Unbekannte Bauwerke im Eisgrub - Feldsberg-Areal - Friedl Dieter
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<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong><br />
liebhaber Vergnügen, und zeigt unserer vor Holzmangel mehr gesicherten Nachkommenschaft hier<br />
die ersten Früchte jener großen Aufopferungen des jetzt regierenden Fürsten, und der wohlthätigen<br />
Bemühungen jener verehrungswürdigen Männer die ich schon oben anführte.<br />
Der ganze meilenweite Park ist seit beinahe 15 Jahren mit einer tüchtigen Bretterwand eingefaßt,<br />
und ein gesichertes Gehege von zahlreichem Roth- und Tannenwild, welches häufig dem<br />
Wandrer in ganzen Rodeln begegnet, und durch seine geringe Schüchternheit das Gefühl seines<br />
Schutzes zu erkennen giebt. In dem sonst ganz trocken und auch fast ganz eben liegenden Park hat<br />
die wohlthätige Natur doch auf verschiedenen Punkten sehr wasserreiche Teiche hervorbracht, die<br />
dem eingehegten Wilde zur Erfrischung dienen.<br />
Die Unterhaltung der beträchtlichen hölzernen Einzäunung, (denn der ganze Park hat bey<br />
10.000 Tausend Wiener Klafter (ca. 19 km) Umfang) ist <strong>im</strong> Grunde ein fressendes Kapital, und<br />
fordert auch viel Holz, welches nun schon so sehr rar geworden, und darum allenthalben merklich<br />
an Werth zugenommen hat. Der regierende Fürst von Lichtenstein,<br />
- Merkwürdigkeiten, Seite 16 -<br />
gewohnt, alles in ökonomischer Hinsicht zu beurtheilen, folglich von der kostspieligen und holzfressenden<br />
Unterhaltung der jetzigen Verplankung selbst überzeugt, faßte also den edlen Entschluß,<br />
den ganzen The<strong>im</strong>park mit einer schönen, und dauerhaften 7 Fuß (2,2 m) hohen Mauer einfaßen zu<br />
lassen, die aus einer besondern - von seinem Architekt Herrn Joseph Hardtmuth erfundenen Steinmassa<br />
aufgeführt wird. Es wird nemlich aus einer Mischung von gestossenem Mauerstein von Sand<br />
und Kalk ein dichter Mörtel verfertiget, und daraus einen Cubikschuh große Steinziegeln 72 mit eigends<br />
dazu verfertigten Pressen, die jede 1.500 Zentner (84 Tonnen) Schwere auf dem Kubikwürfel<br />
Druck machen, in Formen gepreßt. Dadurch erreichet die Mörtelmischung eine vollkommene Bindung,<br />
und durch die ganz herausgepreßte Nässe eine Härte gleich dem besten Sandstein, den die<br />
Natur nur so langsam bildet, und den erst der Steinhauer bearbeiten müßte, wenn man ihn zu einer<br />
so abgeglichenen Mauer verwenden wollte. Es stehet schon eine ansehnliche Strecke der von diesen<br />
künstlichen Sandsteinen aufgeführten Mauer, und der ganze Park wird in ein paar Jahren mit den<br />
halben Kosten weit schöner und dauerhafter als vorher eingefaßt seyn, dabey nebst einer hübschen<br />
Summe von baaren Auslagen, denn die Mauerarbeit geht geschwinder von statten, auch so viel<br />
Brennholz ersparet, das man sonst auf gebrennte Mauerziegeln verwenden, und dem Publikum entziehen<br />
mußte.<br />
Den ganzen Park durchkreuzen weite Hauptalleen, die ihre eigene Namen führen, wovon die<br />
längste 3.050 Klafter (5,78 km), die kürzeste 620 Klafter (1,18 km) lang ist, ohne die vielen Jagd-<br />
und Reitsteige zu berechnen, die den ganzen Park hin und her durchschneiden, und <strong>im</strong>mer ordentlich<br />
unterhalten sind.<br />
Jetzt werden in der angenehmsten Lage drey große Lusthäuser gebaut, nemlich ein Hirschgloriet,<br />
ein Tannenwaldgloriet, und ein Rehgloriet.<br />
Schön, und sehenswerth sind die alle Jahre in diesem Park öfters vorfallenden Parforce Jagden,<br />
wozu derselbe, außer der Hegung eigentlich best<strong>im</strong>mt ist. Die glänzendste dieser Jagden ist die<br />
am Hubertustage, vor dem Namensfeste der besten Fürstin, feierlich, von dem zahlreich versammelten<br />
Adel, der sich durch die bloßen Hutfedern von dem starken Parforcepersonale unterscheidet, mit<br />
großer Pracht abgehalten wird. Diese Jagd, und die zu der hohen Namensfeier jährlich veranstaltete<br />
Festivitäten locken eine Menge Menschen aus den entferntesten Gegenden herbei. Alles ist belebt,<br />
alles voll Vergnügen, und Jeder kehrt dann zufrieden in seine He<strong>im</strong>ath, um seinen Freunden oder<br />
Bekannten zu erzählen, was er da Alles gesehen, und unentgeldlich genossen habe. An diesem Tage<br />
72 Über die Quadersteingröße, siehe auch „Tierpark“ (S. 30), gibt es unterschiedliche Angaben.<br />
Bei WILHELM, Hardtmuth, (S. 24) findet man die Größe mit 45 : 30 : 23 cm (17,1 x 11,4 x 8,7") → 1696 Kubik Zoll<br />
oder 0,9815 Kubik Schuh (0,031 m³). An gleicher Stelle bringt Wilhelm ein Zeugnis des Fürsten Johannes an Joseph<br />
Hardtmuth, datiert mit 1. März 1811. In dieser Urkunde gibt der Fürst die Quadersteingröße mit 18 Zoll lang,<br />
12 Zoll breit und 9 Zoll hoch (47,4 x 31,6 x 23,7 cm) an → 1944 Kubik Zoll oder 1,125 Kubik Schuh (0,0355 m³).<br />
Ist auch in den meisten Publikation von „einen Cubikschuh großen Steinziegeln“ die Rede, so gehe ich davon aus,<br />
dass die Zollangaben in des Fürsten Zeugnis die richtigen Maße sind.<br />
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