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netzwerke in der demokratie diewelt auf französisch ... - Die Gazette

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Fotos: www.forum-ekonomiczne.pl<br />

Krynica: Das Alte Kurhaus an <strong>der</strong> Promenade<br />

Innovation, bejaht die Frage, ob wir die Globalisierung<br />

noch bee<strong>in</strong>flussen können; es seien <strong>in</strong> Europa<br />

soziale Lösungen erfor<strong>der</strong>lich, und die könnten bald<br />

sogar e<strong>in</strong> Exportartikel werden. <strong>Die</strong> Diskussion<br />

belebt sich: Welche Rolle spiele denn Europa künftig<br />

noch, wenn Ch<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>mal die Fabrik <strong>der</strong> Welt sei<br />

und Indien <strong>der</strong>en <strong>in</strong>tellektuelles Zentrum? Gibt es<br />

überhaupt e<strong>in</strong>en „europäischen Traum“ für die<br />

Nicht-Europäer <strong>auf</strong> dem Kont<strong>in</strong>ent? Und dann,<br />

natürlich, <strong>der</strong> Islam, das sei doch e<strong>in</strong>e politische<br />

Religion. Professor Ahmet Ev<strong>in</strong> <strong>auf</strong> dem Podium<br />

hält dem Frager entgegen, die Menschenrechte seien<br />

immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e religiöse Idee. Sanft wi<strong>der</strong>spricht<br />

ihm Josef Hochgerner: Wesentlich sei und bleibe das<br />

staatliche Pr<strong>in</strong>zip des Säkularismus.<br />

Kritisch geht es auch bei „Städte als die Schöpfer e<strong>in</strong>er<br />

neuen europäischen Identität“ zur Sache, wenigstens<br />

anfangs, als die Stadt „e<strong>in</strong> Raum zum Austausch<br />

von Ideen“ genannt wird.<br />

Am frühen Nachmittag besuche ich die<br />

Podiumsdiskussion zum Thema „<strong>Die</strong> Iran-Krise<br />

und <strong>der</strong> kaukasische Islam“. Das Thema ist attraktiv:<br />

Nach e<strong>in</strong>er halben Stunde s<strong>in</strong>d wir 26 Zuhörer.<br />

Arif Yusunow, aserbaidschanischer Politikwissenschaftler,<br />

beg<strong>in</strong>nt mit <strong>der</strong> These, die Iran-Krise<br />

betreffe die gesamte Region. Nasib Nasibli, Parlamentsabgeordneter<br />

aus Aserbaidschan, gesteht dem<br />

Iran e<strong>in</strong> „nation build<strong>in</strong>g“ zu wie im Europa des 18.<br />

und 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts; se<strong>in</strong> Land, umgeben von<br />

amerikanischen Militärbasen, könne gar ke<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Politik verfolgen als e<strong>in</strong> „Gleichgewicht zwischen<br />

den USA und dem Iran“, „zwischen zwei Feuern“<br />

könne man nicht neutral bleiben. Und er fügt<br />

h<strong>in</strong>zu, dass schließlich 24 Prozent <strong>der</strong> Iraner Aserbaidschan<strong>der</strong><br />

seien. Der Politikwissenschaftler Sanikidze<br />

aus Georgien schließt daran an und erwähnt<br />

die starke georgische M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit im Iran. Se<strong>in</strong>e<br />

