DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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Wirklichkeit zu schaffen und Bewusstseinsformen maßgeblich zu bestimmen. Hier wird<br />
deutlich, dass für sie Sprache kein Bereich von Wertfreiheit ist. In Anknüpfung an die<br />
poststrukturalistische Wissenschaftstradition 9 , speziell an ihre von Michel Foucault geprägte<br />
Diskursanalyse und an die von Jacques Derrida inspirierte Methode der Dekonstruktion,<br />
betonen sie den machtdurchzogenen Charakter der Sprache und ihre Befähigung,<br />
Wirklichkeit zu formen anstatt sie „nur“ analog abzubilden. Der von den Post-<br />
Development Autoren gesetzte Fokus auf Sprache stellt somit ein weiteres Argument<br />
für die Verwendung der sprachanalytischen Methode zur Untersuchung des Kulturrelativismus<br />
in den Entwicklungsbegriffen dar.<br />
2.2 Kulturrelativismus als Sujet der Entwicklungsforschung<br />
Die Auseinandersetzung mit dem Prozess der Entwicklung und Unterentwicklung im<br />
Rahmen des transdisziplinär ausgerichteten Studiums der Internationalen Entwicklung<br />
brachte die Erkenntnis mit sich, dass vielmehr der Zusammenhang als die Isolation der<br />
Länder untereinander charakteristisch ist für die sich in Schüben globalisierende Welt.<br />
Die insbesondere durch die Forschungsanstrengungen der Globalgeschichte 10 fundierten<br />
Ansichten über die bis in das 16. Jahrhundert zurückreichenden Verflechtungen der Gesellschaften<br />
in Nord und Süd erschlossen den Rahmen, in dem Auseinandersetzungen<br />
wie die zwischen Kulturrelativismus und Universalismus ihre Berechtigung erlangten.<br />
Mit dem Erstarken der Globalisierungsdebatte entstanden im gleichnamigen Zeitalter<br />
beispielsweise in der Philosophie Fragestellungen, wie denn mit Werten und Normen<br />
Anderer, ob nun Einzelpersonen oder ganzer Kulturen, umzugehen sei und ob es moralische<br />
Objektivität gäbe oder ob doch von einer grundlegenden Relativität auszugehen<br />
sei (Ernst 2009: 7).<br />
Gerade durch die seit Beginn des 20. Jahrhunderts verfassten ethnologischen, anthropologischen<br />
und kulturwissenschaftlichen Studien errang der Kulturrelativismus – auf der<br />
Grundlage empirischer Studien – erheblichen Aufwind. Auf der Basis der Forschung<br />
von beispielsweise Edward Westermarck, William Sumner, Franz Boas oder Melville<br />
Herskovits fand der Kulturrelativismus nun verstärkten Eingang in die Philosophie<br />
(Heidemann 2005: 399). Die hauptsächlich in den Disziplinen der Philosophie und<br />
Anthropologie ausgetragene Debatte erweist sich gerade auch im Feld der Entwick-<br />
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9 Als Einführung in die poststrukturalistische Philosophie ist (Münker/Roesler 2000: 28-139) zu empfehlen.<br />
10 Siehe dazu insbesondere die Arbeiten von Bayly 2006, Osterhammel 2010 sowie der als Einführung<br />
konzipierte Sammelband Conrad/Eckert/Freitag 2007.<br />
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