Unbekannte Bauwerke im Eisgrub - Feldsberg-Areal - Friedl Dieter
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<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong><br />
Südöstlich an Lundenburg stößt der Thiergarten, der von schönen Wegen durchschnitten,<br />
einem englischen Parke gleicht. Im Mittelpunkte steht das 1810 vom Fürsten Johann erbaute<br />
Jagdschloß Pohanska. Es ruht auf 252’ (80 m) langen Arkaden. Das Hauptgebäude, 96’ (30 m)<br />
lang, 42’ (13 m) breit, wird durch 7 Arkaden getragen, deren letzte zu beiden Seiten zur Durchfahrt<br />
offen sind, die mittlere aber eine Sala terrena 152 bilden. An dasselbe schließen sich beiderseits andere<br />
fünf Bögen an, mit geschlossenen Endvorsprüngen, welche verschiedene Gemächer enthalten.<br />
„Wien’s Umgebungen…“ Seite 399<br />
Das Stockwerk enthält einen herrlichen Saal, 60’ (19 m) lang, 30 (9,5 m) breit, mit schönen Basreliefs<br />
geziert. Vor demselben ist ein sehr großer Säulenbalkon angebracht, die Arkaden aber tragen<br />
Terrassen. Vor der nördlichen Fronte des Schlosses dehnt sich eine sehr große viereckige Wiese<br />
aus, ganz vom Walde umgeben. Bei den Jagden nun, die hier gegeben werden, muß das Wild zuerst<br />
an der Südseite des Gebäudes vorüber, und dabei einen kleinen Teich passiren, was hier durchbricht,<br />
muß dann auf jene Wiese, die eingefangen ist, und wird dort von Hunden gefangen oder zu<br />
Pferde mit Lanzen erlegt. Von den Saalfenstern, dem Balkon und den Terrassen kann man die Jagd<br />
zu beiden Seiten übersehen. – Ein kleineres Saalgebäude wurde neuerlich auf einer anderen Waldwiese,<br />
der sogenannten »Lahnen« erbaut.<br />
Die verschönernde Hand des Fürsten Johann hat Lundenburg nicht vernachläßigt. Der Thiergarten<br />
stellt einen großen waldigen Park vor, der seine größte Zierde in den herrlichen alten Eichen<br />
hat, die namentlich an den Taia-Ufern stehen. 1818 soll eine hier gefällte Eiche 41 Kl. (140 rm)<br />
Brennholz 153 geliefert haben. Lundenburg hat ganz ausgezeichnete Jagdbarkeit. Es besitzt Hochwild<br />
<strong>im</strong> Freien, der Thiergarten enthält Roth- und Edelwild in großer Anzahl, nebst ein paar hundert<br />
Stücken Schwarzwild. Außerdem besteht ein Fasanen-Aufzug, wo jährlich 8 – 900 Stück Fasanen<br />
aufgezogen werden, und bei Rampersdorf ein Entenfang, der jährlich 5 bis 8000 wilde Enten liefert.<br />
Repphühner und Hasen sind bis zum Überflusse vorhanden.<br />
„Wien’s Umgebungen…“ Seite 400<br />
Ein Ausflug nach <strong>Eisgrub</strong> ist für den Wiener auch noch deshalb interessant, daß sie ihn mit einem<br />
anderen Volksstamme bekannt macht. Der dritte Theil der Bevölkerung besteht nämlich aus<br />
Slovaken, auch Kroaten genannt, in Sprache, Tracht und Sitte ganz eigenthümlich. Der Slovak<br />
trägt ein rothes oder blaues enges Beinkleid, Czischmen 154 , ein Hemd mit weiten Ärmeln, darüber<br />
ein seidenes gesticktes offenes Wamms 155 . Der runde Hut ist sehr flach und hat fast keinen Rand; er<br />
ist mit Bändern und Blumen reich verziert. Das Haar ist gewöhnlich schwarz, wird mit Fett stark<br />
eingerieben und rund um den Kopf geschnitten. Die Slovakin trägt einen weiten gelben, sehr kurzen<br />
Faltenrock, ein bunt gesticktes seidenes Mieder, Stiefel, und eine ganz besondere Kopfbedeckung.<br />
Ein seidenes Tuch wird nämlich über ein unter dem Scheitel befestigtes viereckiges Täfelchen gezogen,<br />
und um den Kopf gebunden; es ist mit Goldborten verziert. Diese Tracht ist sehr malerisch,<br />
und ein Kirchweihfest ist wirklich ein interessantes Schauspiel, um so mehr, als auch die Tänze<br />
originell sind. Der Slovake vermischt sich nie mit dem Deutschen, und selbst be<strong>im</strong> Tanze halten sie<br />
sich abgesondert.<br />
152<br />
Sala terrena oder Gartensaal, ein <strong>im</strong> Erdgeschoss liegender Saal.<br />
153<br />
1 Klafter Brennholz = ½ Kubikklafter = 3,410 496 Raummeter [rm].<br />
154<br />
ung. Stiefeln.<br />
155<br />
ist eine Art Jacke, eine Frühform der heutigen Weste.<br />
Seite 78