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Neue Weltordnungen - Vom Kolonialismus bis zum Bic Mac.pdf

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ins Bodenlose, während die Anzahl der Armen zwischen 1986 und 1990 um fast 50 Prozent stieg. Das<br />

war nun wirklich ein »Wirtschaftswunder«, weil das reale Bruttoinlandsprodukt (parallel zu den<br />

Auslandsschulden) stieg, während die Reichen und die ausländischen Investoren sich bereicherten.<br />

Die Untersuchung einer deutschen Presseagentur ergab, daß die Auslandsschulden von 17<br />

lateinamerikanischen Staaten von Dezember 1991 <strong>bis</strong> Juni 1993 um mehr als 45 Milliarden Dollar auf<br />

insgesamt 463 Milliarden anstiegen - all dies in einer mit viel Lob bedachten Erholungsphase mit<br />

glänzenden Aussichten, allerdings nur für wenige.<br />

Die von der Weltbank erhobenen Daten für jene 76 Länder der Dritten Welt und Osteuropas, die in<br />

den achtziger Jahren von strukturellen Anpassungsmaßnahmen betroffen waren, zeigen, wie Rehman<br />

Sobhan darlegt, daß die große Mehrheit bei wichtigen Entwicklungsindikatoren - Wachstum der fixen<br />

Investitionen und der Exporte sowie der Wirtschaft allgemein - einen signifikanten Rückgang aufwies,<br />

und das im Unterschied »zu den schlechten alten Zeiten der sechziger und siebziger Jahre, als<br />

staatliche Kontrollen und Marktverzerrungen die wirtschaftliche Entwicklung zu behindern schienen«.<br />

Selbst die Inflationsbekämpfung, der die internationalen Wirtschaftsbürokraten ihre besondere<br />

Aufmerksamkeit gewidmet hatten, zeitigte keine eindeutigen Resultate. Die wenigen »Erfolge« sind<br />

eher auf Entwicklungshilfe oder den Export von Grundstoffen zurückzuführen; Chile, das am<br />

häufigsten angeführte Beispiel, erzielt mehr als 30 Prozent der Exportgewinne mit Kupfer, das übrige<br />

mit Agrarprodukten, und ist so den Handelsschwankungen des internationalen Markts besonders<br />

ausgeliefert. Die Philippinen, in denen der Einfluß der USA stärker ist als in anderen asiatischen<br />

Ländern, waren den Anpassungsprogrammen am nachdrücklichsten ausgesetzt und verfielen in eine<br />

hartnäckige Rezession.<br />

Zudem sind, wie viele Ökonomen meinen, die längerfristigen Kosten der Privatisierung, bei der<br />

oftmals rentable und gesellschaftlich wichtige Unternehmen für kurzfristigen Gewinn verkauft<br />

werden, erst in der Zukunft spürbar. Jedenfalls ist die <strong>bis</strong>herige Bilanz des Wirtschaftsmanagements,<br />

das von den USA, einigen anderen reichen Ländern und den internationalen Finanzinstitutionen, »die<br />

ihre Fahne in den aus Washington wehenden Wind hängen«, durchgesetzt werden konnte, keineswegs<br />

erfreulich, schließt Sobhan.<br />

Der Rohstofftransfer von den Ländern des Südens in die des Nordens belief sich, schätzt Susan<br />

George, zwischen 1982 und 1990 auf 418 Milliarden Dollar; im selben Zeitraum nahm die<br />

Schuldenlast um 61 Prozent zu, für die ärmsten Länder sogar um 110 Prozent. Die Handelsbanken<br />

schützen sich, indem sie faule Schulden auf den öffentlichen Sektor verlagern, so daß die Armen einen<br />

übermäßigen Anteil der den Schuldner- wie den Geberländern entstehenden Kosten tragen. 1991<br />

zahlten die Schuldnerländer 24 Milliarden Dollar mehr an Zinsen, als sie an neuen Krediten und<br />

Hilfsleistungen insgesamt erhielten. Selbst IWF und Weltbank »sind jetzt Nettoempfänger von<br />

Rohstoffen aus den Entwicklungsländern«, bemerkt die South Commission.<br />

Zu den Entwicklungsländern, die die Reichen finanzieren, gehören auch die Staaten in Mittelafrika,<br />

wo Hunger und Elend herrschen, was nicht zuletzt durch die vielbewunderte US-Politik des<br />

»konstruktiven Engagements« verursacht wurde, die es Südafrika gestattete, in den Nachbarstaaten<br />

eineinhalb Millionen Menschen zu töten und Zerstörungen in Höhe von 60 Milliarden Dollar<br />

anzurichten, während Namibia auf illegale Weise besetzt gehalten wurde. Dazu kommt noch, laut<br />

UNICEF, die halbe Million Kinder, die jedes Jahr sterben, weil die reichen Länder auf der<br />

Schuldenrückzahlung bestehen, sowie die elf Millionen Kinder, die jedes Jahr unnötigerweise an<br />

Krankheiten sterben. Das ist, wie der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO),<br />

Hiroshi Nakajima, bemerkt, ein »stillschweigender Völkermord« und eine »völlig überflüssige<br />

Tragödie, weil die entwickelte Welt über Arzneimittel und Technologien verfügt, mit denen<br />

gewöhnliche Krankheiten weltweit besiegt werden könnten ... Aber es fehlt der Wille, den<br />

Entwicklungsländern zu helfen«. 164<br />

Betriebe irgendein offizieller Feind diese Politik, würden wir sie als Völkermord bezeichnen.<br />

Ganz besonders haben die Kinder darunter zu leiden, deren Wohlergehen »symptomatisch ist für den<br />

Zustand einer Gesellschaft«, bemerken zwei indische Ökonomen, die in ihrer Rezension einer<br />

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