Unbekannte Bauwerke im Eisgrub - Feldsberg-Areal - Friedl Dieter
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„Wien’s Umgebungen…“ Seite 365<br />
<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong><br />
5.<br />
<strong>Feldsberg</strong> und <strong>Eisgrub</strong><br />
(14 Stunden)<br />
Man bleibt auf der Nikolsburger Poststraße bis Erdberg hinter Wilfersdorf 82 , wo eine<br />
Seitenstraße rechts ab in 3½ Stunden nach <strong>Feldsberg</strong> führt. Fürst Johann Liechtenstein ließ aber<br />
hinter Poysdorf, in der Richtung von Poisbrunn 83 , eine Chaussee dahin zu seinem Privatgebrauche<br />
erbauen, welche zwei Stunden lang ist.<br />
Eine halbe Stunde von der Poststraße kömmt man auf dem erstgenannten Weg durch<br />
Ketzelsdorf, wo man auf dem Platze eine steinerne Säule mit der Jahrzahl 1290 (?) bemerkt. Der<br />
Markt Herren-Baumgarten liegt so ziemlich auf halbem Wege, in etwas freundlicherer Gegend.<br />
Auf einer Anhöhe steht noch ein kleiner Rest der alten Burg. Eine Stunde weiter trifft man auf<br />
Schrattenberg, mitten in Weinhügeln. Die hübsche neue Kirche wurde 1829 erbaut, und gleicht<br />
ganz jener in Döbling 84 . Das Hochaltarbild, Christi Taufe, von Leop. Fertbauer, und St. Franziskus<br />
S. sind gute Bilder.<br />
Der Fürstenweg ist gewöhnlich gesperrt, und man umfährt ihn bis Garschenthal auf<br />
schlechten Wegen. In diesem Dorfe (auch Garschönthal, Garstenthal genannt) ist gleichfalls eine<br />
Barriere, die aber<br />
„Wien’s Umgebungen…“ Seite 366<br />
geöffnet wird. Anfänglich führt die Straße durch Wald in das tiefe Thal, in dem das genannte Dorf<br />
liegt, dann einen Berg hinan, von dem man eine reizende Übersicht der Nikolsburger Gegend hat.<br />
Eine herrliche Allee leitet hinab nach <strong>Feldsberg</strong>.<br />
<strong>Feldsberg</strong><br />
Wer hat nicht von <strong>Eisgrub</strong> und <strong>Feldsberg</strong> gehört? Diesem paradiesischem Sitze einer der ältesten,<br />
mächtigsten deutschen Dynastien, der Liechtensteine!? – <strong>Eisgrub</strong> ist der Park, <strong>Feldsberg</strong> ist das<br />
Schloß, und daß der Geschmack, in welchem Schloß und Park angelegt sind, in vollkommenstem<br />
Gegensatze stehen, erhöht nur das Interesse, welches man an beiden n<strong>im</strong>mt. <strong>Eisgrub</strong> ist <strong>im</strong> neuesten<br />
freundlichen englischen Geschmacke angelegt; freie Wasserspiegel strahlen munter und heiter die<br />
reizenden Landschaftsbilder zurück. – <strong>Feldsberg</strong>, vor 200 Jahren erbaut, versetzt den Wanderer<br />
auch vollkommen in jene Zeit schwerfälliger solider Pracht, welche durch die moderne leichte Eleganz<br />
verdrängt, aber an Großartigkeit und oft an Zierlichkeit nicht übertroffen wurde. Wenn man<br />
<strong>Feldsberg</strong> gesehen hat, fühlt man sich doppelt versucht, die »gute alte Zeit« zurückzuwünschen, in<br />
der es sprüchwörtlich war, »einen Gott und einen Rock« zu haben, denn auch der Rock hielt treulich<br />
aus in allen Kalamitäten des Lebens. Sieht man diese hundertjährigen Seidenstoffe, Tapeten,<br />
die in unverwüstlicher Frische und Haltbarkeit durch ihre Pracht und Zierlichkeit überraschen, so<br />
denkt man mit mitleidigem Lächeln jener Schlösser, in denen man die modernen Toiles 85 bedauerte,<br />
die farblos und verschwindend<br />
82 siehe S. 332.<br />
83 siehe S. 363.<br />
84 Adolf Schmidl, Wiens Umgebungen auf 20 Stunden <strong>im</strong> Umkreis, 1. Band, 1835, S. 38.<br />
85 Stoffe.<br />
Seite 61