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Neue Weltordnungen - Vom Kolonialismus bis zum Bic Mac.pdf

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Kremls zu schützen, der darauf aus ist, sie zu unterwandern, damit sie »in unserer Wirtschaft, unserer<br />

Kultur und unseren politischen Institutionen Verwirrung stiften«. Heute verfolgen mit erheblichen<br />

Mitteln ausgestattete »konservative« Stiftungen das gleiche Ziele. In den Vereinigten Staaten setzen<br />

wir natürlich keine Todesschwadronen ein, um die Demokratie durch »gerechte Unterdrückung« zu<br />

erhalten. Dafür lassen wir unseren Satellitenstaaten in der Dritten Welt freiere Hand im Kampf gegen<br />

die »Subversion«.<br />

In Kolumbien eskalierte der Krieg gegen den »inneren Feind« in den achtziger Jahren, als Reagan die<br />

Kennedy-Doktrinen aktualisierte. Aus der »legalen« Unterdrückung wurde nun die »systematische<br />

Indienstnahme des politischen Mords und des Verschwindenlassens von Personen, später kam es auch<br />

zu Massakern« (so die Untersuchung über den Staatsterror). 1988 erlaubten neue gesetzliche<br />

Regelungen »die umfassende Kriminalisierung der politischen und sozialen Opposition«, damit, so die<br />

offizielle Version, der »totale Krieg gegen den inneren Feind« geführt werden konnte. Es kam zur<br />

»Konsolidierung des Staatsterrors«, vermerkt die Untersuchung.<br />

Wie eifrig die USA den »Antidrogenkrieg« unterstützten, verdeutlicht die Reaktion auf eine Anfrage<br />

der kolumbianischen Regierung betreffend die Einrichtung eines Radarsystems zur Überwachung von<br />

Flügen aus dem Süden, der Hauptversorgungsquelle für die Kokainhändler. Die US-Regierung kam<br />

dem Ansinnen nach, indem sie ein Radarsystem auf der Karibikinsel San Andres installierte, 500<br />

Meilen vom kolumbianischen Festland und so weit wie möglich von den Schmuggelrouten entfernt,<br />

aber gut plaziert für die Überwachung von Nicaragua, das im Terrorkrieg eine wichtige Rolle spielte,<br />

als Washington den von den mittelamerikanischen Präsidenten betriebenen »Friedensprozeß«<br />

torpedierte. Eine ähnliche Anfrage von Costa Rica wurde auf die gleiche Weise beantwortet. 93<br />

Von 1984 <strong>bis</strong> Ende 1992 wurden insgesamt 6844 kolumbianische Soldaten im Rahmen des USamerikanischen<br />

Internationalen Militärischen Ausbildungsprogramms unterwiesen, allein 2000<br />

zwischen 1990 und 1992. US-Berater halfen beim Aufbau von Militärstützpunkten, die offiziell dem<br />

Kampf gegen Guerillatruppen und den Drogenhandel dienten. Zudem unterstützte Washington die<br />

Gerichte zur Aufrechterhaltung der »öffentlichen Ordnung«, die unter Bedingungen arbeiteten, bei<br />

denen Bürgerrechte wenig Beachtung fanden.<br />

Im Juli 1989 lobte das US-Außenministerium in einem Bericht, der u. a. den Verkauf militärischer<br />

Ausrüstung an Kolumbien <strong>zum</strong> Zweck der Bekämpfung des Drogenhandels rechtfertigte, die<br />

»demokratische Regierungsform« und die weitgehende Einhaltung der Menschenrechte. Einige<br />

Monate zuvor hatte die kirchlich geförderte Organisation Justicia y Paz in einem Bericht für die erste<br />

Hälfte des Jahres 1988 über 3 000 politisch motivierte Tötungsaktionen dokumentiert, 273 davon in<br />

Kampagnen zur »sozialen Säuberung«. 94 Abgesehen von den im Kampf Getöteten gab es pro Tag acht<br />

politische Morde, wobei sieben Opfer zu Hause oder auf der Straße umgebracht wurden und eine<br />

Person »verschwand«. Besonders viele Opfer gab es unter den Bürgermeisterschaftskandidaten der UP<br />

(29 von 87 wurden ermordet) und der 1986 gegründeten Gewerkschaftskoalition, von der 230<br />

Mitglieder nach brutaler Folterung ihr Leben lassen mußten. Mit der verschärften Kriminalisierung der<br />

Opposition, die 1988 einsetzte, steigerte sich der Terror: Von 1988 <strong>bis</strong> 1992 wurden 9500 Personen<br />

aus politischen Gründen umgebracht, 830 »verschwanden« und es gab (zwischen 1988 und 1990) 313<br />

Massaker an Bauern und Armen. 95<br />

Mit dem Ende des Kalten Kriegs hat sich die Situation also keinesfalls verbessert, im Gegenteil. Als<br />

sich Präsident Gaviria im Mai 1992 in der kolumbianischen Presse zu Greueltaten des Militärs<br />

äußerte, begründete er sie damit, daß »der Krieg gegen die Guerillagruppen unter ungleichen<br />

Bedingungen geführt wird. Die Verteidigung der Menschenrechte und der demokratischen Prinzipien<br />

könnte sich dabei als Hindernis erweisen.« 96<br />

Während der Präsidentschaft von George Bush hat die US-Botschaft »keine einzige öffentliche<br />

Stellungnahme abgegeben, um die Regierung zur Zügelung politischer oder militärischer Übergriffe<br />

zu bewegen«, bemerkt WOLA, sondern die Zuwendungen an Militär und Polizei verstärkt. 97 Das war<br />

unter Clinton nicht anders: Die von ihm verkündete Änderung der Politik bestand in einer Erhöhung<br />

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