DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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„eigene“ Lebensweise blockiere, wird als eine Abkopplung durch „authentisches kulturelles<br />
Schaffen“ (ebd.: 36) beschrieben. Dem Archetypus des „homo oeconomicus“<br />
setzt er den „homo communis“ (ebd.: 47) entgegen. Dieser verfüge über das Potential,<br />
den wirtschaftlich rational orientierten „homo oeconomicus“ im Sinne der Nachhaltigkeit<br />
und der eigenen kulturellen Tradition in der Krise der Entwicklung abzulösen. Hier<br />
zeigt sich gerade die in den Nachwehen der Krisenzeit der 1980er Jahre sichtbar werdende<br />
Hoffnung Estevas auf eine tiefgreifende Veränderung. Im Weiteren schlägt er<br />
vor, die wirtschaftlichen Normen, darunter auch die der Knappheit, den kulturellen<br />
Normen zu unterstellen (ebd.: 70 f.).<br />
In diesem dualistisch anmutenden Verständnis von Wirtschaft und Kultur empfehlt der<br />
Autor im Sinne des Primats der Kultur die Abkopplung von der als autoritär interpretierten<br />
Technik der industriellen Wirtschaftsweise sowie den Wiederaufbau dessen, was<br />
durch sie vernichtet worden sei (ebd.: 77). In einer Metapher zusammengefasst nutzt<br />
Esteva das Bild einer Hängematte, das diese Bestrebungen zur Abkopplung und radikalen<br />
Umorientierung auf die „eigene“ Kultur ermöglichen könne:<br />
„Wenn ‚wir’ gezwungen würden, die Aktivitäten der Hängematte mit bloß einem<br />
Wort zu umschreiben, könnten ‚wir’ vielleicht beim Bild eines Heilmittels Zuflucht<br />
suchen – eines Heilmittels gegen die Ökonomisierung unserer Welt, die Entwicklung<br />
für uns immer bedeutet hat.“ (ebd.: 21)<br />
Daran anknüpfend empfiehlt der Autor:<br />
„Indem sie die Hängematte benutzen, können sie den Schaden, der ihnen durch<br />
Entwicklung zugefügt wurde, aufhalten oder reduzieren.“ (ebd.: 39)<br />
Allerdings merkt Esteva dazu an, dass es sich nicht um eine alternative Entwicklungsmethode<br />
handle, die gar universelle Ansprüche vermittle, sondern um eine kulturelle<br />
Rückbesinnung auf die jeweils „eigene“ Kultur. Der auch seinen Lösungsvorschlägen<br />
und Forderungen zugrunde gelegte Kulturrelativismus zeigt sich weiter in folgender<br />
Argumentation:<br />
„In unserer Hängematte versuchen wir nicht, Entwicklung zu betreiben. ‚Wir’ können<br />
keine Form von Hilfe akzeptieren. ‚Wir’ versuchen nicht, irgendwelche allgemeinen,<br />
universellen Ziele zu erreichen. ‚Wir’ leben mit den verschiedenen Hoffnungen<br />
und Vorstellungen eines jeden einzelnen, [...]. ‚Wir’ können keinen allgemeinen<br />
Werte als Richtlinien annehmen. Ich kenne sie ja sehr gut. Ich wurde mit<br />
den Werten der Welt meines Vaters erzogen – mit westlichen Werten. Aber dann<br />
wurde ich von der Welt meiner Großmutter herausgefordert, einer Welt, in der die<br />
konkreten kulturellen Muster, die das allgemeine Verhalten bestimmen, so tief im<br />
Alltag verankert sind, daß es unmöglich ist, sie in abstrakten Definitionen zu isolieren.“<br />
(ebd.: 22)<br />
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