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Unbekannte Bauwerke im Eisgrub - Feldsberg-Areal - Friedl Dieter

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„Wien’s Umgebungen…“ Seite 367<br />

<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong><br />

leichte Gestelle überziehen, die unter dem ermüdeten Wanderer zusammenknicken! –<br />

Die Stadt<br />

<strong>Feldsberg</strong> hat alte Mauern mit drei Thoren, 340 H., 3000 E 86 . Die Vorstadt ist schlecht, die Stadt<br />

selbst besser, aber nicht regelmäßig gebaut. Auf dem ziemlich großen langen Platze steht die stattliche<br />

Pfarrkirche zu Maria H<strong>im</strong>melfahrt. Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein erbaute sie neu um<br />

das Jahr 1677. Sie ist 18 Kl. hoch, 25½ lang, 14½ breit 87 , und faßt über 3000 Menschen. Die Fronte<br />

ist <strong>im</strong> jonischen Style verziert, und hat beiderseits Glockenthürme. Überraschend ist die hohe flache<br />

Wölbung der Decke, reich mit Stukkatur versehen. Es bestehen 7 Altäre; der Hochaltar hat zwölf<br />

Säulen und ein tüchtiges Bild, Maria H<strong>im</strong>melfahrt, von Fanti. Es ist eine Kopie des früher hier vorhandenen<br />

Gemäldes, welches von keinem geringeren Meister als Rubens war, und in die fürstliche<br />

Gallerie nach Wien kam. Ober dem Altarblatte befindet sich aber ein kleineres Bild, die h. Dreifaltigkeit,<br />

welches noch ein Original von Rubens ist. Die Pfarrkirchen zu Laxenburg und <strong>Feldsberg</strong><br />

sind also die einzigen um Wien, welche durch Gemälde großer Künstler (und zwar beides Niederländer)<br />

sehenswerth sind. Auch die anderen Altarblätter sind nicht ohne Werth. Die Paramente 88<br />

sind prachtvoll.<br />

Ein Gäßchen trennt die Kirche von dem Gasthofe, einem großen Gebäude, das aber eben so<br />

ansehnlich von außen, als unwirthlich <strong>im</strong> Innern ist. An dieses stößt das Amtshaus, neben dem die<br />

Auffahrt zum Schlosse führt.<br />

„Wien’s Umgebungen…“ Seite 368<br />

In der Vorstadt gegen <strong>Eisgrub</strong> steht das Kloster und Spital der Barmherzigen Brüder.<br />

Das erste, welches in Deutschland gestiftet wurde. Fürst Karl Liechtenstein führte diesen wohlthätigen<br />

Orden 1605 in Österreich ein, aus Dankbarkeit, daß der derselbe in Rom einigen seiner erkrankten<br />

Dienern besondere Pflege gewidmet hatte. Er räumte demselben das St. Barbara-Lazareth ein,<br />

seine Wittwe Beatrix, geborne Fürstin Dietrichstein, erbaute dann 1668 das jetzige Kloster mit der<br />

Kirche zu St. Augustin. Man findet in demselben 24 Krankenbette, ein kleines pathologisches und<br />

anatomisches Museum, und in den Gängen die Abbildungen aller Klöster dieses Ordens in Österreich,<br />

endlich die Wachsgestalt des Ordensstifters, Johannes von Gott. – In diesem Kloster war <strong>im</strong><br />

vorigen Jahrhunderte ein Bruder Firmian Schröder Prior, in dessen Leben sich ein so romanhafter<br />

Moment findet, wie er in der modernsten romantischen Literatur nicht frappanter und unwahrscheinlicher<br />

erfunden worden ist. Ein geborner Berliner, wanderte er, als angehender Arzt, mit seinem<br />

Bruder nach Österreich, gerieth in Ungarn in so elende Umstände, daß er, um nicht zu verhungern<br />

– barmherziger Bruder wurde. Er erhielt bald so großen Ruf, daß er vom Schöpfer der österreichischen<br />

Artillerie, Fürsten Wenzel Liechtenstein, nach <strong>Feldsberg</strong> berufen, und gewissermaßen<br />

dessen Leibarzt wurde. Einmal zum Fürsten nach Wien beschieden, traf er dort <strong>im</strong> Vorz<strong>im</strong>mer einen<br />

Artillerie-Major, des Fürsten Liebling, in welchem er – seinen Bruder wieder erkannte, von<br />

dem er seit zehn Jahren nichts gehört hatte. Durch die sonderbarsten Schicksale war dieser gegangen,<br />

der 1800<br />

„Wien’s Umgebungen…“ Seite 369<br />

als k. k. Feldzeugmeister und Kommandant von Olmütz, 81 Jahre alt, starb. Diese Erkennungsscene<br />

des merkwürdigen Bruderpaars wurde das Tagesgespräch der Residenz, und Maria Theresia selbst<br />

ließ sich dieselben vorstellen.<br />

86 340 Häuser, 3.000 Einwohner.<br />

87 18 Klafter hoch, 25½ lang, 14½ breit / 34,1 Meter hoch, 48,4 lang, 27,5 lang.<br />

88 Textilien, welche <strong>im</strong> Kirchenraum und in der Liturgie verwendet werden.<br />

Seite 62

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