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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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zurückgebliebenen Gesellschaften den Antrieb zur Weiterentwicklung bereit stelle<br />

(Sachs 1993: 430 f.). Die Idee von „unterentwickelten Gebieten“ liefere seit dem 20.<br />

Januar 1949 die Verständigungsgrundlage für Interventionen in die Gesellschaften des<br />

Südens, sei aber gleichzeitig auch für die Selbstwahrnehmung der Dritten Welt verantwortlich.<br />

So hält Sachs fest:<br />

„Die Bezeichnung schien treffend, sie wurde aufgegriffen und bildete seither die<br />

Verständigungsgrundlage für die arroganten Eingriffe des Nordens wie für das<br />

jämmerliche Selbstmitleid im Süden.“ (ebd.: 9)<br />

Sachs vergleicht die Entwicklungsidee sogar etwas polemisch mit einem Leuchtturm,<br />

der als Leitidee und Orientierungspunkt für die nach dem Kolonialismus neu entstandenen<br />

Nationen fungiere. Die Vereinigten Staaten von Amerika erscheinen dem Autor als<br />

Innbegriff dieses Leuchtturms. Sie gäben, so Sachs, die Form der Entwicklung vor und<br />

strukturierten damit das Beziehungsgeflecht zwischen den Ländern des Nordens und<br />

Südens. Auch wenn es im Laufe der zurück liegenden Entwicklungsdekaden einige Kritikpunkte,<br />

Zweifel und ein gewisses Unbehagen an der Vorstellung und Praxis von<br />

Entwicklung gab, sei diese nach wie vor wirkmächtig (ebd.: 7 f.). Obwohl der Leuchtturm<br />

seine Sinnhaftigkeit eingebüßt habe, sei er immer noch präsent. Sachs plädiert für<br />

seine Abschaffung:<br />

„Heute steht der Leuchtturm allerdings eher wie eine Ruine in der Geisteslandschaft,<br />

er hat Risse bekommen und droht einzustürzen. Die ‚Entwicklung’ war stets<br />

begleitet von Irrtümern, Enttäuschungen, Fehlschlägen und Verbrechen. Inzwischen<br />

weiß man: Es hat nicht funktioniert. [...] Die Entwicklungsvorstellungen<br />

sind überholt.“ (ebd.)<br />

Sachs Äußerungen betonen – und da ist er den anderen Autoren des Post-Development<br />

sehr nahe – die Gestaltungskraft von Begriffen und Vorstellungen zur Formung sozialer<br />

Realität, die er beispielhaft für die Entwicklungsidee darlegt. Die Wirkmächtigkeit von<br />

Vorstellungen, die an Begriffe gekoppelt sind, erklärt für Sachs den Fortbestand und die<br />

Persistenz der Entwicklungspraxis. So erscheint ihm Entwicklung als eine Sicht auf die<br />

Welt, welche die Realität strukturiere und die Identität einer einheitlichen Welt hervorbringe:<br />

„Der Begriff bezeichnet eine Sicht der Welt, die Wirklichkeit nach ihrem Bilde<br />

formt, einen Mythos, der Gesellschaftsfrieden stiftet, eine Wunschvorstellung, die<br />

Leidenschaften weckt. Die Überzeugungen, Mythen und Wünsche haben mit vernünftigen<br />

Einsichten und praktischen Resultaten allerdings nichts zu tun. Ihr Erfolg<br />

oder Mißerfolg hängt nicht davon ab, ob sie sich als richtig oder falsch erweisen.<br />

Sie haben Bestand, wenn sie Hoffnungen Raum bieten – sonst sind sie uninteressant.“<br />

(ebd.: 8)<br />

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