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Unbekannte Bauwerke im Eisgrub - Feldsberg-Areal - Friedl Dieter

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<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong><br />

Hinterwand bilden, in den – Kuhstall sieht. An einer rothmarmornen Krippe stehen 20 auserlesene<br />

Schweizerkühe in einem Halbkreise, mit der Stirne gegen den Saal gekehrt. Die Seitenflügel des<br />

Hofes beherbergen 1000 Edelschafe.<br />

„Wien’s Umgebungen…“ Seite 395<br />

Vom Neuhofe wendet man sich wieder östlich etwas abwärts zum Apollotempel, dem letzten<br />

Denkmale nach dieser Seite hin, am Mühlteiche gelegen. Er wurde 1817 nach Kornhäusels<br />

Plane erbaut, und bietet die vollkommene Übersicht der drei Teiche, ja man sieht sogar noch einen<br />

Theil des vierten. Es ist nicht eigentlich ein Tempel, sondern nur die vordere Hälfte einer Art<br />

Prostylos 139 von 8 Säulen, ohne die eigentliche Tempelzelle. Statt dieser ist eine Nische vorhanden,<br />

welche ein großes Basrelief enthält, dessen Mittelpunkt Apollo mit dem Sonnenwagen bildet. An<br />

den Seitenwänden sind halbrunde Basreliefs angebracht, mit allegorischen Gruppen der Wassergottheiten.<br />

Sämmtliche Figuren sind von Klieber in Stein gehauen. Die Kuppel des Tempels trägt<br />

eine Aussichtsgallerie.<br />

Vom Apollotempel hat man ein Stündchen nach <strong>Eisgrub</strong> zurück, und hat die Wanderung<br />

durch diesen großen herrlichen Park vollendet. Der Eindruck des Ganzen ist gewiß höchst erheiternd<br />

und anmuthig, es gewährt einen eigenen Reiz, über einen so bedeutenden Flächeninhalt alle<br />

Schönheiten der neueren Gartenkunst ausgegossen zu sehen. Ja man kann sagen, daß die Gartenkunst<br />

in <strong>Eisgrub</strong> Hand in Hand mit der Landwirthschaft ging, unterstützend und verschönernd, wie<br />

man es nur in Ungrisch-Altenburg 140 wieder finden wird. Übrigens bedarf es wohl keiner besonderen<br />

Erwähnung, daß der Ökonom in <strong>Eisgrub</strong> nicht minder befriedigt werden wird. Namentlich sind<br />

die Versuche mit fremden Getreidearten bemerkenswerth, welche hier angestellt wurden. Man<br />

brachte in Kultur: das wallachische vielhalmige Korn, tunesischen<br />

„Wien’s Umgebungen…“ Seite 396<br />

und sardinischen Weizen, ägyptischen Doppelweizen, blaue und nackte Gerste, blauen afrikanischen<br />

Spelz 141 , amerikanischen Mais, weißen georgischen und orientalischen Fahnenhafer, chinesischen<br />

Ölrettig 142 u. a. m. Durch diese landwirthschaftlichen Verbesserungen und die herrlichen<br />

Pflanzungen haben die letzten fürstlichen Besitzer ihr Andenken jedenfalls dauernder der Nachwelt<br />

erhalten, als durch die zahlreichen Gebäude und Denkmale, deren größte Zahl doch eigentlich einer<br />

höheren architektonischen Bedeutung entbehrt, und vielmehr nur in einem gewissen Dekorationsstyl<br />

aufgeführt ist, der aber vollkommen geeignet ist, den heiteren, freundlichen Charakter der<br />

Gegend zu erhöhen.<br />

Von <strong>Eisgrub</strong> kann man zwei etwas weitere interessante Exkursionen machen, nach Kostel und<br />

Lundenburg.<br />

Kostel<br />

(auch Kostl, zu deutsch Kirche, mährisch Podiwja) liegt 1¼ Stunde von <strong>Eisgrub</strong> nordöstlich, jenseits<br />

der Taia auf einer Anhöhe, die sich aus einer weiten Ebene erhebt. Kostel ist merkwürdig als<br />

einer der ältesten Orte in Mähren, wo Cyrill und Method zuerst das Christenthum lehrten. Es gehörte<br />

zu den ursprünglichen Besitzungen der Olmützer Kirche, und schon frühzeitig erscheint die Burg<br />

Podiwin, welche schon 1099 neuerdings aufgebaut wurde. Bereits um 1500 kam es an das Haus<br />

Liechtenstein, welches 1638 zum zweiten Male dasselbe erwarb, und zwar für <strong>im</strong>mer. – Kostl ist<br />

139<br />

Prostylos ist ein Typus des griechischen Tempels, bei dem der Vorhalle auf ganzer Breite eine Säulenreihe<br />

vorgestellt ist.<br />

140<br />

Wieselburg-Ungarisch Altenburg [Mosonmagyaróvár], <strong>im</strong> Komitat Győr-Moson-Sopron <strong>im</strong> Nordwesten Ungarns.<br />

141<br />

Dinkel<br />

142<br />

Chinesischer Ölrettig (Ölrettich, Raphanus sativus oleïferus); eine wegen ihres ölreichen Samens zum Anbau als<br />

Ölgewächs empfohlene Pflanze.<br />

Seite 76

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