu noch beiderseits die gemauerten Auffahrten mit 186’ (58,8 m) kommen, das<br />

Ganze hält also 396’ (125,2 m) in der Länge. 131 Der Unterbau hat in der Mitte drei große offene<br />

Bögen, welche eine Halle von zwölf Kuppeln bilden, durch deren Mitte ein schmales Wässerchen<br />

läuft, welches die beiden Länder Mähren und Österreich scheidet, und in den Teich mündet. An<br />

diese Halle schließen sich zu beiden Seiten Terrassen an, deren Wände mit Pilastern 132 und Jalousien<br />

von Blendfenstern dekorirt sind. An diese Mauern stoßen beiderseits wieder offene Hallen, an<br />

diese die Aufgänge. Das Gebäude steht also genau zur Hälfte in Mähren und zur Hälfte in<br />

„Wien’s Umgebungen…“ Seite 391<br />

Österreich. Die mittlere Halle springt um 21’ (6,6 m) vor, und trägt das Hauptgebäude von 54’<br />

(17 m) Länge. Dieses besteht aus einem großen schönen Saale von 216 Quad. Fuß 133 , welcher<br />

rückwärts geschlossen und Spiegelwände, vorne aber acht freie dorische Säulen hat, zwischen denen<br />

große Glasthüren angebracht sind. Vor demselben befindet sich eine große Altane 134 , von drei<br />

Kuppel überwölbt, die auf vier dorischen Säulen ruhen, zwischen denen ein zierliches Eisengitter<br />

schließt. Das Ges<strong>im</strong>se über den Kuppeln trägt an der Vorderseite die Inschrift: »Grenzmahl zwischen<br />

Österreich und Mähren.« 135 Altan und alle Säle sind mit grauen Marmorplatten gepflastert.<br />

Anden Saal stoßen rechts und links offene Terrassen, 50’ (15,8 m) lang, 22 (6,95 m) breit, auf der<br />

Rückwand mit Arkaden und dorischen Pilastern, um die hier aufgestellten Gewächse vor den<br />

Nordwestwinden zu schützen, nach vorne mit einem zierlichen Eisengitter geschlossen. An diesen<br />

Terrassen ist das Wappen der Provinz angebracht, auf deren Boden jede steht. An die Terrassen<br />

stoßen, über den beiden erwähnten unteren Hallen, zwei kleinere vorspringende Säle, 28’ (8,85 m)<br />

lang, an den Ecken von breiten Pfeilern, dazwischen von zwei dorischen Säulen getragen. An den<br />

Säulen und <strong>im</strong> Fronton sind Blumenkränze angebracht. Die Aufgänge führen unmittelbar in diese<br />

Säle. – Vor dem Gebäude, gegen den Teich, sind Blumenpartien angebracht, zu beiden Seiten und<br />

<strong>im</strong> Rücken umgibt dasselbe eine Gartenanlage. In derselben befindet sich ein Schwanenteich, und<br />

ganz <strong>im</strong> Hintergrunde die Gestalt einer liegenden Nymphe. Aus der Urne derselben entspringt das<br />

Grenzbächlein, welches in ein kleines Becken fällt, durch den Schwanenteich<br />

„Wien’s Umgebungen…“ Seite 392<br />

und unter dem Gebäude durchfließt, wie bereits erwähnt.<br />

Die Aussicht von der Altane über die drei zusammenhängenden Teiche, zu beiden Seiten von<br />

malerisch bepflanzten Hügeln begrenzt, ist reizend, besonders bei untergehender Sonne. Den <strong>im</strong>posantesten<br />

Effekt aber gewährt das Gebäude bei Sonnenaufgang, wenn man es von dem Damme am<br />

entgegengesetzten Ufer des Teiches betrachtet, demselben, über welche die Straße von <strong>Feldsberg</strong><br />

nach <strong>Eisgrub</strong> führt. Die Sonnenstrahlen werden von der Spiegelwand durch die großen Glasthüren<br />

zurückgeworfen, so daß ein Feuerstrom aus dem Gebäude zu stürzen scheint; all’ die andern Fenster<br />

und Glasthüren erglühen gleichfalls, so daß das ganze Gebäude in Flammen zu stehen scheint, und<br />

einen wahrhaft magischen Anblick gewährt.<br />

131<br />

WOLNY Gregor, Die Markgrafschaft Mähren, 2. Band / 1. Abth., 1836. S. 329.<br />

„Ein geschweifter Aufgang mit einer Mauereinfassung vermehrt diese Länge noch auf jeder Seite um 15 Klftr.“<br />

In Summe somit 30 Klftr. (56,9 m), 35 Klftr. + 30 Klftr. ergibt eine Gesamtlänge von 65 Klftrn. (123,3 m).<br />

132<br />

auch als Wandpfeiler bezeichnet; ein in den Mauerverbund eingearbeiteter Teilpfeiler, der eine tragende statische<br />

Funktion haben kann, diese aber nicht besitzen muss.<br />

133<br />

WOLNY Gregor, 36 □ Klftr. (129,5 m²). Die Markgrafschaft Mähren, 2. Band / 1. Abth., 1836. S. 329.<br />

Fritz Lange: „Schmidl hat bei Wolnys 36 □ Klftr. das Quadrat ignoriert und mit dem Faktor 6 (1 Klftr. = 6 Fuß)<br />

multipliziert, in der Meinung, er hätte so 216 Quadrat-Fuß als Ergebnis.“<br />

Adolf Schmidl hat einen Großteil der Maßangaben aus den „Merkwürdigkeiten zu <strong>Eisgrub</strong>“ und aus Wolnys Büchern,<br />

allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass er die meisten Klafter-Maßangaben in Fuß umgerechnet hat.<br />

134<br />

auch Söller oder Altan; offene, auf Stützen oder Mauern ruhende Plattform in einem Obergeschoß eines Gebäudes.<br />

135<br />

Das Wort "Grenzmahl" fehlt heute, dafür wurde das Wort „zwischen“ weiter hinauf gerückt.<br />

Seite 74

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