DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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1 EINLEITUNG<br />
In den weitgehend akademischen Debatten über Entwicklungstheorie und Entwicklungspolitik<br />
sind die Denkstrukturen des Post-Development zu einer allgegenwärtigen<br />
Erscheinung geworden 1 . Die mit dem Ausgang der 1980er Jahre entstehende theoretische<br />
Strömung des Post-Development setzt sich mit Fragen von Entwicklung vor dem<br />
Hintergrund der Krise von Entwicklung in Theorie und Praxis auseinander. Das Ausbleiben<br />
der Entwicklungsverheißungen, ebenso wie die Unfähigkeit bestehender Entwicklungstheorien<br />
2 , die wachsende Ungleichheit unter den Nationen der Welt hinreichend<br />
zu erklären, führte VertreterInnen des Post-Development dazu, den Entwicklungsbegriff<br />
einer grundsätzlichen Revision zu unterziehen (vgl. Parfitt 2002). Trotz<br />
verschiedener theoretischer Einflüsse 3 und regionaler sowie inhaltlicher Schwerpunktsetzungen<br />
befindet eine Mehrheit der AutorInnen Entwicklung als gescheitert. In ihr<br />
sehen sie den Versuch zu Durchsetzung eines universalistischen Modells nach westlichindustriellem<br />
Vorbild zur Vereinheitlichung der Welt. Mit einer an „dezentrierte“ Formen<br />
der Geschichtsschreibung angelehnten Methode setzen die Post-Development Theorien<br />
ihr Augenmerk unter anderem auf partikulare Akteure und Strategien gegen Entwicklung.<br />
Die Ablehnung einer als universell ausgerichteten Entwicklung, die Forderung<br />
eines post-Entwicklungszeitalters, aber auch die Unterstützung des lokalen Widerstands<br />
zur Bewahrung und Rückgewinnung der kulturellen Vielfalt, brachten dem Ansatz<br />
zahlreiche Kritiken ein. Die kritischen Äußerungen, die sich mit dem spezifischen<br />
Kulturverständnis des Post-Development auseinandersetzen, bleiben – soweit ich den<br />
aktuellen Stand der Literatur überblicke – skizzenhaft. So weist Kiely beispielsweise<br />
darauf hin, dass das Post-Development unkritisch jegliche Form des kulturellen Widerstands<br />
gegen Entwicklung – ohne auf dessen Implikationen zu achten – affirmiere<br />
(Kiely 1999: 30). Pieterse fügt an, dass mit der Gleichsetzung von Entwicklung, Verwestlichung<br />
und Universalismus gerade die unterschiedlichen historischen Entwicklun-<br />
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1 Aram Ziai weist darauf hin, dass vor allem im angelsächsischen Sprachraum das Post-Development<br />
kontroverse Debatten ausgelöst hat, wogegen im deutschsprachigen Gebieten die Auseinandersetzung<br />
recht marginal ausfällt (Ziai 2006: 193).<br />
2 Siehe dazu Menzel 1992.<br />
3 Aram Ziai vermerkt, dass die Post-Development Theorien, die oftmals als poststrukturalistisch,<br />
postmodern oder diskursanalytisch gefasst werden, den postmarxistischen Ansätzen einer traditionellen<br />
Ideologiekritik viel näher stehen als einer an Michel Foucault angelehnten Diskursanalyse (Ziai 2006:<br />
193). Auch wenn Widersprüchlichkeiten und Inkonsequenzen und Fehldeutungen in der Auslegung<br />
Foucaults gegeben sind (Ziai hebt Arturo Escobar als Ausnahme hervor), so ist der direkte wie indirekte<br />
Einfluss der poststrukturalistischen Theorietradition nicht ! zu übersehen.<br />
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