Unbekannte Bauwerke im Eisgrub - Feldsberg-Areal - Friedl Dieter
Unbekannte Bauwerke im Eisgrub - Feldsberg-Areal - Friedl Dieter
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<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong><br />
Heerden von Wild sich äsen, die auf den Ruf des Horns bis an die Mauern der Burg, oft bis in den<br />
Hof derselben kommen. Das Wild ist hier so vertraut, daß sich ein Förster oft auf ein Stück setzte,<br />
und eine Strecke durch den Wald ritt. Auf der großen Wiese, welche die Burg umgibt, werden die<br />
Sauhetzen gehalten. Aus dem angrenzenden Saugarten werden nämlich die Wildschweine Stück für<br />
Stück herausgelassen, auf der Wiese die Fanghunde gegen sie gehetzt, und die Jagdgäste und Piqueurs<br />
zu Pferde geben dem Wilde dann mit Schweinsfedern 127 den Fang.<br />
Längs des Parkes und des Thiergartens zieht sich die <strong>Eisgrub</strong>er Gemeindewiese hin, von sehr<br />
bedeutender Ausdehnung, auf welcher gesperrte Jagden und Lanzier-Jagden 128 auf Schweine, auch<br />
Pferde-Rennen gegeben werden. Zu diesem Zwecke erbaute Fürst Johann 1805 dicht am<br />
„Wien’s Umgebungen…“ Seite 389<br />
Thiergarten ein Jagdhaus. Es ist 30’ (9,5 m) lang, 24 (7,6 m) breit, und besteht eigentlich nur aus<br />
einer Halle von vier toskanischen Säulen, die eine offene Gallerie tragen, von welcher die Damen<br />
der Jagd zusehen. Die Gallerie umgibt ein achteckiges Kabinet; unten ist die Jägerswohnung.<br />
Von der Hansenburg kann man den Rückweg über den Sonnentempel nehmen, welcher gewissermaßen<br />
den Mittelpunkt des Parks bildet. Acht prächtige Pappelalleen laufen von ihm aus; die<br />
erste führt zur Hauptbrücke über die Taia, hoch gewölbt, auf einem Pfeiler ruhend, zu beiden Seiten<br />
ist das Ufer mit herrlichen Gruppen von Trauerweiden besetzt. Durch die zweite Allee sieht man<br />
den Aquädukt, durch die dritte einen Holzstoß <strong>im</strong> Thiergarten, der <strong>im</strong> Innern zwei slovakische Bauernz<strong>im</strong>mer<br />
enthält. Die vierte Allee zeigt die Hansenburg, die fünfte den Markt <strong>Eisgrub</strong>, die sechste<br />
den Reitstall, die siebente den Schwanenteich, und die achte den orientalischen Thurm. 129 Der<br />
Tempel ist ganz offen, ruht auf acht dorischen Säulen, und hat die Aufschrift: Rerum Productori<br />
Entium Conservatori.<br />
Noch verdient das holländische Fischerhaus Erwähnung, welches auf einer Halbinsel des<br />
großen Teiches steht. Das Portal ist aus Wallfischkinnbacken zusammengesetzt.<br />
Dieß sind die sehenswerthesten Punkte des eigentlichen Parkes, von dem man sich aber nicht<br />
so leicht trennen wird. Er ist so reich an malerischen Bildern, daß es ein wahrhaft epikureischer 130<br />
Genuß ist, darin auf gerathewohl herum zu wandern. Es wurde aber bereits bemerkt, daß die ganze<br />
Gegend um <strong>Eisgrub</strong> mit Parkanlagen verschönert<br />
„Wien’s Umgebungen…“ Seite 390<br />
ist, und Punkte enthält, die man durchaus nicht unbesehen lassen darf. Diese liegen größtentheils<br />
am südlichen Ufer der bereits erwähnten großen Teiche zwischen <strong>Eisgrub</strong> und <strong>Feldsberg</strong>, also<br />
schon in Österreich, und zwar auf dem Gebiete der Herrschaft <strong>Feldsberg</strong>. Der westlichste Punkt,<br />
drei Viertelstunden von <strong>Eisgrub</strong>. Ist das<br />
Grenzmonument,<br />
das jüngste Monument aus allen, mit welchem Fürst Johann 1827 die Gegend schmückte. Es ist<br />
sicher das schönste und großartigste Grenzmal, das existirt, und ein fast eben so merkwürdiger Bau<br />
als der orientalische Thurm. Auch hier war eine sumpfige Heide, der Teich mußte vergrößert werden,<br />
um Erde zur Anschüttung zu gewinnen, und das Gebäude ruht gleichermaßen auf Piloten und<br />
127 Angelehnt an den Jagdspieß „Saufeder“ entstand <strong>im</strong> späten 17. Jh. diese etwa 1,80 m lange Stichwaffe.<br />
128 Mit einem Hund die Fährte bis zum Bette oder Sitz des Hirsches nachsuchen.<br />
Quelle: Johann Georg Krünitz, Oeconomische Encyclopädie 1773 – 1858, Band 64, Berlin 1794.<br />
129 Schmidl hat 1838 offenbar von Wolny (1836) und dieser von den „Merkwürdigkeiten…“ (1804) abgeschrieben.<br />
Allerdings existierten zu diesem Zeitpunkt, wie auf den Seiten 13 und 14 beschrieben, kaum mehr sichtbare Alleen.<br />
Auch gab es nicht mehr alle 8 Blickpunkte, wie das Ruinentor, den Gotischen Pavillon, das Holzstoß-Häuschen und<br />
vermutlich auch den Sonnentempel, so hat er manche Richtungen einfach doppelt gezählt. Allee 2 mit Blickrichtung<br />
Aquädukt hat die gleiche Richtung wie Allee 7 zum Schwanenteich, Allee 3 führt zum Holzstoß (und in der Folge zur<br />
Hansenburg), zu der nach Schmidls Aufzählung eigentlich Allee 4 hinführen sollte!<br />
Der 2 Jahre später 1840 von Joseph Vincenz Häufler (1810-1852) und Joseph Feil d. J. (1811-1862) erschienene<br />
Führer mit Plan erwähnt Tempel und Stern gar nicht mehr, weil er sich ja auf den beigelegten Plan beziehen muss.<br />
130 ein lustvoller Genuss.<br />
Seite 73