Frage, ob Georgien <strong>in</strong> dieser Krise vermitteln könne,<br />

bleibt ohne Antwort.<br />

Dann spricht <strong>der</strong> russische<br />

Wissenschaftler Zurab Tadua<br />

wenig Überraschendes: Im<br />

Kaukasus, <strong>in</strong> Tschetschenien,<br />

überhaupt <strong>in</strong> Südrussland<br />

gebe es radikale islamische<br />

Gruppierungen, Wahhabiten<br />

und an<strong>der</strong>e; jetzt aber, nachdem<br />

die Pläne, e<strong>in</strong>en Scharia-<br />

Staat zu errichten (wofür<br />

alle<strong>in</strong> Saudi-Arabien 23 Milliarden<br />

Dollar gespendet habe),<br />

vereitelt seien, stabilisiere sich<br />

die Situation mehr o<strong>der</strong> weniger.<br />

In dieser Perspektive sei<br />

Russland dem Iran geradezu<br />

dankbar für se<strong>in</strong>e schiitische<br />

Opposition gegen den sunnitischen<br />

Wahhabismus. E<strong>in</strong><br />

russischer Ethnologe, Akhmet<br />

Yarlikapov, zeichnet e<strong>in</strong> etwas<br />

an<strong>der</strong>es Bild: Man sei im Iran <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Suche nach<br />

e<strong>in</strong>er Sunniten und Schiiten übergreifenden, „geme<strong>in</strong>samen<br />

islamischen Identität“; <strong>auf</strong> diese Weise<br />

suche man die Isolierung des Iran <strong>in</strong> <strong>der</strong> islamischen<br />

Welt zu überw<strong>in</strong>den; <strong>der</strong> Gedanke sei bei jungen<br />

Iranern und Iraner<strong>in</strong>nen beliebt und werde <strong>in</strong> Diskussionsveranstaltungen<br />

<strong>auf</strong>gegriffen. An<strong>der</strong>erseits<br />

h<strong>in</strong><strong>der</strong>e Saudi-Arabien se<strong>in</strong>e eigene (sunnitische)<br />

Bevölkerung daran, die (schiitische) Hisbollah zu<br />

unterstützen. George Sanikidze ist an<strong>der</strong>er Me<strong>in</strong>ung:<br />

Es gebe gar ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit unter Muslimen.<br />

Schließlich habe Khame<strong>in</strong>i zum Beispiel Ahmad<strong>in</strong>edschad<br />

(„<strong>der</strong> alles an<strong>der</strong>e als e<strong>in</strong> religiöser Führer<br />

ist“) <strong>in</strong> den Sattel gehoben und nicht den gläubigen<br />

Rafsandschani.<br />

Das Publikum dankt mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Applaus.<br />

Und tatsächlich: <strong>Die</strong>se Podiumsdiskussion hat den<br />

Mittelpunkt <strong>der</strong> eigenen Welterfahrung und -wahrnehmung<br />

von Europa weg nach Zentralasien verschoben.<br />

Und mit e<strong>in</strong>em Mal ergeben sich an<strong>der</strong>e<br />

Durchblicke und mit ihnen ganz an<strong>der</strong>e Fragen.<br />

Mit 35 Zuhörern noch besser besucht ist das<br />

Thema „<strong>Die</strong> Säulen <strong>der</strong> europäischen Identität“.<br />

Hier demontiert gleich zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Regierungssprecher<br />

<strong>der</strong> Tschechischen Republik, Edvard<br />

Outrata, das tragende Thema: Identität sei etwas für<br />

e<strong>in</strong>e Person, nicht aber für e<strong>in</strong>en Staat o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Gebilde. Viel wesentlicher sei hier die Frage <strong>der</strong><br />

Grenze, speziell die Frage <strong>der</strong> Türkei. Dar<strong>auf</strong> Valery<br />

Bulhakau, Chefredakteur <strong>der</strong> weißrussischen oppositionellen<br />

Kulturzeitschrift Arche: E<strong>in</strong>e weißrussische<br />

Identität gebe es deshalb nicht, weil Russland<br />

sie leugne und dem Land verweigere. <strong>Die</strong> slowakische<br />

Schauspieler<strong>in</strong> und Politiker<strong>in</strong> Magdalena<br />

Vášáryová trägt etwas feierlich den Grund für die<br />

europäische Identitätssuche vor: die Angst vor <strong>der</strong><br />

Erosion <strong>der</strong> Idee Europa. Speziell <strong>in</strong> ihrem noch EUjungen<br />

Land erlebe sie zu wenig Optimismus, zu viel<br />

Apathie aus zu viel Katastrophen-Erfahrung. <strong>Die</strong><br />

Diskussion entwirrt e<strong>in</strong> wenig die L<strong>in</strong>ien: Identität<br />

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