DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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Kulturrelativismus. Dazu bedürfe es immer des relativierenden Bezugs. Abba Thulle<br />
erscheint dem Kulturrelativismus als ignoranter und fehlinformierter Politiker, der versuche,<br />
seine eigenen Werte auf jene zu übertragen, deren Werte von den seinen entschieden<br />
differierten (ebd.: 34). Ohne die relativistische Sichtweise anzunehmen, mutmaßt<br />
Cook, würde uns Abba Thulle als weiser und moralisch besorgter Mann erscheinen.<br />
Doch unter dem Gesichtspunkt des Relativismus müsse resümiert werden, dass wir<br />
nichts von einer anderen Kultur lernen könnten, indem wir beispielsweise Abba Thulle<br />
moralisch beipflichteten. In einem generelleren Verständnis des Sachverhalts merkt<br />
Cook an, dass die kulturrelativistische Form des Umgangs mit transkultureller Kritik<br />
unweigerlich dazu führe, dass, wann immer unsere eigene Kultur durch Angehörige<br />
einer anderen (moralisch) kritisiert werde, wir Augen und Ohren schließen oder die Kritik<br />
als ignorant und ethnozentrisch abwehren können. Auch wenn es explizit von VertreterInnen<br />
des Kulturrelativismus nicht gewollt ist, so muss eingesehen werden, dass<br />
der Relativismus als Schutzschild gegen ungern gehörte moralische Kritik von Außenstehenden<br />
genutzt und instrumentalisiert werden kann (ebd.).<br />
2) Moral ist für den Kulturrelativismus nichts anderes als die Zusammenfassung<br />
von moralischen Einstellungen und Praktiken der auf der Welt anzutreffenden<br />
Kulturen.<br />
Unter diesem Aspekt befasst sich John W. Cook mit dem Moralverständnis des Kulturrelativismus.<br />
Beispielsweise versteht die Kulturrelativistin Ruth Benedict Moral als<br />
„[...] a convenient term for socially approved habits.“ (Benedict zit. nach Cook 1999:<br />
34). Amoralisch bedeutet dementsprechend nichts anderes als „contrary to the mores of<br />
the time and place.“ (Sumner zit. nach ebd.) zu sein. Doch in diesem Verständnis von<br />
Moral und Amoral stellt sich ein Sachverhalt heraus, der eine problematische Implikation<br />
mit sich bringt. Wenn unter Moral nur das Set von sozial angelernten Einstellungen<br />
und Praktiken verstanden wird, müssten dann nicht alle Personen, die sich gegen ihre<br />
Kultur wenden, als falsch liegend beziehungsweise irregeführt und amoralisch agierend<br />
gedeutet werden? Auch wenn es der Kulturrelativismus wiederum nicht direkt formuliert<br />
und beabsichtigt, so sei dennoch zu beachten, dass die Moral einer Person und ihre<br />
Handlungen nach ihrer Konformität zu lokalen Verhaltensweisen und Traditionen bemessen<br />
werde (ebd.: 35). Hier würden, so Cook, die Werte an sich ausgeblendet, weil<br />
über sie gemäß der kulturrelativistischen Doktrin kein moralisches Urteil gefällt werden<br />
dürfe. So ein Urteil wäre ethnozentrisch und deshalb gemäß der zwei kulturrelativisti-<br />
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