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netzwerke in der demokratie diewelt auf französisch ... - Die Gazette

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f<strong>in</strong>den soll. Und vom Rest <strong>der</strong> Welt wird er sowieso<br />

ignoriert, <strong>der</strong> frech zur Ostseeküste durchfährt o<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> die sächsischen Metropolen Dresden, Leipzig<br />

reist und zu den Sehenswürdigkeiten des Harzes<br />

und jenen des Freistaates Thür<strong>in</strong>gen.<br />

„<strong>Die</strong> Landschaft ist karg, weit und e<strong>in</strong> wenig traurig“,<br />

schreibt <strong>der</strong> ehemalige Herausgeber e<strong>in</strong>er Potsdamer<br />

Zeitung. Der Brandenburger selbst gibt sich<br />

weniger traurig als mürrisch. Gründe dafür f<strong>in</strong>det er<br />

genug. Es klagen die Gastwirte, Taxifahrer und alle<br />

an<strong>der</strong>en, die davon leben wollen, wovon sie schwer<br />

leben können. Und es wurmt sie, <strong>auf</strong> jene angewiesen<br />

zu se<strong>in</strong>, denen sie misstrauen. „Der Märker mag<br />

die Fremden nicht“, sagt mir <strong>der</strong> Leiter e<strong>in</strong>es Literaturmuseums,<br />

<strong>der</strong> froh ist, nur e<strong>in</strong>mal verprügelt<br />

worden zu se<strong>in</strong>. Aus Versehen o<strong>der</strong> zielgerichtet, das<br />

wurde selbst im Gerichtssaal nicht klar. Vielleicht<br />

hatten es die Angeklagten auch vergessen. Sie gaben<br />

sich wortkarg, debil träge und entschuldigten sich<br />

pflichtbewusst lustlos. Pflichtbewusst lustlos s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Brandenburg zu oft Schlüsselworte für das gastronomische<br />

Erlebnis, das dann ke<strong>in</strong>es wird, o<strong>der</strong> für den<br />

<strong>Die</strong>nstleistungsbereich. In Brandenburg gibt es<br />

ke<strong>in</strong>e bayrische Gastfreundlichkeit o<strong>der</strong> Thür<strong>in</strong>ger<br />

Herzlichkeit, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e beflissene Mürrischkeit,<br />

<strong>der</strong> etwas Devotes anhaftet.<br />

Kürzlich bedankte ich mich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Drogerie für<br />

das Wechselgeld. <strong>Die</strong> Verkäufer<strong>in</strong> wünschte mir<br />

demonstrativ laut e<strong>in</strong>en „Guten Tag“ Ich erwi<strong>der</strong>te<br />

den Wunsch und fügte e<strong>in</strong>en weiteren für den<br />

Abend h<strong>in</strong>zu. <strong>Die</strong> Frau konterte mit drei nett geme<strong>in</strong>ten<br />

Floskeln, aber mit teilnahmsloser Miene<br />

dah<strong>in</strong>geschnarrt. Ich hielt mit weiteren guten Wünschen<br />

mit. Immer bissiger wurden immer höflichere<br />

Sätze ausgetauscht. <strong>Die</strong> Frau gab nicht <strong>auf</strong> <strong>in</strong> ihrer<br />

verquälten Absicht, beson<strong>der</strong>s nett zu se<strong>in</strong>.<br />

Ne<strong>in</strong>, Brandenburg ist ke<strong>in</strong> Nazi-Land. <strong>Die</strong> Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit<br />

beg<strong>in</strong>nt beim Blick <strong>in</strong> den Spiegel<br />

und ist e<strong>in</strong>e, die aus kartoffelfeldgrauen Vorzeiten<br />

kommt und sich durch Sprüche outet wie „Was <strong>der</strong><br />

Bauer nicht kennt, isst er nicht“. „<strong>Die</strong> Brandenburger“,<br />

das war im Zweiten Weltkrieg e<strong>in</strong>e Speziale<strong>in</strong>heit<br />

für Sabotageaktionen h<strong>in</strong>ter den fe<strong>in</strong>dlichen<br />

L<strong>in</strong>ien. Beson<strong>der</strong>s mutige Leute, benutzt von e<strong>in</strong>er<br />

verbrecherischen Politik. Aber diese militärischen<br />

Traditionen br<strong>in</strong>gen dem Brandenburger wenig für<br />

die Gegenwart. Ehemalige Kriege als Fluchtwege<br />

aus bäuerlicher Arbeitsabhängigkeit und Tristesse.<br />

„In den Staub mit allen Fe<strong>in</strong>den Brandenburgs“ -auch<br />

so e<strong>in</strong> berühmter Satz aus schlachtbewusster<br />

Zeit, <strong>der</strong> <strong>in</strong>s Leere fällt, wenn e<strong>in</strong>er ke<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>de<br />

mehr hat. Nur noch potenzielle Geldgeber, die nie<br />

genügend herausrücken. Auch Bitten und Betteln<br />

will gelernt se<strong>in</strong>, und die Jugend verlässt das Land<br />

Richtung Westen o<strong>der</strong> geht nach Berl<strong>in</strong>.<br />

„Berl<strong>in</strong>, da ist das Leben“, s<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Hip-Hop-<br />

Gruppe mit trauriger Stimme. E<strong>in</strong> Freund spielt mir<br />

ihren Song vor, er lebt formal <strong>in</strong> Brandenburg, aber<br />

eigentlich noch im Speckgürtel r<strong>in</strong>gs um die Hauptstadt,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Speckgürtel-Mischkultur zweier ver-<br />

Ke<strong>in</strong> Stück Ostdeutschlands blüht heute so <strong>auf</strong>, ist so gefragt wie die attraktiven Orte <strong>der</strong> Ostseeküste und vor allem die vorgelagerten Inseln<br />

Rügen, Usedom und Hiddensee.

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