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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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schaften macht Sachs auch die Unvereinbarkeit von Universalismus und kultureller<br />

Vielfalt aus. Der Universalismus hängt für ihn mit der raumorientierten Gesellschaftsform<br />

zusammen. Die kulturelle Vielfalt resultiere hingegen aus der Gegebenheit vieler<br />

ortszentrierter Gemeinschaften. In der Raumorientierung der einen Gesellschaftsform<br />

sieht Sachs Expansionsbestrebungen wie den Kolonialismus oder die Entwicklungspolitik<br />

begründet. Diese würden ihre Gesellschaftsmodelle und Wertvorstellungen auf andere<br />

Gesellschaftstypen übertragen und damit die Verdrängung und den Verlust der kulturellen<br />

Vielfalt befördern. Doch kulturelle Vielfalt bot seit jeher die Antworten und Lösungsstrategien<br />

für gesellschaftliche und ökologische Problemfelder. Hier zeigt sich<br />

sein Ablehnen des Übertragens gesellschaftlicher Modelle und Werte aus anderen Kulturen.<br />

Sein Plädoyer für die kulturelle Vielfalt unterstreicht er außerdem mit einem weiteren<br />

Aspekt. So habe es seit der Epoche des Kolonialismus wie auch dem Zeitalter der Entwicklungspolitik<br />

kaum noch Weiterentwicklung in kultureller Hinsicht gegebenen. Aus<br />

diesem Aspekt resultiere die Dringlichkeit neuer Antworten aus dem Reservoir des Partikularismus.<br />

Denn das Streben nach kultureller Identität und Tradition sei durch die<br />

Entwicklungspolitik nicht ganz zum Erliegen gekommen, sondern blieb abseits der<br />

Entwicklung vorhanden. Im dualistischen Verständnis dieser beiden Gesellschaftstypen<br />

und in der Ablehnung des Übertragens anderer Gesellschaftsentwürfe, Werte oder gar<br />

Kritik lässt sich Sachs zumindest in der Nähe des Kulturrelativismus verorten, wenngleich<br />

er, wie schon weiter vorne angeführt, nach den von Cook ausgemachten beiden<br />

Prämissen nicht eindeutig als Kulturrelativist identifiziert werden kann.<br />

Angesichts seiner Ablehnung der Übertragung von (Teilen von) Gesellschaftsmodellen,<br />

Werten oder anderer Praktiken auf andere Gesellschaften muss anerkannt werden, dass<br />

auch die Anwendung der Forderungen von Wolfgang Sachs ein Ende der transkulturellen<br />

Kritik bedeuten würde. Zwar beziehen sich seine Äußerungen mehr auf direkte Interventionen<br />

als auf eine über die Kulturen hinausgehende Kritik, doch es greift ein ähnlicher<br />

Mechanismus. Im Plädoyer für kulturelle Vielfalt, in der Vielfalt erst durch die<br />

Grenzen der Kulturen zueinander auffindbar würde (Sachs schreibt dezidiert nicht von<br />

hybriden Kulturen), ergibt sich die erste paradoxe Implikation, die John W. Cook am<br />

Beispiel von Abba Thulles Kritik an der Kriegführung der Briten aufzeigte. Indem nicht<br />

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schichtsdenkens, seinen Fortschrittsmodellen und Ideen von Entwicklungsstufen alternative Erfahrungen<br />

entgegensetzen, oftmals Gefahr laufen, in der Kritik des westlichen Diskurses einen eigenen kulturellen<br />

Essentialismus zu entwickeln (Conrad/Eckert 2007: 23).<br />

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