DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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besser sei. Nach Ruth Benedikt, die, so Cook, entscheidend zur Popularisierung des<br />
Kulturrelativismus beitrug, müssten wir hinsichtlich der neu erworbenen Werte in jeder<br />
Hinsicht zufrieden sein, was auch immer sie beinhalten (ebd.: 40). Die Begründung dieser<br />
Annahme fußt auf der schon genannten These von der Gleichwertigkeit aller Lebensweisen<br />
und Moralvorstellungen. Hinsichtlich dieses Aspektes erweisen sich zumindest<br />
die Verbrechen des Nationalsozialismus als ein Faktum, das den Kulturrelativismus<br />
in die Defensive bringt. Verfolgt man dessen Argumentation genau und wendet sie<br />
gleichermaßen auf die NationalsozialistInnen an, so kann er nicht – ohne sich des Ethnozentrismus<br />
schuldig zu machen – über die unfassbaren Verbrechen der Nazis urteilen<br />
(ebd.).<br />
6) Der Kulturrelativismus verneint eine rationale Basis, die Einzelnen ein angemessenes<br />
Leben wählen ließe.<br />
Hier bezieht sich Cook auf Frank Hartung, einen Kritiker des Kulturrelativismus (ebd.:<br />
40 f). Eine als willkürlich verstandene Moral führe dazu, dass überhaupt kein moralisches<br />
Konzept wegen seiner beispielsweise empirischen, logischen oder anderweitig<br />
gegebenen Autorität über die Konventionen des Einzelnen entscheiden kann (ebd.: 41).<br />
Nur die durch die eigene Kultur erworbenen moralischen Konventionen werden vom<br />
Kulturrelativismus als Autorität anerkannt. Auch wenn KulturrelativistInnen wie zum<br />
Beispiel Herskovits mit ihrer Auffassung von Moral keine Anarchie als Folge ihrer<br />
Theorie wollen, so muss dennoch erkannt werden, wie Cook in Bezug auf Hartung darstellt,<br />
dass bei einer weltweiten Annahme der kulturrelativistischen Doktrin, Menschen<br />
glauben würden, dass Moral nichts anderes als ein Set von willkürlichen sozialen Konventionen<br />
sei und dass sie dadurch aufhörten, sich in Bezug auf bestimmte Probleme<br />
verpflichtet zu fühlen (ebd.).<br />
KulturrelativistInnen wie Herskovits können die Frage, welche anderen Konsequenzen<br />
im Denken und Handeln der Menschen sich mit der Annahme der relativistischen Doktrin<br />
ergeben würden, nicht wirklich beantworten. Die einzige affirmative Antwort, die<br />
sie geben, besagt, dass Menschen sich gemäß ihren angelernten Traditionen und Moralvorstellungen<br />
verhalten würden. Darüber hinaus dürfe der Kulturrelativismus, so Herskovits,<br />
nicht als Nihilismus fehlgedeutet werden, denn Menschen würden, wenn sie anerkennen,<br />
dass Moral entlang der kulturellen Grenzen als Willkür aufzufassen sei, nicht<br />
ihre eigenen Konventionen hintergehen.<br />
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