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Unbekannte Bauwerke im Eisgrub - Feldsberg-Areal - Friedl Dieter

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<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong><br />

Aus diesem endlich wird es dem Aquädukt zugeführt. Alle diese hydraulischen Werke kosteten<br />

über 200.000 fl. – Links vom Aquädukt kömmt man zur Brücke 8, und sieht die Affeninsel, so genannt<br />

von den Affen, die einst hier gehalten wurden, bei einer Überschwemmung aber ertranken.<br />

Sehr schön stellt sich die Trauerinsel dar, mit herrlichen Trauerweiden besetzt. Die Brücke 8 ist aus<br />

unbehauenen Baumstämmen, die folgenden, 9, 10 und 11, aber aus Steinen aufgeführt. Diese führt<br />

zu einem Blumenplatze mit einer langen halbmondförmigen Bank, wo man die Aussicht auf die<br />

Polauer Berge und den orientalischen Thurm hat. Man geht wieder zurück über die Brücke 11, und<br />

kömmt nun zu dem<br />

Chiosk<br />

oder orientalischen Thurme, dem merkwürdigsten Gebäude <strong>im</strong> Parke. Schon seine Umgebung ist<br />

interessant; herrliche Gruppen von exotischen Bäumen und Sträuchern umgeben ihn, wie Liriodendron<br />

(Tulpenbaum), Artemisia (z.B. Beifuß, Wermut, Stabwurz od. Edelraute), Cassia (Pflanzengattung<br />

in der Familie der Hülsenfrüchtler, Kassie), Rhamnus (Kreuzdorn), Zanthoxylum (Rautengewächs),<br />

Hippophae (Sanddorn), Staphylea (P<strong>im</strong>pernuss), Bacharis (→ Baccharis, Pflanzengattung<br />

in der Familie der Korbblütler) u. dgl. Vom Schlosse führen zwei Alleen von kanadischen<br />

Pappeln zu demselben. Der orientalische Thurm hat seine Geschichte, die merkwürdiger ist, als<br />

manches größeren Gebäudes. Fürst Alois hatte <strong>im</strong> Sinne, durch ein bedeutendes architektonisches<br />

Denkmal seinen Namen zu verewigen, und wollte dem gemäß eine Kirche bauen, nach den Plänen<br />

und Zeichnungen würde sie ein herrliches<br />

„Wien’s Umgebungen…“ Seite 385<br />

Gebäude geworden seyn. Sie sollte an die Stelle des <strong>Eisgrub</strong>er alten Gemeindehauses kommen, aber<br />

die Gemeinde wollte dasselbe nicht gegen das Haus eintauschen, welches der Fürst ihnen anbot,<br />

worüber dieser beschloß, statt der Kirche eine Moschee zu bauen. Der Platz wurde in sofern trefflich<br />

gewählt, als das Gebäude an der nördlichen Grenze des Gartens, vom Parterre des Schlosses<br />

gesehen, einen malerischen Ruhepunkt für das Auge gewähren mußte, aber – der Boden war<br />

Sumpf. Im Herbste 1791 117 begann die Arbeit mit Aushebung von 100 Quad. Kl. (360 m²) Grund<br />

auf 60’ (19 m) Tiefe 118 , wobei <strong>im</strong> Winter gegen 1000 Arbeiter beschäftigt wurden. Nun wurden 500<br />

erlene Bürstenpfähle zu 18’ (5,7 m) Länge eingeschlagen, indeß eine Schöpfmaschine unausgesetzt<br />

das eindringende Taiawasser beseitigte. Hierauf wurden 96 eichene Röste aufgesetzt und äußerst<br />

fest verbunden. Auf diesen künstlichen Grund kam ein Unterbau von Quadern bis zur Oberfläche<br />

des Bodens, und auf diesem wurde dann der Bau des Thurmes geführt, der nicht weniger als 218 ½’<br />

(69 m) hoch ist. Im Jahre 1800 war das Mauerwerk fertig, an dem schon das Gerüste eine Sehenswürdigkeit<br />

war. Es wand sich zwölf mal schneckenförmig um den Thurm, hatte ein schützendes<br />

Geländer, und war so fest konstruirt, daß Steine von 10 Zentnern (5.600 kg) hinaufgeschleppt werden<br />

konnten. Ein Korporal eines Chevauxlegers-Reg<strong>im</strong>entes ritt bis zur Spitze hinauf und wieder<br />

herab, ohne daß sein Pferd <strong>im</strong> mindesten Furcht gezeigt hätte. Der Plan des Ganzen rührt vom Fürsten<br />

selbst her, Architekt Hardtmuth führte ihn aus.<br />

Auf einer etwas erhöhten Terrasse erhebt sich ein<br />

„Wien’s Umgebungen…“ Seite 386<br />

viereckiges Gebäude, eine Moschee darstellend, welche auf zwölf toskanischen Säulen ruht, die 12’<br />

(3,8 m) hoch, 3½ (1,10 m) dick sind. Die Moschee bildet 8 Kabinette von 14 Quad. Fuß 119 , 12’<br />

(3,8 m) Höhe, zusammen mit 36 Fenstern. Die Eckkabinette haben 6’ (1,9 m) hohe runde hohle<br />

Blechkuppeln, welche einen vergoldeten Knopf mit dem Halbmonde tragen, die übrigen haben ein<br />

einfaches Blechdach.<br />

117 Merkwürdigkeiten…, S. 8 → Herbst 1797.<br />

118 Merkwürdigkeiten…, S. 9 → 10 Schuh (Fuß), etwa 3,15 Meter Tiefe.<br />

119 Merkwürdigkeiten…, S. 10 → 14ʹ <strong>im</strong> Gevierte, 14‘ x 14’ = 196 Quad. Fuß oder 4,4 x 4,4 m = 19,36 m².<br />

Seite 71

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