DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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ralischen Verfehlung gesprochen werden, sondern nur von einer intellektuellen. Es würden<br />
lediglich Tatsachen und Beweise missachtet beziehungsweise nicht gewusst, aber<br />
kein moralisches Prinzip würde übergangen werden (ebd.). Damit stellt sich für Cook<br />
die moralische Interpretation des Kulturrelativismus als falsch heraus.<br />
Anhand dieser Darstellung erweise sich der Ethnozentrismus für den Kulturrelativismus<br />
als defizitäres oder falsch informiertes Denken. Hier zeige sich auch der wissenschaftliche<br />
Anspruch des Kulturrelativismus. So erkläre sich auch der Vorschlag, ihn als<br />
Grundlage für jede Kultur anzunehmen, denn er basiere auf einer objektiven und intellektuellen<br />
Basis 15 (ebd.: 26).<br />
Ein weiteres Missverständnis, das indirekt an das obige anknüpft, liegt in folgendem<br />
Sachverhalt verborgen. Cook fragt danach, ob der falsche Satz: Bezüglich Intoleranz<br />
sind RelativistInnen moralische AbsolutistInnen nicht auch mit zwei Abänderungen in<br />
einen wahren Satz: Bezüglich Ethnozentrismus sind RelativistInnen AbsolutistInnen<br />
gewendet werden kann? Der Absolutismus liegt in dem Satz darin, dass egal aus welcher<br />
Kultur eine Person stamme, mit der Übernahme des Ethnozentrismus würde sie in<br />
der Sichtweise des Kulturrelativismus einen Fehler begehen. Doch auch in diesem Kontext<br />
würde der Kulturrelativismus darauf verweisen, dass keine Inkonsistenz in ihrem<br />
Bestreben liege, da sie keine moralische Forderung darstelle. Es gehe ihnen lediglich<br />
darum, auf die Wahrheit ihres voll entwickelten Arguments (1. und 2. Prämisse, siehe<br />
weiter vorne) aufmerksam zu machen. Diese könne von jeder und jedem ungeachtet<br />
deren beziehungsweise dessen kulturellen Hintergrund als wahr anerkannt werden (ebd.:<br />
26).<br />
Ein weiteres Missverständnis, das ebenfalls auf den angenommenen aber nicht gegebenen<br />
ethischen Charakter des Kulturrelativismus abstellt, ist jenes, das dem Kulturrelativismus<br />
das Schließen von einem Ist-Zustand auf einen Soll-Zustand unterstellt. Der<br />
Vorwurf an den Kulturrelativismus lautet, dass von dem Ist-Zustand der kulturellen Differenz<br />
auf den Soll-Zustand des ethischen Prinzips der Toleranz geschlussfolgert werde.<br />
Auch hier muss wie bei den beiden zuvor dargestellten Missverständnissen entgegnet<br />
werden, dass sie auf falscher Grundlage argumentieren. Denn der Kulturrelativismus<br />
tritt eben nicht für ein ethisches Prinzip ein (ebd.). Außerdem darf das kulturrelativisti-<br />
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15 Hier sei beispielhaft auf den Antrag der American Anthropological Association von 1947 verwiesen,<br />
der die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen dazu aufrief, den Kulturrelativismus als<br />
Grundlage für das Zusammenleben der Kulturen festzuschreiben (Cook 1999: 38).<br />
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