DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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lierte er eine radikale, doch im Gegensatz zu Gustavo Esteva, weitaus akademischer<br />
anmutende Kritik.<br />
3.2.1 Entwicklung als „Colonization of Reality”<br />
Ganz im Sinne eines von der Diskursanalyse 22 geprägten Verständnis von Sprache und<br />
Wirklichkeit formuliert auch Arturo Escobar eine fundamentale Kritik an der Entwicklung.<br />
Nach der eingehenden Erläuterung des Entwicklungsverständnis des Autors, bei<br />
dem auch ein Blick auf seinen wissenschaftstheoretischen Hintergrund geboten ist, wird<br />
das kulturrelativistische Verständnis Escobars geprüft und seine damit verbundene Kritik<br />
des Universalismus, der Aufklärung und der Moderne im Generellen umrissen.<br />
Wie auch andere AutorInnen des Post-Development, so verortet auch Arturo Escobar<br />
den Beginn von Entwicklung in die bereits angesprochene Rede des US-Präsidenten<br />
Harry S. Truman im Jahre 1949. Mit der Durchsetzung und Etablierung von Entwicklung,<br />
ihrer Diskurse und Praktiken, sei die „Third World“ ursächlich produziert worden<br />
(Escobar 1995: 3 f.). Erst mit der Kennzeichnung der Dritten Welt als grundsätzlich<br />
unterentwickelt, seien massive Unterentwicklung, Verarmung, Unterdrückung und<br />
Ausbeutung entstanden 23 . Zugespitzt hält er fest, dass mit dem Eintreten der Nachkriegsära<br />
auf einmal zweidrittel der Weltbevölkerung als unterentwickelt galten (ebd.:<br />
21 f.). Die vom Autor als „colonization of reality“ bezeichnete Entwicklung erlangt insofern<br />
eine besondere Relevanz, als selbst KritikerInnen bestehender Konzepte der<br />
Entwicklung ebenfalls die Notwendigkeit von Entwicklung in alternativen Formen betonen<br />
(ebd.: 5). Auf die Frage, wieso seit 1949 von Unterentwickelten – gemeint ist der<br />
größte Teil der Weltbevölkerung – die Rede war, verweist Escobar auf die Bedeutung<br />
der Kennzeichnung der Dritten Welt, auf ihre Konstitution als unterentwickeltes Subjekt.<br />
So sei oberflächlich ein homogenes Bild der Armen und Unterentwickelten geschaffen<br />
worden, das ihre Angewiesenheit auf Geber impliziere (ebd.: 53) und Entwicklung<br />
als eine unabdingbare Notwendigkeit in den Köpfen der Menschen etabliert habe.<br />
„[...] the exercise of power over the Third World [was] made possible by this discursive<br />
homogenization (which entails the erasure of the complexity and diversity<br />
of the Third World peoples, [...].)“ (ebd.)<br />
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22 Zwar sind auch (neo-)marxistische Einschläge erkennbar und nicht immer behält Escobar eine<br />
konsequente Methodik, wie sie von Michel Foucault ausgearbeitet ist, bei. Bei dieser Auseinandersetzung<br />
ist insbesondere auf Aram Ziai zu verweisen. Siehe Ziai 2006.<br />
23 Aram Ziai weist in einer Fußnote zurecht darauf hin, dass Escobar Entwicklung als Diskurs kritisiert,<br />
sich allerdings genau derselben Begrifflichkeiten und Indikatoren bedient, die für ihn Unterentwicklung<br />
erst schufen (Ziai 2006: 204).<br />
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