netzwerke in der demokratie diewelt auf französisch ... - Die Gazette
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Das iranische Atomprogramm<br />
Verbot <strong>auf</strong> Verdacht<br />
<strong>Die</strong> Frage ist nicht mehr: Wie kann man Iran das Atomprogramm verbieten?, son<strong>der</strong>n: Kann<br />
man es überhaupt? Und wo bleibt dann die Sicherheit nicht nur <strong>der</strong> Nahost-Region? <strong>Die</strong> Lösung<br />
kann nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Übere<strong>in</strong>kommen aller Beteiligten liegen.<br />
Von Andreas Zumach<br />
Seit Mitte 2005 ist <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationale Konflikt um das iranische Atomprogramm<br />
ständig und <strong>in</strong> bedrohlicher Weise eskaliert. E<strong>in</strong> militärisches Vorgehen<br />
<strong>der</strong> USA gegen Iran mit all se<strong>in</strong>en voraussagbaren verheerenden Konsequenzen<br />
ist – trotz <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lage <strong>der</strong> Republikaner bei den Kongresswahlen Anfang<br />
November – auch weiterh<strong>in</strong> nicht auszuschließen.<br />
Von den meisten westlichen Politikern und Medien wird <strong>der</strong> irreführende E<strong>in</strong>druck<br />
vermittelt, als habe <strong>der</strong> Konflikt erst mit <strong>der</strong> Wahl des neuen iranischen Präsidenten<br />
Mahmoud Ahmad<strong>in</strong>edschad im Sommer 2005 begonnen. Und als sei<br />
Teherans Atomprogramm wirklich <strong>der</strong> Kern des Problems.<br />
Tatsächlich geht es um die strategisch hochbedeutsame Frage, woh<strong>in</strong> sich das<br />
wichtigste Land im Herzen <strong>der</strong> seit 60 Jahren (und voraussichtlich auch <strong>in</strong> den<br />
nächsten vier Jahrzehnten) bedeutendsten und konfliktreichsten Weltregion entwickeln<br />
wird. Iran liegt im Zentrum <strong>der</strong> nahöstlichen/mittelöstlichen/zentralasiatischen<br />
Region. E<strong>in</strong>er Region aus 25 Staaten, die im Norden begrenzt wird<br />
von Russland, im Osten von Ch<strong>in</strong>a und Indien, im Süden vom Indischen Ozean<br />
und <strong>der</strong> Arabischen See und im Westen vom Mittelmeer und <strong>der</strong> Türkei. In dieser<br />
Region liegen rund 85 Prozent <strong>der</strong> Weltölreserven und 90 Prozent <strong>der</strong> Weltgasreserven<br />
(unter Berücksichtigung <strong>der</strong> russischen Reserven). Innerhalb dieser<br />
Region ist Iran das aus vielerlei Gründen bei weitem bedeutsamste Land. Es verfügt<br />
über die zweitgrößten Gasreserven <strong>der</strong> Welt (nach Russland) und über die<br />
drittgrößten Ölvorräte (nach Saudi-Arabien und Irak). Ke<strong>in</strong> Land <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region<br />
hat so viele Außengrenzen wie Iran – nämlich acht. Darunter s<strong>in</strong>d sehr sensible, <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Vergangenheit zum Teil militärisch umstrittene Grenzen: unter diesen die<br />
über tausend Kilometer lange Westgrenze zum Irak; die südwestliche Küstengrenze<br />
zum Persischen Golf, <strong>der</strong> weltweit wichtigsten Wasserstraße zum Transport<br />
von Öl von den För<strong>der</strong>län<strong>der</strong>n <strong>auf</strong> die Weltmärkte; die beiden Grenzen im<br />
Südosten zu Pakistan und Afghanistan; im Nordosten die Grenzen zu zwei exsowjetischen<br />
Republiken; die nördliche Küstengrenze zum Kaspischen Meer,<br />
unter dessen Boden große Vorräte an Öl und Gas liegen. Und schließlich im<br />
Nordwesten die Grenzen zu Armenien und <strong>der</strong> Türkei, mit <strong>der</strong> es ebenso Konflikte<br />
geben könnte im Zusammenhang mit den kurdischen M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten <strong>in</strong> beiden<br />
Län<strong>der</strong>n und <strong>der</strong>en Streben nach e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen kurdischen Staat <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Region.<br />
Iran ist das Land mit <strong>der</strong> jüngsten Bevölkerung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt. In ke<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en<br />
Land ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> unter 20-Jährigen und <strong>der</strong> unter 30-Jährigen an <strong>der</strong><br />
Gesamtbevölkerung so groß. Iran ist e<strong>in</strong> Land mit e<strong>in</strong>er eigenständigen, jahrtausendealten,<br />
reichen Kultur, Geschichte und Tradition. Und schließlich ist Iran<br />
seit 1979 die e<strong>in</strong>zige erklärtermaßen islamische Republik, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die wesentlichen<br />
politischen Entscheidungen nicht von weltlichen, son<strong>der</strong>n von religiösen Führern<br />
bestimmt werden. Zudem erkennt Iran seit <strong>der</strong> islamischen Revolution die<br />
Existenz des Staates Israel grundsätzlich nicht an. Woh<strong>in</strong> wird sich dieses gewichtigste<br />
Land <strong>der</strong> bedeutsamsten Weltregion <strong>in</strong> den nächsten Jahren entwickeln?<br />
Mit wem wird es strategische Partnerschaften e<strong>in</strong>gehen beim Verk<strong>auf</strong> von Öl,<br />
beim Bau von Pipel<strong>in</strong>es, beim K<strong>auf</strong> von Waffen? Mit Ch<strong>in</strong>a, Indien und Russland?<br />
O<strong>der</strong> wird Iran wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> das „westliche Lager“ zurückkehren und damit<br />
unter den stärkeren E<strong>in</strong>fluss und die Kontrolle <strong>der</strong> USA, wie zu Zeiten <strong>der</strong> Schah-<br />
Diktatur zwischen 1953 und 1979?<br />
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