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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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opponiert. Cook verweist auf das Beispiel von Knife Chief und seinem Sohn, die sich<br />

entgegen der Traditionen ihres Clans gegen Menschenopfer stellten und diese sogar zu<br />

verhindern suchten. Wie würde Sachs das von Cook angeführte Verhalten des Knife<br />

Chief und seines Sohnes interpretieren? Vor dem Hintergrund seines Kultur- und Moralverständnisses<br />

müsste er deren Verhalten als irregeleitet betrachten. Zwar könnte<br />

Sachs erklären, dass das Denken und Handeln der Protagonisten vielleicht von einem<br />

universellen Wissen, das in die Kultur eingedrungen sei, inspiriert wäre. Vielmehr müsse<br />

es darum gehen, das lokal zentrierte und kulturell verankerte Wissen beizubehalten,<br />

um den gesellschaftlichen Problemfeldern – hier der schlechten Ernte – zu begegnen.<br />

Das mag absurd klingen und vielleicht auch von Sachs nicht explizit gewollt sein, doch<br />

er muss im Hinblick auf den generellen Charakter seiner Postulate mit jedem Beispiel<br />

umgehen, das sich in diesem Kontext anführen lässt.<br />

Im vierten Aspekt der paradoxen Implikationen weist Cook darauf hin, dass der Kulturrelativismus<br />

vorgibt, Menschen zu lehren nicht voreingenommen und wertend gegenüber<br />

anderen Kulturen zu sein.<br />

Damit wird er gerade unter AnthropologInnen als Theorie mit philosophischer Weitsicht<br />

interpretiert. Das Lehren, etwa nicht voreingenommen zu sein, impliziert für den<br />

Kulturrelativismus jedwede Kritik und jeden Eingriff (mit der Ausnahme, dass angeklagt<br />

werden kann, dass gegebene Bräuche und Normen nicht richtig umgesetzt werden<br />

würden) abzulehnen. Indem der Zweck oder die Motivation eines Eingriffes nicht Teil<br />

der Auseinandersetzung für den Kulturrelativismus ist, kann es zu keiner transkulturellen<br />

Bewertung kommen, die möglicherweise sogar einen Eingriff bei gegebenen Missständen<br />

bejahen würde. Als Beispiel bezieht sich Cook auf einen schon erwähnten Fall<br />

aus den 1990er Jahren im Mittleren Osten. Das Handeln der nicht-arabischen Minderheit<br />

zur Rettung von durch Ehrenmord bedrohten Frauen wäre aus der Perspektive des<br />

Kulturrelativismus als ethnozentrisch einzustufen und sofort zu unterbinden.<br />

Wie aber würde sich Wolfgang Sachs im Lichte seiner Einlassungen zu dem Fall der<br />

Rettung arabischer Frauen vor Ehrenmorden äußern? Da er nicht als eindeutiger Kulturrelativist<br />

gefasst werden kann, scheint die Frage hier etwas schwieriger. Das Verhalten<br />

der Personen, welche die Ehrenmorde unterbinden wollten und danach trachteten, Wissen<br />

aus einer Kultur auf eine andere zu übertragen, würde Sachs – konsequent zu Ende<br />

gedacht – als universalistisch fassen, da dies die kulturelle Vielfalt beeinträchtige. Sachs<br />

lässt keinerlei Kriterien erkennen, die beispielsweise eine Intervention oder einen Ein-<br />

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