DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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sche Argument nicht auf den bloßen Fakt der empirisch belegbaren moralischen Vielfalt<br />
zurückgeführt werden. Wie schon dargestellt, inkludiert das voll entwickelte Argument<br />
des Kulturrelativismus auch den Verweis auf die enkulturelle Konditionierung. So stellen<br />
bei Cook die 1. und die 2. Prämisse die Grundlage des Kulturrelativismus.<br />
Eine Frage blieb bis jetzt allerdings noch unbeantwortet. Warum verschreibt sich der<br />
Kulturrelativismus eigentlich der Bekämpfung des Ethnozentrismus? Die Antwort sei,<br />
laut Cook, in der engen Verbindung des Kulturrelativismus mit der Anthropologie zu<br />
suchen. Der Kulturrelativismus weise die Schuld für den Ethnozentrismus alleine dem<br />
Universalismus zu. Darüber hinaus sei der Universalismus nicht mehr haltbar angesichts<br />
der wissenschaftlich objektiven Studien über die unterschiedlichen Moralvorstellungen<br />
der Kulturen der Welt (ebd.: 29). Aufgrund dieser Tatsache empfehle es sich für die<br />
Anthropologie als Ganzes, den Kulturrelativismus als deren einzig wahre Grundlage zu<br />
akzeptieren. Doch nicht nur die Kritik des moralischen Absolutismus als dem Verursacher<br />
des Ethnozentrismus, führe den Kulturrelativismus zur Bekämpfung von ethnozentrischen<br />
Ansichten. So müsse anerkannt werden, dass gerade die Reflexion der Geschichte<br />
des 19. Jahrhunderts, geprägt durch koloniale Expansionen, Rassismus, Unterdrückungsformen<br />
wie auch falschen Rationalisierungen und Legitimationen derselben<br />
durch die Wissenschaft, zu einer Bekämpfung des Ethnozentrismus durch den Kulturrelativismus<br />
führte (ebd.). Die von der älteren Anthropologie bereit gestellten Theorien<br />
über den „primitiven Mann“ erwiesen sich als Grundlage, auf der sich der Ethnozentrismus<br />
entwickeln konnte und seine Legitimation erfuhr. Die mit dem Kulturrelativismus<br />
herbeigeführte Wende in der modernen Anthropologie enttarnte die falsche Methode<br />
der Evolutionstheorie, wie beispielsweise die von E. B. Tylor. In seinen Studien zeige<br />
sich die angenommene „eigene“ viktorianische Überlegenheit. Jene Studien muteten<br />
zur damaligen Zeit zwar wissenschaftlich an, seien es aber eindeutig und objektiv nicht<br />
(ebd.: 30).<br />
2.3.2 Die Paradoxien und Implikationen des Kulturrelativismus<br />
Im zweiten Teil der Darstellung der von John W. Cook vorgelegten Kritik des Kulturrelativismus<br />
soll nun auf die von ihm herausgearbeiteten paradoxen Implikationen des<br />
Kulturrelativismus eingegangen werden. Wie schon im vorangehenden Abschnitt vermerkt,<br />
lässt sich der Kulturrelativismus keinesfalls als inkonsistenter Irrationalismus<br />
oder Kulturromantizismus fassen. Er beansprucht, selbst Teil des aufklärerischen Projekts<br />
zu sein, der dieses mit einem methodologischen Konzept innerhalb der Anthropo-<br />
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