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Neue Weltordnungen - Vom Kolonialismus bis zum Bic Mac.pdf

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wir können ganz nach Gusto intervenieren und dabei fragen: »Was ist für uns drin?« Die Sowjetunion<br />

ist vergangen, aber die Geschichte unserer Heucheleien ist noch nicht an ihr Ende gelangt.<br />

Kriege, seien sie heiß oder kalt, sind keine einfache Angelegenheit, bei der ein Antagonist (z. B. ein<br />

Nationalstaat) gegen einen anderen antritt. Sie haben immer viele Dimensionen, und die Interessen der<br />

»Baumeister der Politik« (Adam Smith) sind selten die der allgemeinen Bevölkerung. Ein Blick<br />

darauf, wer den Sieg feiert und davon profitiert, und wer darunter leidet, läßt uns häufig genug<br />

erkennen, wer die wahren Sieger und die wahren Verlierer sind und worum der Krieg geführt wurde.<br />

Gemäß diesem Kriterium gehören zu den Siegern des Zweiten Weltkriegs auch jene Finanz- und<br />

Industrieorganisationen, die den Faschismus in allen seinen Formen unterstützten und von den<br />

offiziellen Siegern wieder in Amt und Würden eingesetzt wurden, während zu den Verlierern die<br />

führenden Organisationen und Personen des antifaschistischen Widerstands von den Radikaldemokraten<br />

<strong>bis</strong> hin zu den Kommunisten zu rechnen sind. Sie wurden von den offiziellen Siegern<br />

vernichtet oder vertrieben und marginalisiert.<br />

Die Sieger des Kalten Kriegs wiederum sind die privilegierten Eliten der staatskapitalistischen<br />

Industrienationen, einige ihrer Verbündeten in den Dienstleistungsregionen und große Teile der<br />

herrschenden Klasse im Osten, die sich jetzt den Siegern angeschlossen haben, während die<br />

Bevölkerung zwar das Ende der Tyrannei begrüßte, nicht aber die neuen Verhältnisse, in denen sie<br />

sich als Verlierer empfinden muß. Für die Dritte Welt verschlimmert sich die Situation, von wenigen<br />

Ausnahmen abgesehen, weiter. Und für die Bevölkerungsmehrheit im Westen bricht eine ganz neue<br />

Zeit an: das Ende der luxuriösen Verhältnisse für die gehätschelten Arbeiter.<br />

Der Süden darf jetzt, nach dem Ende des Kalten Kriegs, für die Mehrheit der Bevölkerung seiner<br />

Länder mit verstärkter Unterdrückung und Ausbeutung rechnen, während die Trittbrettfahrer der<br />

Weltwirtschaft sich bereichern. Die Vereinigten Staaten und ihre Vasallen können sich, nach dem<br />

Verschwinden der konkurrierenden Supermacht, ungehinderter der Gewalt bedienen und müssen<br />

lediglich neue Rechtfertigungen dafür finden, weil die politischen Kosten von Interventionen mit den<br />

Veränderungen in der politischen Kultur gewachsen sind. Allerdings bietet die Entwicklung der<br />

internationalen Wirtschaft kostengünstigere Techniken für die Ausübung von Herrschaft und<br />

Kontrolle. Osteuropa schließlich mag hier und da Anschluß an die entwickelten<br />

Industriegesellschaften des Westens finden, im großen und ganzen jedoch <strong>zum</strong> traditionellen<br />

Drittweltstatus zurückkehren, was wiederum als Waffe gegen die arbeitende Bevölkerung in den<br />

Staaten Westeuropas eingesetzt werden kann. Dazu mehr im nächsten Kapitel.<br />

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