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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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nur Beispiele, die einen Ethnozentrismus darlegen, angeführt werden, ist es möglich,<br />

Implikationen aufzuzeigen, die von den jeweiligen Autoren zwar vielleicht nicht intendiert<br />

wurden, sich jedoch aus ihren Postulaten und Theorien ergeben. Ein Abba Thulle<br />

würde ebenfalls vor dem Hintergrund der Darlegungen von Sachs als Person gesehen<br />

werden, welche die kulturelle Differenz und ihre Gültigkeit für den jeweiligen kulturellen<br />

Kontext nicht beachtet. Abba Thulle erschiene hier als Universalist, der sein Wissen<br />

über das Recht und Unrecht der Kriegführung auf andere Gesellschaften anwende. Sein<br />

Wissen offenbare sich – um hier mit den Sachs’schen Begriffen zu operieren – als ursprunglos,<br />

das, weil es keinen Ursprung habe und nicht orts- und damit kulturgebunden<br />

sei, überall eindringen könne.<br />

Auch die zweite von Cook angeführte paradoxe Implikation lässt sich bei Sachs wiederfinden.<br />

Sie drückt sich im Moralverständnis des Kulturrelativismus aus. Wenn Moral als<br />

nichts anderes als die Zusammensetzung von moralischen Einstellungen und Praktiken<br />

von den auf der Welt anzutreffenden Kulturen verstanden wird, so werde die Moral einer<br />

Person und ihre Handlungsweise einzig und allein nach ihrer Konformität zu den<br />

lokal gegebenen Verhaltensweisen und Traditionen bemessen. Dabei würden Werte an<br />

sich ausgeblendet, weil über sie in der Perspektive des Kulturrelativismus kein moralisches<br />

Urteil gefällt werden dürfe. Sachs leugnet nicht den Aspekt, dass sich Kulturen<br />

auch verändern und transformieren, doch es müsse auch gesehen werden, dass es vor<br />

dem Hintergrund des spezifischen Moralverständnisses des Kulturrelativismus schwierig<br />

ist, von der kulturellen Norm abweichendes Verhalten zu erklären. Das von Cook<br />

herangezogene Beispiel der Franca Viola wird auch bei Sachs produktiv. Deren Verhalten<br />

könnte von Sachs – ohne in die Falle des universalistischen Denkens zu tappen –<br />

nicht als Aufbegehren gegen Manipulation und Degradierung gefasst werden, wenn es<br />

von der betreffenden Kultur vorgegeben ist. Denn kein anderer Maßstab, als der in der<br />

Kultur gegebene oder vorherrschende, habe Gültigkeit.<br />

Die dritte paradoxe Implikation argumentiert ebenfalls von der Ebene der Einzelnen in<br />

einer Kultur ausgehend. Auch hier würde Sachs wahrscheinlich anführen, dass er auf<br />

Grund seiner konstruktivistischen Sicht auf Kultur nicht verneint, dass sich Kulturen<br />

veränderten und auch durch das Wirken Einzelner schrittweise transformiert werden<br />

könnten. Allerdings erfasst dieses Argument nicht den ganzen Sachverhalt. Denn hier<br />

geht es nicht um eine reformistisch angelegte Kritik, sondern um eine Kritik, die eine<br />

bestehende und exerzierte kulturelle Praxis fundamental kritisiert oder offen gegen diese<br />

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