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netzwerke in der demokratie diewelt auf französisch ... - Die Gazette

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New York ist nicht Amerika. Es ist e<strong>in</strong>e<br />

Art amerikanischer Brückenkopf am Ufer <strong>der</strong> Welt.<br />

Also e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiger Beobachtungsposten.<br />

Was aber sieht man von New York aus <strong>in</strong> diesem<br />

Sommer 2006? Zunächst e<strong>in</strong>mal, dass die Welt<br />

heute ke<strong>in</strong> so sicherer Platz mehr ist wie kurz nach<br />

dem blutigen Angriff <strong>auf</strong> die Tw<strong>in</strong> Towers vor fünf<br />

Jahren. <strong>Die</strong> Welt ist gefährlich. Weil wir ke<strong>in</strong>es <strong>der</strong><br />

großen Übel, die unseren Planeten befallen, unter<br />

Kontrolle haben – den Terrorismus, die Verbreitung<br />

<strong>der</strong> Massenvernichtungswaffen, die globale<br />

Erwärmung, die weltweiten Epidemien, die <strong>in</strong>ternational<br />

organisierte Krim<strong>in</strong>alität. Weil <strong>der</strong> Krisenbogen,<br />

<strong>der</strong> sich vom Nahen Osten bis nach Südostasien<br />

erstreckt, Erschütterungen von bisher unbekanntem<br />

Ausmaß erlebt. Im Nahen Osten wütete<br />

zwar seit Generationen e<strong>in</strong>e markante, aber doch<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger beherrschte Krise: <strong>der</strong> Konflikt<br />

zwischen Israel und Paläst<strong>in</strong>a. Heute aber haben wir<br />

vier ebenso schwere Krisen, die sich jedoch je<strong>der</strong><br />

Kontrolle zu entziehen sche<strong>in</strong>en: Der israelischpaläst<strong>in</strong>ensische<br />

Konflikt nimmt e<strong>in</strong>e hoffnungslose<br />

Wendung; während ich schreibe, bricht e<strong>in</strong>e<br />

mör<strong>der</strong>ische Eskalation aus zwischen Israel, <strong>der</strong><br />

Hamas und <strong>der</strong> Hisbollah; <strong>der</strong> Irak geht weiter se<strong>in</strong>en<br />

Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Inferno; und im Fall des Iran wachsen<br />

die Spannungen mit dem Anspruch <strong>auf</strong> die<br />

Atomwaffe.<br />

Werfen wir e<strong>in</strong>en Blick weiter nach Osten: <strong>Die</strong><br />

Taliban s<strong>in</strong>d im Begriff, <strong>in</strong> Afghanistan wie<strong>der</strong> Fuß<br />

zu fassen; mit ger<strong>in</strong>gen Mitteln s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage,<br />

die Institutionen, die die Völkergeme<strong>in</strong>schaft dort<br />

errichtet, zu destabilisieren; b<strong>in</strong> Laden ist noch immer<br />

nicht gefasst; die Spannungen um Kaschmir<br />

zwischen Indien und Pakistan verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n sich<br />

nicht; Nordkorea br<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong> Störpotenzial zur Geltung;<br />

Taiwan bleibt von Ch<strong>in</strong>a bedroht. Zwischen<br />

Japan, Ch<strong>in</strong>a und <strong>der</strong>en benachbarten Staaten<br />

wächst das Misstrauen. Nicht im Zentrum <strong>der</strong><br />

Bruchl<strong>in</strong>ien, aber verbunden mit ihnen durch die<br />

Fluktuation <strong>der</strong> Terroristen, den Handel mit Waffen<br />

und Drogen, die Beweglichkeit <strong>der</strong> organisierten<br />

Krim<strong>in</strong>alität (e<strong>in</strong>schließlich ihrer F<strong>in</strong>anzierung),<br />

gel<strong>in</strong>gt es auch Afrika nicht, se<strong>in</strong>e Krisenherde unter<br />

Kontrolle zu br<strong>in</strong>gen.<br />

EINE VERLORENE WETTE: <strong>Die</strong> Welt ist gefährlich.<br />

Der „Augenblick <strong>der</strong> Unipolarität“ ist schon bald<br />

E<strong>in</strong> Blick aus Amerika<br />

<strong>Die</strong> Welt <strong>auf</strong> Französisch<br />

Den Autor, e<strong>in</strong>en aus den USA heimgekehrten Diplomaten, beschäftigt unter an<strong>der</strong>em e<strong>in</strong>e gewisse Angst vor <strong>der</strong> deutschen<br />

