DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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dass die Hängematte nicht als universelles „Heilmittel“ zu verstehen sei, sondern lediglich<br />
die Rückbesinnung auf die jeweils eigene Kultur beinhalte.<br />
Was Gustavo Esteva in seinen Ausführungen vertritt, hat eine kulturrelativistische<br />
Grundlage, zu der er sich offen bekennt. Esteva argumentiert nicht im idealtypischen<br />
Sinne des Kulturrelativismus, wie ihn John W. Cook anhand der im Kapitel 3.3.1 genannten<br />
zwei Prämissen darlegt. So bejaht Esteva die erste Prämisse (es gibt differente<br />
Moralvorstellungen entlang der Kulturen). Bei der zweiten Prämisse wird es allerdings<br />
schwieriger, den Autor eindeutig als Kulturrelativist zu kennzeichnen. Gustavo Esteva<br />
legt die „Geburt“ und die kurze Geschichte der Entwicklungspolitik anhand der drei<br />
Generationen seiner Familie dar. Die Generation seines Vaters war durch die Übernahme<br />
der Werte der westlichen Welt geprägt, er, der Sohn, stellt die neue kritische Generation<br />
dar, die lernte, die Generation seines Vater herauszufordern, indem er sich auf die<br />
Generation seiner Großmutter berief. Die Generation seiner Großmutter sei ganz durch<br />
die kulturellen Praktiken des Alltags geprägt, die sich keineswegs durch abstrakte Definitionen<br />
isolieren ließen (ebd.: 22). Diese Generationengeschichte zeigt, dass sich ein<br />
Moralverständnis, also auch die Vorstellung von Entwicklung, Werten und Normen in<br />
einer Kultur, für den Autor nicht eindeutig durch den Prozess der enkulturellen Konditionierung<br />
vermitteln. Denn sonst könne die Übernahme von universell ausgerichteten<br />
Entwicklungsideen durch die Generation seines Vaters nicht erklärt werden.<br />
In dieser Übernahme macht Esteva das eigentliche Problem aus: Universell ausgerichtete<br />
und von außen kommende Entwicklung stelle nicht die Lösung für die Probleme der<br />
Entwicklungsländer dar, sondern sei – wie schon weiter vorne erwähnt – deren Ursache.<br />
Hierin zeige sich, dass Wertvorstellungen wie die Entwicklungsidee zwar durch andere<br />
Kulturen angenommen werden können, sich also nicht allein über kulturelle Konditionierung<br />
aneignen lassen. Doch sie seien nach Esteva zum Scheitern verurteilt, weil sie<br />
nicht aus der eigenen Kultur stammten. Somit erfüllen Estevas Darlegungen zwar nicht<br />
die zweite Prämisse einer kulturrelativistischen Argumentation nach Cook, doch sie<br />
zielen auf einen ähnlichen Sachverhalt: Die Gültigkeit einer Idee, Praxis, Wertvorstellung<br />
oder Entwicklungsidee bemisst sich nach ihrer Herkunft. Insofern lässt sich Esteva<br />
eindeutig im Umfeld des Kulturrelativismus gemäß der Cookschen Bestimmung verorten.<br />
Dementsprechend sind auch bei Esteva paradoxe Implikationen zu konstatieren. Im<br />
Verhältnis von Universalismus und Kulturrelativismus steht er eindeutig auf der Seite<br />
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