Neue Weltordnungen - Vom Kolonialismus bis zum Bic Mac.pdf
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Rüstungshaushalt, wobei der Kalte Krieg als Rechtfertigung diente. Als 1948 die Rezession einsetzte,<br />
wurden Trumans Ausgaben für den Kalten Krieg von der Wirtschaftspresse als »Zauberformel für fast<br />
endlos gute Zeiten« (Steel) und als Methode für den »allgemeinen Aufschwung« (Business Week)<br />
gepriesen; nur die Russen mußten mitmachen. 1949 notierte man mit einiger Erleichterung, daß<br />
Stalins »Friedensfühler« von Washington <strong>bis</strong>lang mit Nichtachtung gestraft worden seien, machte sich<br />
aber weiterhin Sorgen, ob die »Aussicht auf ständige Erhöhung der Militärausgaben« nicht gefährdet<br />
werden könnte. Zum Glück blieb es beim Kalten Krieg, und einige Jahre später bemerkte das Wall<br />
Street Magazine: »Offensichtlich hängen mittlerweile auch ausländische Wirtschaften hauptsächlich<br />
vom Umfang der fortgesetzten Rüstungsausgaben in diesem Land ab« - was sich auf den mittlerweile<br />
international gewordenen Militärkeynesianismus bezog, mit dem der Wiederaufbau der vom Krieg<br />
geschädigten staats-kapitalistischen Industriegesellschaften gelang. Das war zugleich die Grundlage<br />
für die <strong>zum</strong>eist von den USA ausgehende Entwicklung der transnationalen Konzerne.<br />
Das Pentagon-System galt für diese Zwecke als ideal. Über die eigentlich militärischen Behörden<br />
hinaus umfaßt es auch das Energieministerium, das Kernwaffen produziert, sowie die<br />
Weltraumbehörde NASA, die von der Regierung Kennedy zu einer wichtigen Komponente der<br />
staatlich dirigierten öffentlichen Subventionen für die High-Tech-Industrie umgemodelt wurde. Diese<br />
Arrangements bürden der öffentlichen Hand erhebliche, für Forschung und Entwicklung (kurz: R&D,<br />
research & development) anfallende Kosten auf, während sie dem Management der Konzerne einen<br />
garantierten Markt für die Überschußproduktion verschaffen. Zudem hat diese Art der Industriepolitik<br />
nicht die unerwünschten Nebeneffekte wie Sozialausgaben, die sich an menschlichen Bedürfnissen<br />
orientieren. Hier kann eine Umverteilung von Reichtümern die Folge sein, und überdies werden<br />
gewisse Vorrechte privatwirtschaftlichen Managements in Frage gestellt. Gesellschaftlich nützliche<br />
Produktion kann private Gewinne schmälern, während staatlich subventionierte Ausschußproduktion<br />
(Waffen, bemannte Mondraketen usw.) der Industrie wie ein Geschenk in den Schoß fällt, weil dabei<br />
immer vermarktbare Produkte abfallen. Sozialausgaben könnten auch das Interesse der Öffentlichkeit<br />
an politischer Partizipation und damit die Möglichkeit demokratischer Drohgebärden erhöhen, und die<br />
Öffentlichkeit interessiert sich für Krankenhäuser, Straßenbau, Kindergärten usw., nicht aber für<br />
Raketen und Jagdbomber. Aus diesen Gründen gibt es, wie Business Week erklärte, »einen gewaltigen<br />
Unterschied zwischen militärischer und wohlfahrtsstaatlicher Wirtschaftsankurbelung«. Welche Variante<br />
vorzuziehen ist, dürfte nicht schwer zu erraten sein.<br />
Als die Strategen aus Wirtschaft und Politik nach dem Zweiten Weltkrieg die Rolle des Staats in der<br />
Wirtschaft zu vergrößern suchten, konnten sie sich auf historische Erfahrungen berufen. Von Anfang<br />
an hatten die USA auf Interventionismus und Protektionismus gesetzt: zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
in der Textil-, gegen Ende in der Stahlindustrie, heute bei Computern, Elektronik und Biotechnologie.<br />
Das gilt im übrigen für jede erfolgreiche industrielle Gesellschaft, was für den Süden zu bedenken<br />
wichtig sein könnte.<br />
Auch nach dem Kalten Krieg muß das Pentagon-System aufrechterhalten werden, was u. a. durch<br />
Waffenverkäufe in die Dritte Welt geschieht. Die Regierung Bush legte sehr viel Wert auf die<br />
Erweiterung dieser Verkäufe und hatte dabei vor allem den Nahen Osten im Auge. Andere Staaten<br />
sollten sich dabei natürlich zurückhalten - schließlich war es eine Krisenregion. Vielleicht deshalb<br />
nahm die Regierung <strong>zum</strong> ersten Mal in der Geschichte eine aktive Rolle bei der Erschließung neuer<br />
Märkte für die Rüstungsindustrie ein und nutzte dazu den Golfkrieg von 1991. Im Juni wurden<br />
anläßlich der Pariser Luftfahrtschau die Waffen, die den Irak zerstört hatten, mit sichtbarem Stolz<br />
ausgestellt, auch mit Hoffnung auf gute Geschäfte. In diesen Jahren waren die Vereinigten Staaten der<br />
größte Waffenverkäufer in Länder der Dritten Welt; 1992 beherrschten sie 57 Prozent dieses Marktes<br />
(Rußland hielt 9 Prozent). Allein Saudi-Arabien hatte Verträge mit US-Waffenhändlern im Wert von<br />
30 Milliarden Dollar abgeschlossen, die <strong>zum</strong> riesigen Aufrüstungsprogramm dieses Landes gehörten,<br />
das dessen Wirtschaft untergrub und den mit dem Öl gewonnenen Reichtum in den Westen<br />
zurückspülte.<br />
Die Regierung Clinton erweiterte die Programme ihrer Vorgängerinnen. »Die erwarteten 28 <strong>bis</strong> 30<br />
Milliarden Dollar an Rüstungsverkäufen ins Ausland in diesem Fiskaljahr sind die größte <strong>bis</strong>lang<br />
erreichte Gesamtsumme«, meldete AP im August 1993. Das meiste war für den Nahen Osten<br />
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