EU-Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 und vor den Beschlüssen, die danach Frankreich umzusetzen hat.<br />

Von François Gorand<br />

wie<strong>der</strong> vorbei. Das ist heute e<strong>in</strong>e kaum noch orig<strong>in</strong>elle<br />

Beobachtung. Was daran jedoch überraschen<br />

kann, ist die Schnelligkeit, mit <strong>der</strong> die amerikanische<br />

Vorherrschaft an ihre Grenzen gelangt ist. Jeden<br />

Tag sieht man e<strong>in</strong> gewissermaßen machtloses Amerika,<br />

sei es im Nahen Osten, <strong>in</strong> Afghanistan o<strong>der</strong><br />

auch im Sudan; an<strong>der</strong>swo sieht sich Amerika<br />

gezwungen, sich zu arrangieren mit se<strong>in</strong>en Gegnern<br />

von gestern, etwa mit Russland und Ch<strong>in</strong>a, o<strong>der</strong>,<br />

schwieriger noch, mit se<strong>in</strong>en mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

folgsamen Verbündeten. <strong>Die</strong> schlimmsten Fälle<br />

(noch aus <strong>der</strong> Zeit vor dem Flächenbrand im Nahen<br />

Osten) s<strong>in</strong>d hier <strong>der</strong> Irak, <strong>der</strong> Iran, Nordkorea.<br />

Offenkundig trägt hierbei die Politik <strong>der</strong> Neo-Konservativen<br />

e<strong>in</strong>en erheblichen Teil <strong>der</strong> Verantwortung<br />

für die jüngsten Entwicklungen. Selbstsicher,<br />

viel zu selbstsicher <strong>in</strong> ihrer Übermacht, glaubte die<br />

Regierung Bush ihr Mandat dadurch <strong>in</strong> Angriff nehmen<br />

zu können, dass sie – vom Internationalen<br />

Strafgerichtshof ganz abgesehen – die großen <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vere<strong>in</strong>barungen <strong>in</strong>fragestellte, die den<br />

strategischen Beziehungen immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum<br />

an Stabilität verliehen hatten: den Raketen-Abwehr-<br />

Vertrag mit Russland und das Teststoppabkommen.<br />

Sie hat sich außerdem über zahlreiche an<strong>der</strong>e multilaterale<br />

Verpflichtungen h<strong>in</strong>weggesetzt. Mit diesem<br />

Verhalten hat sie den Geltungsraum des Rechts<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Geme<strong>in</strong>schaft beträchtlich<br />

reduziert. Nach dem 11. September, berauscht<br />

von ihrem schnellen Erfolg <strong>in</strong> Afghanistan,<br />

glaubte sie den Augenblick gekommen, ihre Rechnung<br />

mit dem Irak zu begleichen. Gleichzeitig hat<br />

die Regierung Bush ke<strong>in</strong>e Gelegenheit ausgelassen,<br />

die arabisch-muslimische Welt (wie man hier sagt)<br />

zu „antagonisieren“.<br />

Man kann, so sche<strong>in</strong>t es, Gründe dafür f<strong>in</strong>den, dass<br />

die ursprüngliche Idee <strong>der</strong> Neo-Konservativen,<br />

wenigstens unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen, plausibel<br />

war: den Angriff <strong>auf</strong> die Zwill<strong>in</strong>gstürme zur<br />

Legitimierung e<strong>in</strong>es großen Demokratisierungsprojekts<br />

zu benützen, dem <strong>der</strong> Nahe Osten unterworfen<br />

werden sollte. <strong>Die</strong>se Wette ist gescheitert. Amerika<br />

blieb im irakischen Sand stecken o<strong>der</strong> stolperte <strong>in</strong><br />

den Gassen von Bagdad und Basra <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Falle.<br />

Heute ist <strong>der</strong> Gedanke e<strong>in</strong>er Nichtverbreitung von<br />

Atomwaffen weitgehend unglaubwürdig; <strong>der</strong><br />

Westen o<strong>der</strong> doch wenigstens die USA s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Welt e<strong>in</strong> Anlass zu Spott und Hohn; die amerikani-<br />

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