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Unbekannte Bauwerke im Eisgrub - Feldsberg-Areal - Friedl Dieter

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<strong>Unbekannte</strong> <strong>Bauwerke</strong> <strong>im</strong> <strong>Eisgrub</strong> - <strong>Feldsberg</strong>-<strong>Areal</strong><br />

gleicher Richtung über der untern toskanischen Säule stehen wieder 12 türkische steinerne Thürmchen,<br />

jedes 16ʹ (5,1 m) hoch, um welche sich in Stein ausgehauene Roßschweife winden, und welche<br />

durch metallene, stark in Feuer vergoldete Knöpfe und halbe Monde gezieret werden. Die Moschee<br />

hat 9° - 2ʹ – 6ʺ (17,9 m) - Höhe, über welcher dann sich noch der Thurm erhebt. Dieser hat<br />

von Grund an bis zur Erhebung über die Moschee 5 Klafter (9,5 m), bis zur ersten Gallerie 4° - 3ʹ<br />

(8,5 m) - bis zur zweiten 4° (7,6 m), und bis zu der dritten 3° - 3ʹ (6,6 m) - Durchmesser, zwei mit<br />

steinernen, und die dritte mit einem eisernen Gitter versehene, auf Tragsteinen ruhende Gallerien;<br />

auf denen man herumgehen, und die umliegende schöne Gegend in den verschiedensten Gruppirungen<br />

betrachten kann, weil sich diese von jeder Gallerie in einer andern Gestalt dem Auge darstellet.<br />

Man sieht nun auch in einem seitwärts gelegenen Wäldchen an der Landstraße von Brünn<br />

nach <strong>Eisgrub</strong> zum Andenken des mit Frankreich geschlossenen Friedens 69 , einen von gehauenen<br />

Steinen aufgerichteten 11° - 3ʹ (21,8 m) hohen Obelisk, der die Aufmerksamkeit des von dieser Seite<br />

ankommenden Fremden fesselt, und seine Erwartung auf neue Sehenswürdigkeiten spannt.<br />

Von der Moschee bis zur ersten Gallerie steigt man 6° (11,4 m) - von da bis zur zweiten<br />

7° - 3ʹ (14,2 m) Höhe, wo man dann in eine mit 8 gothischen 6ʹ (1,9 m) hohen Säulen umgebene<br />

Laterne kömmt, auf welcher die steinerne hohle Kuppel stehet in einer Höhe, die Säule mitgerechnet,<br />

von 7° - 2ʹ - 6ʺ (14,1 m) auf welcher der metallene in Feuer vergoldete Thurmknopf, mit einem<br />

vergoldeten halben Monde stehet, und in<br />

- Merkwürdigkeiten, Seite 11 -<br />

hellen Tagen von den Sonnenstrahlen doppelt Vergoldet wird. Innerhalb des Thurms gehet eine<br />

freitragende steinerne Schneckenstiege von 302 Staffeln mit einem eisernen Gitter bis an die Laterne,<br />

und gewährt den herrlichsten Anblick, weil man von unten bis hinauf, und so umgekehrt auch<br />

inwendig die Höhe und das sich hinaufschlängelnde Gitter sieht.<br />

Von außen ist der Thurm, von da an, wo er über die Moschee steigt, bis zu der zweiten Gallerie<br />

8 eckigt, dann aber rund mit türkischen Inschriften von Bildhauerarbeit geziert. Das Ganze ist<br />

ein prächtiges, künstliches, und sehenswerthes Kunstwerk.<br />

Eben so sehenswerth und prächtig ist die in einer eigenen Parthie des Gartens stehende chinesische<br />

Rotunda, welche inwendig mit kostbaren, auf Seide gemahlten ächten chinesischen Tapeten<br />

ausgeziert ist. Einst prangten sie in einem gleichen Lustgebäude in dem königlichen Garten zu Versailles,<br />

wurden während der Revolution, da man alles plünderte und raubte, von einem französischen<br />

Grafen, der ihren Werth gekannt, durch Ankauf gerettet, und bei seiner bald erfolgten Emigration<br />

in unsere Kaiserstadt gebracht. Da sie dieser fremde Cavallier hier nicht wohl benutzen konnte,<br />

und eingesehen haben mag, er werde nicht sobald wieder in sein Vaterland zurückkehren, so<br />

kamen sie für einen theuern Preis an den regierenden Fürsten Alois von Lichtenstein, der Ihrer<br />

merkwürdigen Schönheit wegen in seinem <strong>Eisgrub</strong>er Garten eine, der Versailler ähnliche Rotunda<br />

geschmackvoll erbauen ließ, und so diesen seltenen Schatz für die Bewunderung der Zeitgenossen<br />

und Nachwelt auf das angemessenste aufbewahrte.<br />

Diese chinesische Parthie wird jetzt mit folgenden Gattungen fremder Bäume und Sträucher<br />

nacheinander bepflanzt, und charakterisirt: Ailantus (Götterbaum, H<strong>im</strong>melsbaum od, Bitteresche),<br />

Amorpha (Bastardindigo), Aristolochia (Pfeifenblume), Bignonia (Trompetenbaumgewächs), Calicanthus<br />

(Gewürzstrauch), Cercis (Judasbaum), Colutea (Blasenstrauch), Coriaria (Gerberstrauch),<br />

Crataegus (Weißdorn), Cupressus (Zypresse), Cytisus (Geißklee), Diospyrus (Ebenholzgewächs),<br />

Eleagnus (Ölweide), Gleditsia (Gleditschie oder Lederhülsenbaum), Gymnogladus (Geweihbaum),<br />

Hamamelis (Zaubernuss), Hibiscus (Hibiskus), Hippophae (Sanddorn), Juniperus (Wacholder), Lonicera<br />

(Heckenkirschen od. Geißblätter), Mespilus (Mispel), Morus (Maulbeere), Myrica (Gagelstrauchgewächs),<br />

Philadelphus (Pfeifenstrauch), Phyllyrea (Steinlinde), Pinus (Kiefer od. Föhre),<br />

69 Der Frieden von Campo Formio (Campoformido, in der heutigen Region Friaul-Julisch Venetien) beendete den am<br />

20. April 1792 von Frankreich begonnenen Ersten Koalitionskrieg und wurde am 17. Oktober 1797 zwischen Frankreich,<br />

vertreten durch Napoléon Bonaparte, und Kaiser Franz II. in seiner Eigenschaft als Landesherr der habsburgischen<br />

Erblande geschlossen.<br />

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