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netzwerke in der demokratie diewelt auf französisch ... - Die Gazette

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HEFTKRITIK<br />

GAZETTE global<br />

E<strong>in</strong> leichtes Heft. Gerade bei schweren Themen.<br />

Hier ist alles aus e<strong>in</strong>em Guss. Und das ohne Bleiwüsten<br />

o<strong>der</strong> überlange Artikel.<br />

Wer vierteljährlich ersche<strong>in</strong>t, muss Themen und<br />

Artikel sehr sorgfältig planen. Das ist <strong>in</strong>sgesamt<br />

sehr gelungen. Und das gleich mehrfach; thematisch<br />

bietet die Herbstausgabe <strong>der</strong> GAZETTE e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von Volltreffern.<br />

Lange bevor das Wort Prekariat seit diesem Herbst<br />

auch Nicht-Soziologen leicht über die Lippen g<strong>in</strong>g,<br />

wurde das Heft vorbereitet. Das Interview mit dem<br />

Wirtschaftsweisen Professor Dr. Peter Bof<strong>in</strong>ger<br />

antizipierte die Diskussion über die Studie <strong>der</strong><br />

Friedrich-Ebert-Stiftung ebenso wie die folgende<br />

Dokumentation über das Bamberger Forschungsprojekt<br />

GLOBALIFE. Das passt zusammen, und<br />

auch für fachfremde Leser s<strong>in</strong>d die spannenden<br />

Stellungnahmen und Thesen gut verständlich.<br />

Von <strong>der</strong> Theorie geht’s <strong>in</strong> die Praxis. Und um die<br />

Welt. Den zeitlich und regional so nahen Libanon-<br />

Konflikt <strong>in</strong> dieser Form zu thematisieren zeigt die<br />

engagierte Perspektive <strong>der</strong> Blattmacher. Mona Sarkis’<br />

Reportage bietet e<strong>in</strong>e ungewöhnliche Sicht <strong>auf</strong><br />

den Konflikt; sie ist aus E-Mails montiert. Gut,<br />

wenn e<strong>in</strong> Verleger sich hier formal was traut – und<br />

e<strong>in</strong>en Standpunkt bezieht. <strong>Die</strong> Mails rufen den<br />

Leser quasi aus dem Konflikt an. Subjektiv und ohne<br />

beschönigende Floskeln. Alles, was e<strong>in</strong>e Reportage<br />

braucht. <strong>Die</strong> dazugehörige Fotostrecke zeigt<br />

grauenvolle Bil<strong>der</strong>. Sie zu zeigen war absolut richtig.<br />

Aber gut, dass die <strong>in</strong>terne Diskussion darüber schon<br />

im Editorial verhandelt wird.<br />

Dass diese GAZETTE erneut so global ist, zeigen<br />

auch die beiden Artikel über Afrika. Sie könnten unterschiedlicher<br />

nicht se<strong>in</strong>. Auch das e<strong>in</strong> Zeichen für<br />

die Vielfalt des Heftes. E<strong>in</strong> Konzept, dass <strong>auf</strong>geht.<br />

E<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit, die es so wohl nur <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

GAZETTE gibt, s<strong>in</strong>d die Fundsachen. Auch sie e<strong>in</strong>e<br />

Reise um die Welt <strong>in</strong> je 80 Zeilen. Wo sonst erfährt<br />

<strong>der</strong> geneigte Leser von evangelikal-fundamentalistisch<br />

angehauchten Ballerspielen? <strong>Die</strong> Nüchternheit<br />

<strong>der</strong> <strong>auf</strong>gespießten nordkoreanischen Protestnote<br />

beschreibt besser als manch e<strong>in</strong> Kommentar,<br />

wie banal und bürokratisch Kim Jong Ils Diktatur<br />

funktioniert. Da braucht es eben ke<strong>in</strong>en Autor.<br />

Und etwa mit Annette Schwarz hat man e<strong>in</strong>e Autor<strong>in</strong>,<br />

<strong>der</strong>en fiktionale Geschichte „H<strong>in</strong>terhof“ e<strong>in</strong>e<br />

ganz an<strong>der</strong>e Tristesse schil<strong>der</strong>t. <strong>Die</strong> Mischung<br />

macht’s bei <strong>der</strong> GAZETTE: Geschichte und Geschichten.<br />

Reportage und Reim.<br />

Zwei weitere publizistische Leckerbissen zeigen,<br />

wie fe<strong>in</strong> verwoben man die Themen dieser Ausgabe<br />

lesen kann. Klaus Podaks „Spott als Freiheit des<br />

Geistes“ nähert sich <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e angenehm <strong>in</strong>tellektuelle<br />

Weise dem – je nach Lesart – Dialog / Clash <strong>der</strong><br />

Kulturen. <strong>Die</strong>smal erzählt aus e<strong>in</strong>er historischen<br />

Sichtweise. Philosophiegeschichte mit Anb<strong>in</strong>dung<br />

an die Postmo<strong>der</strong>ne.<br />

Me<strong>in</strong> persönlicher Liebl<strong>in</strong>g aber ist Zé do Rocks<br />

„Schrö<strong>der</strong> liegt <strong>in</strong> Brasilien“.<br />

Der Autor schafft es, zum Nachdenken über das<br />

Bild vom An<strong>der</strong>en anzuregen. Na klar: Auch mit<br />

Spott. Hier hält <strong>der</strong> 57-Jährige uns den Spiegel vor.<br />

Beweisen zu wollen, dass die Deutschen es s<strong>in</strong>d, die<br />

trotz massivster Verelendung fröhlich feiernd ihr<br />

Leben <strong>auf</strong> dem Sonnendeck <strong>der</strong> Favela leben, das ist<br />

ganz großes Tennis! Wen wun<strong>der</strong>t’s, dass deutsche<br />

Fernsehsen<strong>der</strong> den Dokumentarfilm nicht produzieren<br />

wollten. Als das Heft mit dem Artikel über<br />

das Projekt an den Kiosken liegt, wird gerade Sacha<br />

Baron Cohens Satire „Borat“ von den Feuilletons <strong>in</strong><br />

höchsten Tönen gelobt. E<strong>in</strong> Multitalent, das ähnliche<br />

Überspitzungen benutzt, als Autor zu gew<strong>in</strong>nen,<br />

beweist Weitsicht und Witz.<br />

Auch hier war die GAZETTE brandaktuell. Noch<br />

dazu mit e<strong>in</strong>em Text, <strong>der</strong> voller Sprachspiele ist, verfasst<br />

<strong>in</strong> do Rocks „ultradoitsh“.<br />

Do Rock hatte Recht: „mucho haha, mucho<br />

yuhu“ – und bei fast jedem Artikel des Heftes<br />

„mucho aha!“<br />

Thomas Kletschke<br />

Thomas Kletschke studierte Geschichts- und Sozialwissenschaften.<br />

Er recherchierte und schrieb für die<br />

Rhe<strong>in</strong>ische Post, die Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>e Zeitung<br />

sowie www.op<strong>in</strong>io.de. Seit 2005 volontiert er bei <strong>der</strong><br />

Programmzeitschrift Gong.<br />

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